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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Münze eiserstarrter Winternächte bezahlen mußte. Die Schulden steigen, dachte er. Und als er am Abend über die sich ausbreitende Blüte las, schien es, daß eine große Schuldsumme bald fällig werden würde.

 
– 16 –
8. April 1963
     
     
    Gordon kam verspätet zur Senatsversammlung der Fakultät und war in Eile, als Bernard Carroway seinen Weg kreuzte. »Hallo, ich muß mit Ihnen sprechen.« Etwas in Bernards Stimme veranlaßte Gordon, stehenzubleiben.
    »Ich habe von dieser Sache gehört, die Sie mit Schriffer zusammen ausgekocht haben. Hab’ ein Filmchen darüber in den Spätnachrichten gesehen – einer meiner Studenten hat mich angerufen und darauf hingewiesen.« Carroway legte die Hände auf den Rücken; diese Haltung gab ihm ein richterliches Aussehen.
    »Tja… ich glaube, Saul ist ein bißchen weit gegangen…«
    »Freut mich, das von Ihnen zu hören!« Plötzlich war Bernard ausgesprochen freundlich. »Ich hielt es für ein… nun, Saul übertreibt es bei solchen Sachen ganz gern.« Mit forschendem Blick wartete er auf Gordons Zustimmung.
    »Manchmal.«
    »Konnte mir selbst kaum etwas Unwahrscheinlicheres vorstellen – Experimente mit nuklearmagnetischen Resonanzen, das sagte er doch? Verquere Art zu kommunizieren.«
    »Saul meint, ein Teil der, äh, Botschaft seien astronomische Koordinaten. Erinnern Sie sich, als ich zu Ihnen kam…?«
    »Das also ist die ganze Grundlage? Nur ein paar Koordinaten?«
    »Er hat die Impulse zu diesem Bild aufgelöst«, gab Gordon zu.
    »Ach, das. Sieht für mich wie Kindergekritzel aus.«
    »Nein, eine Struktur ist vorhanden. Was den Inhalt angeht, wissen wir nicht…«
    »Ich glaube, Sie sollten vorsichtig damit sein. Wohlgemerkt, ich mag einiges an Schriffers Arbeit. Aber ich und andere in der astronomischen Gemeinschaft fühlen, daß er mit dieser Radiokommunikation schon ein bißchen übers Ziel hinausgeschossen ist. Und jetzt das! Findet Botschaften in einem Nuklearresonanz-Experiment! Ich glaube, Schriffer ist da viel zu weit gegangen.«
    Bernard nickte ernst und starrte auf seine Füße. Gordon wußte nicht, was er sagen sollte. Bernards Statur und Haltung verboten jeden direkten Widerspruch. Er bewegte sein Übergewicht mit einer aggressiven Energie, die jedermann einschüchtern konnte. Er war klein und hatte einen mächtigen Brustkorb, der sich, wenn er sich entspannte, als hochgezogene Bauchpartie entpuppte. Als Gordon ihn jetzt betrachtete, sackte er nach unten; bei seiner Konzentration auf Schriffers Sünden hatte Bernard völlig vergessen, darauf zu achten. Seine Fischgrätjacke beulte sich, die Knöpfe spannten. Gordon glaubte fast, unter dem plötzlichen Druck Bernards Gürtel krachen zu hören. Die Tortur, die er seiner Kleidung antat, wurde durch den unbewußten Ausdruck von Freude gemildert, der sich auf Bernards Gesicht breitmachte, als sein Bauch hinabsackte.
    »Das gibt der Angelegenheit einen schlimmen Anstrich«, sagte Bernard und blickte abrupt auf. »Einen schlimmen Anstrich.«
    »Ich glaube, bis wir auf den Grund kommen…«
    »Der Grund ist, daß Schriffer Sie hereingelegt hat. Ich bin sicher, es war nicht Ihre Idee. Und ich bedaure, daß unsere Abteilung mit dieser Narretei in Verbindung gekommen ist. Wenn Sie klug sind, lassen Sie die Finger davon.«
    Mit diesem Ratschlag nickte Bernard und ging weiter.
     
    Cooper blickte auf, als Gordon ins Labor kam. »Morgen, wie geht’s?« grüßte Cooper.
    Gereizt dachte Gordon darüber nach, daß die Menschen automatisch fragen, wie es einem geht, obwohl sie in Wirklichkeit nicht das geringste Interesse daran haben. »Ich fühle mich wie ein zerkrümelter Keks«, antwortete Gordon. Verblüfft runzelte Cooper die Stirn.
    »Haben Sie gestern abend die Sendung gesehen?« fragte Gordon.
    Cooper schürzte die Lippen. »Ja«, sagte er, als verriete er damit ein Geheimnis.
    »Ich hatte nicht die Absicht, es so aus unseren Händen gleiten zu lassen. Schriffer hat den Ball aufgenommen und ist damit weggerannt.«
    »Na ja, vielleicht hat er ein Tor geschossen.«
    »Meinen Sie?«
    »Nein«, gab Cooper zu. Er beugte sich vor und justierte einen Regler am Oszilloskop; er hatte alles gesagt, was er sagen wollte. Gordons Schulterzucken erweckte den Eindruck, man hätte ihn mit Gewichten beschwert. Er wollte nicht versuchen, Coopers lässige goyische Frechheit zu durchlöchern, die unter der Maske der Gleichgültigkeit verborgen lag.
    »Neue Daten?« fragte Gordon, ballte die Hände in den Hosentaschen und

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