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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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unser Universum zu isolieren. Neu an den jüngsten Daten ist, wie entfernte Galaxien zusammengedrängt sind. Die Masseansammlungen auf galaktischer Ebene belegen eine hohe Bandbreite der Materiedichte in unserem Universum. Wenn Galaxien irgendwo in unserem Universum zusammenrücken und ihre Dichte hoch genug wird, könnte sich ihre Raum-Zeit-Geometrie um sich selbst falten, ebenso wie unser Universum abgeschlossen werden könnte.
    Wir haben nun genug Belege, um an Tommy Golds alte Ideen zu glauben – daß es tatsächlich Teile unseres Universums gibt, die genügend zusammengedrängte Galaxien besitzen, um ihre eigene geschlossene Galaxie zu bilden. Für uns würden sie nicht nach viel aussehen – kleine Bereiche, aus denen schwaches rotes Licht dringt. Das Rot stammt von der Materie, die immer noch in diese Masseklumpen fällt. Das Irre daran ist, daß diese örtlich begrenzten Unterschiede in der Dichte die Eigenschaften unabhängiger Universen annehmen. Die Zeit zur Schaffung eines getrennten Universums ist unabhängig von seiner Größe. Sie richten sich nach der Quadratwurzel von Gn, wobei G die Schwerkraftkonstante und n die Dichte des Bereichs ist, der sich zusammenzieht. Folglich ist sie von der Größe des Mini-Universums unabhängig. Ein kleines Universum wird sich ebenso schnell isolieren wie ein großes. Das bedeutet, alle Universen verschiedener Größe existieren eine gleiche Menge ›Zeit‹. (Zu definieren, was Zeit in diesem Problem ist, wird Dich in den Suff treiben, wenn Du kein Mathematiker bist – vielleicht auch dann, wenn Du einer bist.)
    Hier liegt der Clou darin, daß es innerhalb unseres Universums isolierte Universen geben kann. Es wäre tatsächlich ein außergewöhnlicher Zufall, wäre unser Universum das größte von allen. Vielleicht sind wir ein Sternenhaufen im Universum von jemand anders. Erinnerst Du Dich noch an die alte Zeichnung von dem kleinen Fisch, der von einem etwas größeren Fisch verschluckt wird, hinter dem ein noch größerer lauert, und so weiter ohne Ende? Wir könnten einer dieser Fische sein.
    Die letzten Wochen habe ich daran gearbeitet, Informationen über diese – oder aus diesen – Universen innerhalb unseres eigenen zu erhalten. Es ist klar, daß Licht nicht von einem Universum in das nächste gelangen kann; Materie ebensowenig. Das bedeutet ja eine geschlossene Geometrie. Die einzige Möglichkeit könnte ein Teilchentyp sein, der nicht in die durch Einsteins Theorie gesetzten Grenzen paßt. Dafür gibt es ein paar Kandidaten, aber Thorne (der ehrwürdige Häuptling hier) will sich nicht in diesen Sumpf begeben. Zu schmutzig, sagt er.
    Ich glaube, Tachyonen sind die Antwort. Sie können aus kleinen ›Universen‹ innerhalb unseres eigenen entweichen. Die kürzliche Entdeckung der Tachyonen hat für die Kosmologie folglich weitreichende Implikationen. Tachyonen sind schwer zu entdecken, deshalb wissen wir nicht viel über sie. Aber sie ermöglichen uns eine direkte Verbindung zu den isolierten Raum-Zeiten innerhalb unseres Universums, deshalb arbeite ich so intensiv an dem Problem. Darin steckt die Chance einer erstklassigen Entdeckung. Wir hatten eine schreckliche Zeit, der Streik der Arbeiter in der Lebensmittelindustrie und der Großbrand in L.A. Beim derzeitigen Zustand der Welt wird wahrscheinlich keiner einen Pfifferling für unsere Arbeit geben. Aber so ist das akademische Leben nun mal.
    Tut mir leid, daß ich mich so ausführlich darüber ausgelassen habe; wahrscheinlich habe ich mich ohnehin unverständlich ausgedrückt, aber die ganze Sache ist furchtbar aufregend, und manchmal geht es eben mit mir durch. Jedenfalls, wegen Baja tut es mir leid. Ich hoffe, Euch beide bald wiederzusehen.
    Alles Liebe
Cathy
     
    Einen Moment verspürte Peterson ein leichtes Schuldgefühl, weil er einen Privatbrief las. Natürlich verwandte der Rat solche Methoden inzwischen routinemäßig, um störrische Gruppen, die die Notwendigkeit schnellen Handelns nicht akzeptiert hatten, zu umgehen. Aber er war immer noch ein Gentleman, und ein Gentleman liest fremde Post nicht. Sein Interesse an den Folgerungen aus dem Brief »Cathys« drängte seine Skrupel bald zurück. Sub-Universen? Unglaublich. Die Welt der Wissenschaftlerin war völlig unwirklich.
    Peterson lehnte sich in seinem Sitz zurück und blickte auf kanadisches Ödland, das unter ihm dahinglitt. Ja, vielleicht war es das. Seit Jahrzehnten schon war das Bild der Welt, das die Wissenschaftler malten, fremd,

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