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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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gehe ich dort oft spazieren.« Jetzt blickte sie ihn direkt an. »Etwa um zehn Uhr.«
    »Verstehe«, entgegnete Peterson. Er fühlte eine Ader an seinem Hals pochen, das einzige äußere Zeichen seiner Erregung. Bei Gott, sie hatte es getan. Sie hatte sich direkt vor der Nase ihres Mannes mit ihm verabredet. Was für eine Frau!
    Kiefer kam ins Zimmer zurück. »Hier wird es zur Krisis kommen«, sagte er.
    Peterson entfuhr ein schnaubendes Lachen, das er schnell durch einen künstlichen Hustenanfall überdeckte.
    »Ich glaube, Sie haben recht«, gelang es ihm zu sagen. Er wagte keinen Blick zu Mitsuoko.
     
    Während des langen Flugs über den Pol hatte Peterson Zeit, die Caltech-Akten durchzublättern. Er fühlte sich entspannt und angenehm erschöpft, Ausdruck jenes trägen Gefühls, das man verspürt, wenn man weiß, daß man so zügellos gewesen ist, wie es von einem erwartet werden konnte. Kein Bedauern, das war es; es hieß, daß man nichts ausgelassen hatte. Mit dieser Gewißheit ins Grab zu gelangen, wäre sicher zumindest tröstlich.
    Mitsuoko hatte sich so verhalten, wie es ihrer unterschwelligen hohen Selbsteinschätzung entsprach. Nach drei Stunden hatte sie ihn verlassen, vermutlich mit einer handfesten Erklärung für zu Hause – oder es bestand die stillschweigende Übereinkunft zwischen ihr und Kiefer, daß keine Fragen gestellt wurden. Ein angenehmer Abschluß einer ermüdenden Reise.
    Ganz anders als die Caltech-Akten. Zum Teil handelte es sich um verbissen detaillierte interne Berichte, die für ihn aus einem Wust von Worten und mathematischen Symbolen bestanden. Wenn er mochte, könnte Markham sich darauf stürzen. Es gab Hinweise, daß ihm die Akten nicht ganz freiwillig übergeben worden waren. Auf der Kopie des offiziellen Briefs, den der Weltrat auf Wunsch Petersons geschickt hatte, stand am Fuß in krakeliger Handschrift: Hinhalten – wir lassen uns nicht ausnehmen. Der Schreiber hätte die Notiz sicher gelöscht, bevor der Brief kopiert wurde. Die Erklärung war offensichtlich: Die amerikanische Regierung hatte ein gut funktionierendes inneres Sicherheitssystem; statt mit Caltech Briefe auszutauschen, hatten sie alles fotografiert, was ihnen in die Hände geraten war. Peterson seufzte. Eine riskante Methode, aber schließlich nicht sein Problem.
    Der einzig verständliche Teil der Akte war ein privater Brief, der vermutlich wegen einiger Schlüsselworte beigeheftet worden war.
     
    Lieber Jeff,
    ich komme Ostern nicht runter, hier bei Caltech gibt’s einfach zu viel zu tun. Die letzten Wochen waren ausgesprochen spannend. Ich arbeite mit zwei anderen zusammen, und wir wollen unsere Berechnungen nicht abbrechen, nicht einmal für einen Urlaub in Baja. Tut mir wirklich leid, weil ich mich darauf gefreut hatte, wieder mit Euch beiden zusammenzusein (wenn du weißt, was ich meine). Der stachlige Kaktus und die angenehm trockene Wärme werden mir fehlen. Tut mir leid, vielleicht das nächste Mal. Sag Linda bitte, ich werde sie in den nächsten Tagen anrufen, falls ich die Zeit dazu finde. Gibt es die Möglichkeit, daß einer von Euch einen Tag (oder besser eine Nacht) hier rauf kommt?
    Nachdem ich mein Versprechen breche, schulde ich Dir wohl eine Erklärung. Ein Meeresbiologe wie Du wirst es nicht für so bedeutend halten – Kosmologie zählt vermutlich in der Welt der Enzyme und Titrierlösungen nicht viel –, aber für uns, die wir mit der Schwerkrafttheorie arbeiten, sieht es so aus, als stehe eine Revolution bevor. Oder vielleicht schon da ist.
    Es hat mit einem Problem zu tun, das in der Astrophysik schon längere Zeit eine Rolle spielt. Wenn es im Universum eine bestimmte Menge Materie gibt, dann besitzt es eine geschlossene Geometrie – das heißt, es wird schließlich aufhören, sich auszudehnen, und beginnen, sich zusammenzuziehen, eine Folge der Schwerkraftanziehung. Schon seit einiger Zeit haben sich unsere Kollegen gefragt, ob es im Universum genügend Materie gibt, eine geschlossene Geometrie herzustellen. Bisher sind direkte Messungen der Materie in unserem Universum nicht beweiskräftig gewesen.
    Wenn man nur die leuchtenden Sterne im Universum zählt, erhält man nur eine kleine Materienmenge, nicht genug, die Raum-Zeit zu isolieren. Aber es gibt zweifellos eine Menge unsichtbarer Masse; Staub, tote Sterne und Schwarze Löcher, beispielsweise.
    Wir sind uns ziemlich sicher, daß die meisten Galaxien im Zentrum ein schwarzes Loch haben. Dort haben wir die fehlende Materie, um

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