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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Union wollte klare Antworten auf kosmische Fragen, am liebsten in einem einzigen zitierfähigen Satz. Für Gordon war wichtig, wie die Naturwissenschaft arbeitete, wie die Antworten stets vorläufig waren und stets auf das Ergebnis künftiger Experimente warteten. Der Union erwartete Abenteuer und Erregung, mehr Belege für eine Universität auf dem Weg zum Ruhm. Über diese Kluft flossen einige Informationen, aber nicht sehr viele.
    Er sortierte gerade seine Post und steckte einige in seine Aktenmappe, um sie am Abend zu lesen, als Ramsey hereinkam.
    Nach einigen einleitenden Sätzen – Ramsey schien ernsthaftes Interesse am Wetter zu haben – zog er ein Blatt aus einem Umschlag und fragte: »Ist das das Bild, das Schriffer gestern abend gezeigt hat?«
    Gordon betrachtete es. »Woher haben Sie es?«
    »Von Ihrem Studenten Cooper.«
    »Und woher hat er es?«
    »Von Schriffer, sagt er.«
    »Wann?«
    »Vor ein paar Wochen. Schriffer kam zu ihm, um die Punkte und Striche zu überprüfen, sagt er.«
    »Hm.« Gordon hätte wissen müssen, daß Schriffer es nachprüfen würde. Das war eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme. »Okay – und was soll das Ganze?«
    »Nun, ich glaube nicht, daß es einen Sinn ergibt, aber ich hatte auch noch nicht genug Zeit, um – ich meine, was macht dieser Schriffer eigentlich?«
    »Er hat eine zweite Botschaft entschlüsselt. Er glaubt, sie kommt von einem Stern mit Namen 99 Herkules, der…«
    »Ja, ja, ich weiß. Aber warum geht er ins Fernsehen damit?«
    »Um das Bild zu entschlüsseln.«
    »Weiß er nichts von der ersten Botschaft, an der ich arbeite?«
    »Doch, davon weiß er.«
    »Verflixt – diese Sache im Fernsehen, das ist doch Blödsinn, oder?«
    Gordon zuckte die Achseln. »Ich bin Agnostiker. Ich weiß nicht, was es bedeutet, genau das habe ich gerade einem Reporter gesagt.«
    Ramsey wirkte besorgt. »Glauben Sie, die Sache, an der ich arbeite, ist astrein?«
    »Das Material ist okay.«
    »Und Schriffer ist ein Arschloch?«
    »Ich bin Agnostiker«, entgegnete Gordon, der sich plötzlich müde fühlte. Jeder fragte ihn nach der ewigen, allseits gültigen Wahrheit, und die hatte er nicht im Angebot.
    »Hui! Wissen Sie, einiges aus dem biochemischen Teil ergibt allmählich einen Sinn. Das kleine Experiment, mit dem ich einen meiner Studenten beauftragt habe, bringt erste Ergebnisse. Und dann das…«
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen! Die Schriffer-Botschaft ist möglicherweise reinster Krampf. Sehen Sie, ich bin überfahren worden, und…« – Gordon wischte sich über die Stirn – »… es wurde mir aus den Händen genommen. Machen Sie mit den Experimenten weiter, okay?«
    »Ja, okay. Wieso überfahren?«
    »Schriffer. Er glaubt, er habe etwas entschlüsselt, und plötzlich ist er im Fernsehen. Meine Idee war das nicht.«
    »Oh, o ja. Das ist etwas anderes.« Ramsey schien besänftigt. Dann verfinsterte sich sein Gesicht erneut. »Was ist mit der ersten Botschaft?«
    »Was soll damit sein?«
    »Veröffentlichen Sie sie?«
    »Nein, habe ich nicht vor.«
    »Gut, gut.«
    »Sie können so viel Zeit haben, wie Sie wollen, um daran zu arbeiten.«
    »Prima.« Ramsey streckte die Hand aus, als wäre gerade ein Handel beschlossen worden. »Ich halte Sie auf dem laufenden.«
    Feierlich schüttelte Gordon seine Hand.
     
    Die kleine Komödie mit Ramsey hatte ihn zuerst etwas aus der Ruhe gebracht, aber ihm war klar, daß so etwas zum Umgang mit Menschen gehörte; man mußte sich ihre Meinung zu eigen machen, die Dinge aus ihrem Blickwinkel sehen, wenn man überhaupt mit ihnen kommunizieren wollte. Ramsey sah das alles als ein Spiel an, in dem die erste Botschaft eine privilegierte Information und Schriffer nur ein Eindringling war. Sollte es für die Ziele von Ramseys Universum eben so sein. Als er jünger war, hätte Gordon es als zynisch beurteilt, daß man schauspielerte, nur um jemanden zu überzeugen. Jetzt standen die Dinge anders. Er belog Ramsey nicht, und er enthielt ihm keine Informationen vor. Er hatte nur eine besondere Methode gewählt, den Geschehensablauf zu beschreiben. Die Klischees der Heranwachsenden über Wahrheit und Schönheit waren unsinnige, simplifizierende Kategorien. Wenn man etwas durchsetzen wollte, nahm man die Fäden in die Hand; so war es nun mal. Ramsey würde mit seinen Experimenten fortfahren, ohne sich mit Unbekanntem abzuplagen, und mit einigem Glück würden sie etwas herausfinden.
    Er ging vom Physik-Gebäude zur Torrey Pines Road, wo er

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