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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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verursachte mir größtes Unbehagen, und ich wußte
    nicht, was ich tun sollte.
    »Nun – wo wollen wir uns unterhalten?« fragte er. »Möchten Sie mich zu meinem Zimmer im Imperial begleiten? Ich habe einige Unterlagen, die...«
    »Später«, meinte ich. »Sehen Sie – es mag Ihnen vielleicht seltsam erscheinen –
    aber ich bin gerade erst hier angekommen, und ich würde es begrüßen, etwas mehr von Ihrer Welt zu sehen. Wäre das möglich?«
    »Natürlich!« bejahte er mit strahlendem Gesichtsausdruck. »Wir können uns unterwegs unterhalten.« Er blickte über die Schulter zu dem Soldaten, der mit einem Kopfnicken sein Einverständnis bekundete.
    »Danke«, sagte ich, »Mr....«
    »Eigentlich heiße ich Dr. Wallis«, korrigierte er mich. »Barnes Wallis.«

Hyde Park
    Es stellte sich heraus, daß sich das Imperial College in South Kensington befand –
    ein paar Gehminuten von Queen's Gate Terrace. Die Gründung dieses Colleges
    war etwas nach meiner Zeit, im Jahre 1907, durch die Zusammenlegung von drei zuvor eigenständigen, führenden Colleges erfolgt, die ich kannte: dem Royal College of Chemistry, der Royal School of Mines und dem City and Guilds College.
    Wie es sich begab, hatte ich als jüngerer Mann gelegentlich Vorlesungen an der Normal School of Science gehalten, die ebenfalls in das Imperial integriert worden war. Und nun, wo wir nach South Kensington kamen, wurde mir bewußt, daß ich
    den größten Teil meiner Zeit in London verbracht und mich den Genüssen solcher Etablissements wie dem Empire am Leicester Square hingegeben hatte. Auf jeden Fall hatte ich die Gegend gründlich kennengelernt – aber wie hatte sie sich verändert!
    Wir gingen durch Queen's Gate Terrace in Richtung des College und bogen dann in die Kensington Gore Road ab, die den Hyde Park im Süden begrenzt. Wir wurden von einem halben Dutzend Soldaten eskortiert – ziemlich diskret, denn sie folgten uns in einer kreisähnlichen Formation – aber ich wunderte mich doch wegen der Streitmacht, die auf uns losgelassen würde, wenn etwas schiefgehen sollte.
    Es dauerte nicht lange, und die drückende Hitze begann an meinen Kräften zu zehren – es war wie in einem großen, überhitzten Gebäude –, und ich nahm das Jackett ab und lockerte die Krawatte. Auf Wallis' Rat hin klemmte ich die Epauletten auf das Hemd und befestigte den Gasmaskenbehälter wieder am Hosengürtel.
    Das Straßenbild hatte sich deutlich gewandelt, und es fiel mir auf, daß sich nicht alle Veränderungen, die seit meiner Zeit erfolgt waren, zum Schlechteren ausge-wirkt hatten. Die Verbannung der unhygienischen Pferde, des Rauchs der Kaminfeuer und der Abgase der Motorwagen – alles aus Gründen der Luftreinhaltung
    unter der Kuppel – hatte dem Ort eine gewisse Frische beschert. Die Hauptver-kehrsstraßen wiesen einen Belag aus einem neuen, robusteren glasigen Material auf, das von einer Reihe Arbeitern saubergehalten wurde, die Karren mit Besen und Gießkannen vor sich herschoben. In den Straßen drängten sich Fahrräder, Rikschas und elektrische Straßenbahnen, die zischend an Drähten liefen und blaue Funken in der Dunkelheit versprühten. Außerdem gab es neue Wege für Fußgänger, die Rows genannt wurden und die in Höhe des Erdgeschosses an den Häuser-fronten verliefen – und manchmal auch entlang des ersten und sogar zweiten
    Stockwerks. Brücken, leicht und filigran, überspannten die Straßen und dienten in regelmäßigen Abschnitten als Anschlußstellen für diese Gehwege, wodurch sie
    London – selbst in dieser stygischen Dunkelheit – irgendwie ein italienisches Ambiente verliehen.
    Moses bekam später etwas mehr vom Leben der Stadt mit als ich, und er berichtete über gut besuchte Geschäfte im West End – trotz der Widrigkeiten des Krieges
    – und über neue Theater am Leicester Square, mit Fassaden aus raffiniert ver-stärktem Porzellan, wobei diese Gebäude noch im Schein indirekter Beleuchtung und illuminierter Reklame erstrahlten. Aber Moses beschwerte sich, daß die aufgeführten Stücke nur langweilig oder belehrend waren, wobei sich gleich zwei Theater auf die endlose Wiederholung von Shakespeares Werken verlegt hatten.
    William und ich kamen an der Royal Albert Hall vorbei, die mir immer monströs erschienen war – wie eine rosa Hutschachtel! Im Zwielicht der Kuppel wurde dieses Bauwerk von einer Reihe heller Lichtstrahlen beleuchtet (die von Aldis-Lampen projiziert wurden, wie Wallis mir erklärte) und die dieses

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