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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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stärker als alles bisher Dagewesene...
    Mit Carolinum gefüllte Bomben, heißt es.« Ich erinnerte mich an Wallis' diesbezügliche Spekulationen von 1938. »Und dann gibt es natürlich noch«, ergänzte Bond, »die Zeitverschiebungs-Kriegsführung.
    Sie sehen ein, daß wir den Kampf nicht einstellen können, wenn die Deutschen dadurch ein Monopol auf eine solche Waffe bekämen.« In ihrer Stimme schwang
    ein Unterton ruhiger Verzweiflung mit. »Das begreifen Sie doch, oder? Deshalb auch diese hektischen Bemühungen, Atomreaktoren zu bauen, Carolinum zu gewinnen und mehr Plattnerit zu erzeugen... deshalb sind auch solche Mittel und Ressourcen in diese zeitreisefähigen Großkampffahrzeuge investiert worden.«
    »Und alles nur, um einen Sprung in die Vergangenheit zu machen und den Deutschen zuvorzukommen? Sie zu vernichten, bevor sie die Gelegenheit erhalten, euch zu vernichten?«
    Sie schob das Kinn vor und setzte einen trotzigen Blick auf. »Oder den Schaden zu beheben, den sie anrichten. So kann man es nämlich auch betrachten, stimmt's?
    Wir haben unseren Plattnerit-Detektor...«
    Mit diesem Instrument pirschte die Zeitexpedition zurück in die Vergangenheit und spähte in den flackernd verstreichenden Tagen nach Spuren von Nebogipfel und mir bzw. anderen, übleren Zeitreisenden.
    Ich ersparte mir, was Nebogipfel sicher nicht getan hätte, einen Kommentar zu der letztendlichen Sinnlosigkeit dieser Suche; denn es war klar, daß die Philosophen des Jahres 1944 im Gegensatz zu mir, der ich den Morlock als Mentor gehabt hatte, noch nichts von dem Konzept der Multiplizität der Geschichte wußten.
    »Doch selbst in diesem Fall«, entgegnete ich, »ist die Vergangenheit ein weit-räumiger Ort. Wie konntet ihr wissen, daß es uns hierher verschlagen würde – wie konntet ihr hier bei uns landen, mit dieser absoluten Präzision?«
    »Wir hatten Hinweise«, erklärte sie.
    »Welche Art von Hinweisen? Sie meinen die im Imperial zurückgebliebenen
    Trümmer?«
    »Zum Teil. Aber auch archäologische Spuren.«
    »Archäologische ? «
    Sie schaute mich recht verschmitzt an. »Schauen Sie. Ich weiß nicht, ob Sie das jetzt hören wollen...«
    Das weckte natürlich erst recht meine Neugier! Ich bestand darauf, daß sie es mir erzählte.
    »Sehr gut. Sie – die Eierköpfe – kannten die ungefähre Position, von der aus Sie in die Vergangenheit aufgebrochen waren – auf dem Campus des Imperial College natürlich – und so begannen sie eine intensive archäologische Untersuchung des Areals. Ausgrabungen wurden durchgeführt...«
    »Gütiger Himmel«, sagte ich. »Ihr habt nach meinen versteinerten Knochen gesucht!«
    »Und denen von Nebogipfel. Man ging davon aus, daß wir euch beim Auftreten
    irgendwelcher Anomalien – Knochen oder Werkzeuge – anhand euer Lage in der
    jeweiligen Schicht ziemlich genau lokalisieren könnten...«
    »Und seid ihr fündig geworden? Hilary...« Sie wollte sich wieder nicht äußern, und ich mußte auf einer Antwort bestehen.
    »Sie haben einen Schädel gefunden.«
    »Menschlich?«
    »So in etwa.« Sie zögerte. »Klein und ziemlich deformiert – in einer Schicht, die fünfzig Millionen Jahre zu alt war, als daß dort irgendwelche menschliche Überreste hätten sein dürfen – und sauber in zwei Hälften getrennt.«
    Klein und deformiert – das konnte nur Nebogipfel gewesen sein! Konnte das aus seiner Begegnung mit dem Pristichampus resultieren – aber in einer anderen Geschichte, in der Gibson nicht interveniert hatte?
    Und befanden sich meine Knochen vielleicht, zermalmt und versteinert, in einer benachbarten, unentdeckten Lagerstelle?
    Mich fröstelte, trotz der Sonnenhitze auf Rücken und Kopf. Plötzlich schien diese paradiesische Welt des Paläozäns zu verschwimmen – ein transparenter Schemen, durch den das gnadenlose Licht der Zeit fiel.
    »Dann haben Sie also Spuren von Plattnerit gefunden, und uns gleich dazu«, resü-
    mierte ich. »Aber ich kann mir vorstellen, daß Sie enttäuscht waren, nur mich zu finden – schon wieder! – und keine Horde kriegerischer Preußen. Aber – schauen Sie – können Sie denn nicht erkennen, daß hier eine gewisse Paradoxie vorliegt?
    Ihr entwickelt eure Zeit-Linienschiffe, weil ihr befürchtet, daß die Deutschen das gleiche tun. Sehr schön. Aber die Situation weist eine Symmetrie auf: von ihrem Standpunkt müssen die Deutschen befürchten, daß ihr zuerst eine solche Zeitmaschine entwickelt. Jede Seite verhält sich exakt so, daß sie bei

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