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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Lippen. Er war wie hypnotisiert, weibliche Glut und klare Gedanken. Und die schlanken, athletischen Schenkel, die sich unter dem Kleid bewegten, als wäre ihr ganzer Körper von dem seidigen Stoff eingeengt und zu freudigem Entkommen fähig. Er wußte nicht viel über Frauen – Columbias bekannter Mangel –, und als er noch mehr Wein trank und sich noch angeregter unterhielt, wunderte er sich über sich selbst, über sie, über das, was da vorging. Lang erhoffte Phantasien schienen wahr zu werden. Als sie gemeinsam davongingen, in einen Volkswagen stiegen und mit stotterndem Motor der betriebsamen Party den Rücken kehrten, ließ die Verheißung dieses Augenblicks – die sich prompt erfüllte – seinen Atem schneller gehen. Von da an schien alles folgende unausweichlich: die gemeinsam verbrachte Zeit, die Restaurantbesuche, die neu entdeckten Schallplatten und Bücher. Das war das kanonische Es. Eines hatte er immer über Frauen gewußt – ein Zauber mußte mitspielen, und hier war es so, ohne Ankündigung und eher ein wenig scheu. Er packte die Gelegenheit beim Schopf.
    Und jetzt, am metaphorischen Morgen danach, hatte sie Freunde namens Cliff, Eltern in Oakland und eine Vorliebe für Goldwater. In Ordnung, dachte er, die Einzelheiten waren also nicht vollkommen. Aber vielleicht war das auch Teil ihres Zaubers.

 
– 17 –
15. April 1963
     
     
    Gordon nahm sein Frühstück in Harry’s Coffee Shop am Girard ein. Er versuchte, seine Vorlesungsnotizen durchzulesen und einige Probleme für die Hausarbeiten zu formulieren. Das Klappern von Geschirr störte ihn, und ein blechernes Radio spielte Lieder des Kingston Trio, die er nicht mochte. Das einzige Stück der jüngeren Popmusik, das er tolerieren konnte, war »Dominique«, ein sonderbarer Schlager, vorgetragen von der Engelsstimme einer belgischen Nonne. Er war ohnehin nicht in der Stimmung, sich auf akademische Fragen zu konzentrieren. Die San-Diego-Union- Versionvon Sauls PR-Schnellschuß war schlimmer, als er erwartet hatte. Einige Mitglieder der Abteilung hatten ihn deswegen abfällig kritisiert.
    Ohne zu einem Ergebnis zu kommen, dachte er während der Fahrt nach Torrey Pines darüber nach. Ein Schlangenlinien fahrender Cadillac mit aufgeblendeten Scheinwerfern machte ihn wütend. Der Fahrer war ein typischer Mann in den Vierzigern mit Filzhut und einem verwirrten Gesichtsausdruck. Ende der 50er Jahre hatte der National Safety Council viel Wirbel darum gemacht. An einem der offiziellen Feiertage hatten sie aufgefordert, mit eingeschalteten Scheinwerfern zu fahren, um alle Verkehrsteilnehmer an eine rücksichtsvolle Fahrweise zu erinnern. Irgendwie hatte sich dieser Einfall bei den Langsam-ist-sicher- Fahrern festgesetzt, und auch jetzt noch, Jahre danach, konnte man sie sich durch den Verkehr schlängeln sehen; ihre Scheinwerfer leuchteten sinnlos, und sie fuhren mit der Gewißheit, daß ihre Langsamkeit sie unverwundbar machte. Reflexhafte Dummheit wie diese brachte ihn immer wieder auf.
    Cooper war bereits im Labor. Je näher seine Prüfung kommt, desto mehr Eifer legt er an den Tag, dachte Gordon, schalt sich aber sofort für seinen Zynismus. Coopers gestiegenes Interesse schien echt, möglicherweise, weil der ganze Komplex der Botschaft seine Dissertation nicht mehr betraf.
    »Testen Sie neue Proben?« fragte Gordon. Sein freundlicher Ton war von Resten seines Schuldbewußtseins beeinflußt.
    »Ja. Ganz gutes Material. Sieht so aus, als hätten die zusätzlichen Indium-Fremdatome die Sache gelöst.«
    Gordon nickte. Er hatte eine Methode entwickelt, die Proben mit Zusätzen zu versehen, so daß sie die richtige Konzentration von Fremdatomen aufnahmen, und das war die erste Bestätigung, daß monatelange Bemühungen sich auszahlten. »Keine Botschaften?«
    »Keine Botschaften«, antwortete Cooper mit offensichtlicher Erleichterung.
    Von der Tür kam eine Stimme. »Hallo, man sagte mir…«
    »Ja?« Gordon drehte sich um. Der Mann trug Schlackerhosen und eine Eisenhower-Jacke. Er war über fünfzig, und sein Gesicht war tiefbraun, als arbeitete er im Freien.
    »Sie sind Professor Bernstein?«
    »Ja.« Fast hätte Gordon einen der alten Witze seines Vaters angehängt: »Ja, ich habe die Ehre«, aber der ernste Gesichtsausdruck des Mannes sagte ihm, daß das fehl am Platze war.
    »Ich, ich bin Jacob Edwards, aus San Diego? Ich habe an einigen Dingen gearbeitet, die Sie vielleicht interessieren?« Er machte jeden Satz zu einer Frage.
    »An was für

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