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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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war.
    Nach dem ersten Tag sah ich wenig von Gibson, der von den Details der täglichen Operationen seines Expeditionskorps in Anspruch genommen wurde, und –
    zu seiner Verärgerung – von einer Menge Papierkram, Formularen, Berichten und Aufzeichnungen, die er täglich aktualisieren sollte: und das alles wegen eines Whitehall, das erst in fünfzig Millionen Jahren existieren sollte! Aber Hilary Bond hatte ziemlich viel Freizeit – sie war immer dann am meisten gefordert, wenn die großen zeitreisenden Linienschiffe durch die Jahrhunderte fuhren – und sie fungierte als meine und Nebogipfels Gastgeberin.
    Eines Tages spazierten wir beide dicht an der Küste am Waldrand entlang. Bond kämpfte sich durch das dichte Unterholz. Sie humpelte zwar, aber ihr Gang war energisch und kraftvoll. Sie beschrieb mir den Fortgang des Krieges seit 1938.
    »Ich hätte eigentlich gedacht, daß mit der Zertrümmerung der Kuppel das Ende gekommen wäre«, sagte ich. »Können die Menschen denn nicht erkennen – ich
    meine, wofür soll man danach überhaupt noch kämpfen?«
    »Sie meinen, daß der Krieg danach hätte zu Ende sein müssen? O nein. Es hat
    wohl für eine gewisse Zeit das Leben in der Stadt beendet. Unsere Leute haben schrecklich viel abbekommen. Aber es gibt natürlich noch die Bunker – von ihnen aus wird der Krieg jetzt geführt, und dort befinden sich auch die meisten Munitionsfabriken und dergleichen. Ich glaube nicht, daß dies unbedingt ein Jahrhundert für Städte ist.«
    Ich dachte an das zurück, was ich an Barbarei in der Landschaft außerhalb der Londoner Kuppel gesehen hatte, und ich versuchte mir ein ständiges Leben in einem unterirdischen Luftschutzbunker vorzustellen – vor meinem geistigen Auge erschienen Szenarien von hohläugigen und leichenblassen Kindern, die durch
    dunkle Tunnel streunten, und von einer Bevölkerung, die vor lauter Furcht der Selbstaufgabe und Barbarei nahe war.
    »Und was ist mit dem Krieg selbst?« fragte ich. »Die Fronten – eure große Belagerung von Europa ...«
    Bond zuckte die Achseln. »Nun, die Schwätzmaschinen erzählen viel von großen Erfolgen, die hier und da eingetreten sein sollen: Ein Letzter Vorstoß – so etwas in der Art.« Sie senkte die Lautstärke ihrer Stimme. »Aber – und wir können das ruhig hier erörtern – auch bei Nachteinsätzen, im Schein der Explosionen, sehen die Flugzeugbesatzungen einen Teil von Europa, wissen Sie, und es spricht sich ja auch herum. Ich glaube jedenfalls nicht, daß sich diese Stellungen seit 1935 auch nur einen Zoll im Schlamm verschoben haben. Wir stecken fest.«
    »Ich kann mir nicht mehr vorstellen, wofür ihr überhaupt noch kämpft. Die Länder sind doch alle schon mehr oder weniger zerschlagen, industriell und wirtschaftlich. Ich glaube kaum, daß von einem noch eine Bedrohung für die anderen ausgehen kann; und es können auch keine Aktiva mehr existieren, die zu erbeuten sich lohnen würde.«
    »Vielleicht stimmt das«, gab sie zu. »Ich glaube nicht, daß Großbritannien noch so stark ist, das zerstörte Land wieder aufzubauen, wenn der Krieg erst einmal vorbei ist. Wir werden für lange Zeit keine Eroberungsfeldzüge mehr durchführen können! Und angesichts der jetzigen Pattsituation müssen sich die Dinge aus der Sicht Berlins ähnlich darstellen.«
    »Warum dann noch weitermachen?«
    »Weil wir es uns nicht leisten können, aufzuhören.« Unter der Bräune, die sie in diesem urzeitlichen Paläozän erworben hatte, erkannte ich noch Spuren von Bonds alter, erschöpfter Blässe. »Es kursieren alle möglichen Berichte – soweit ich das beurteilen kann, sind manche nur Gerüchte, manche schon substantieller – von technischen Entwicklungen der Deutschen...«
    »Technische Entwicklungen? Sie meinen wohl Waffen.«
    Darauf blieb sie mir die Antwort schuldig.
    Wir entfernten uns vom Wald und näherten uns dem Strand. Die heiße Luft
    brannte in meinem Gesicht, und wir ließen die Absätze unserer Stiefel vom Wasser umspülen.
    Ich versuchte mir das Europa von 1944 vorzustellen: die zerstörten Städte, und, von Holland bis zu den Alpen, Millionen von kriechenden und liegenden Menschen, die einander irreparablen Schaden zuzufügen versuchten... In diesem tropischen Frieden schien das alles so absurd – ein Fiebertraum!
    »Aber was sollte wohl noch entwickelt werden«, wandte ich ein, »das noch mehr Schaden als den ohnehin schon verursachten anrichten könnte?«
    »Man spricht von Bomben. Eine neue Art –

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