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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Gordon blieb stehen.
    »Ach?«
    »Die Schriffer-Geschichte.«
    »Ja.« Lakin blickte nach oben und schürzte die Lippen, als suche er sorgfältig nach den richtigen Worten.
    »Es wurde mir aus den Händen genommen«, leistete Gordon Hilfestellung.
    »Ja, das fürchte ich auch.«
    »Schriffer hatte versichert, mich und UCLJ aus den Nachrichten herauszuhalten. Das einzige Ziel war, die Zeichnung publik zu machen.«
    »Nun, er hat noch mehr bewirkt.«
    »Wie das?«
    »Ich hatte eine Anzahl von Anrufen. Wären Sie in Ihrem Büro geblieben, wäre es Ihnen ebenso gegangen.«
    »Von wem?«
    »Kollegen. Leuten, die an Nuklearresonanzen arbeiten. Sie wollen alle wissen, was los ist. Ich könnte hinzufügen: ich auch.«
    »Nun…« Gordon schilderte die zweite Botschaft und wie Schriffers Beteiligung zustande kam. »Ich fürchte, Saul hat die Sache weitergetrieben, als es richtig war, aber…«
    »Das würde ich wohl meinen. Unser Vertragsmentor hat ebenfalls angerufen.«
    »Na und?«
    »Na und? Sicher, er hat nicht viel Einfluß. Aber unsere Kollegen haben ihn. Sie stimmen mit.«
    »Und noch einmal: na und?«
    Lakin meinte achselzuckend: »Sie werden Schriffers Schlußfolgerungen bestreiten müssen.«
    »Hm? Wieso?«
    »Weil sie falsch sind.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie sollten keine Behauptungen aufstellen, die Sie nicht beweisen können.«
    »Aber sie zu leugnen, wäre ebenfalls falsch.«
    »Halten Sie seine Hypothese für wahrscheinlich?«
    »Nein.« Unruhig trat Gordon von einem Fuß auf den anderen. Er hatte gehofft, sich gar nicht äußern zu müssen.
    »Dann lehnen Sie es ab, sie mitzutragen!«
    »Ich kann nicht leugnen, daß wir die Botschaft empfangen haben. Sie kam klar und deutlich an.«
    Lakin hob eine Augenbraue in europäischem Abscheu, so als wollte er sagen: Wie kann ich mit einem solchen Menschen diskutieren? Als Reaktion zog Gordon unbewußt seine Hose hoch, steckte die Daumen hinter den Gürtel und spannte die Schultern. Absurderweise sah er plötzlich Marion Brando in der gleichen Pose vor sich, wie er einen Gauner beäugte, der ihn gerade übers Ohr gehauen hatte. Gordon blinzelte und versuchte sich seine nächsten Worte zurechtzulegen.
    »Ihnen ist doch klar«, sagte Lakin vorsichtig, »daß das Gerede über eine Botschaft den Effekt der Spontanresonanz in Zweifel ziehen wird – ganz abgesehen davon, daß Sie sich damit zum Narren machen?«
    »Kann sein.«
    »Einige der Anrufe drehten sich genau um diesen Punkt.«
    »Kann sein.«
    Lakin blickte Gordon scharf an. »Ich glaube, Sie sollten diese Frage genauer reflektieren.«
    Boshaft erwiderte Gordon: »Zu leuchten ist besser als zu reflektieren.«
    Lakin erstarrte. »Was wollen Sie…?«
    Das Telefon klingelte. Erleichtert griff Gordon zum Hörer. Einsilbig fertigte er den Anrufer ab. »Gut. Drei Uhr also. Zimmer 118.«
    Kontrolliert schaute er Lakin an und sagte: »San Diego Union.«
    »Eine schreckliche Zeitung.«
    »Zugegeben. Sie wollen einiges an Hintergrund zu der Geschichte.«
    »Sie sprechen mit ihnen?«
    »Sicher.«
    Lakin seufzte. »Was werden Sie sagen?«
    »Ich werde ihnen sagen, daß ich absolut nicht weiß, woher das Zeug kommt.«
    »Sehr unklug.«
     
    Nachdem Lakin sich zurückgezogen hatte, dachte Gordon über den Satz nach, der ihm plötzlich über die Zunge gekommen war: Zu leuchten ist besser als zu reflektieren. Wo hatte er das schon gehört? Von Penny wahrscheinlich; es klang nach einem Literatensatz. Aber meinte er es auch so? War er, wie Schriffer, auf Ruhm aus? Er war dazu konditioniert, einen gewissen Teil von Schuld an solchen Dingen zu akzeptieren – das war das gängige Klischee: Juden fühlen sich schuldig, sie werden von ihren Müttern dazu getrimmt. Aber Schuld war es nicht, nein; seine Intuition hatte ihm das eingeflüstert. Sein Instinkt sagte ihm, daß sich hinter der Botschaft etwas verbarg; sie war real. Hundertmal hatte er das Thema diskutiert, obwohl er seinem eigenen Urteil, seinen Daten traute. Und wenn das Thema für Lakin nur ein Hirngespinst war, wenn Gordon als Hochstapler erschien – gut, dann war es eben so.
    Er hakte den Daumen in den Gürtel, starrte auf den kalifornischen Insektenbau und fühlte sich wohl, verdammt wohl.
     
    Nachdem der Reporter vom San Diego Union gegangen war, fühlte Gordon immer noch Zuversicht, wenn auch mit einiger Mühe. Der Reporter hatte einen Haufen einfältiger Fragen gestellt, aber das lag in der Natur der Sache. Gordon hatte auf die Ungewißheit hingewiesen; der

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