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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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formierte...
    Dann neigten sich die glitzernden Flügel erneut, und der Lärm des Propellers stürzte auf uns herab. Dann zog die Maschine hoch und verschwand, über den
    Wald und in Richtung des Expeditionskorps.
    Hilary rannte den Strand hinauf, wobei ihr Humpeln asymmetrische Krater im
    Sand hinterließ.
    »Wo wollen Sie hin?«
    Sie erreichte ihre Stiefel und schlüpfte hastig hinein, ohne vorher die Strümpfe angezogen zu haben. »Ins Lager natürlich.«
    »Aber...« Ich starrte auf unseren kleinen traurigen Hügel aus Muscheln. »Aber Sie können doch nicht mit dieser Messerschmitt mithalten. Was werden Sie tun?«
    Sie nahm ihre Pistole und richtete sich auf. Sie schaute mich nur ausdruckslos an.
    Dann drehte sie sich um, stapfte durch die Palmenschößlinge, die den Waldrand säumten, und verschwand im Schatten der Dipterocarps.
    Das Geräusch des Messerschmitt-Flugzeugs verklang allmählich und wurde vom
    Blätterdach des Waldes verschluckt. Ich war allein am Strand, mit den Muscheln und dem Plätschern der Brandung.
    Es wirkte alles ziemlich irreal: Krieg, in diese Idylle im Paläozän importiert? Ich verspürte keine Furcht – nur ein Gefühl bizarrer Entrücktheit.
    Ich schüttelte die Starre ab und schickte mich an, Bond in den Wald zu folgen.
    Ich war noch nicht einmal bei meinen Stiefeln angekommen, als eine dünne, flie-
    ßende Stimme über den Sand zu mir herüberdrang: »...Nein!... geh zum Wasser...
    nein! ...«
    Es war Nebogipfel: der Morlock taumelte durch den Sand auf mich zu, wobei
    seine improvisierte Krücke eine Reihe tiefer, kleiner Gruben hinterließ. Als er her-antorkelte, sah ich, daß seine Gesichtsmaske an einer Seite lose herumbaumelte.
    »Was ist? Siehst du denn nicht, was los ist? Die Zeitmaschine ...«
    »Das Wasser.« Er stützte sich auf die Krücke, so schlaff wie eine Stoffpuppe, und sein Keuchen ging stoßweise durch den ganzen Körper. Das Schnaufen hatte sich so verstärkt, daß seine Worte kaum noch zu verstehen waren. »Das Wasser...
    wir müssen ins...«
    »Wir haben jetzt keine Zeit zum Baden, Mann!« blaffte ich indigniert. »Siehst du denn nicht...«
    »Verstehst nicht«, keuchte er. »Du. Du verstehst nicht... Komm...«
    Konsterniert drehte ich mich um und überblickte den Wald. Da konnte ich die
    schemenhafte Form der Zeitmaschine erkennen, die über den Baumwipfeln dahin-jagte, wobei ihr grüner und blauer Anstrich einen lebhaften Kontrast zu den Blättern bildete. Ihre Geschwindigkeit war außerordentlich, und ihr entferntes Ge-räusch klang wie das zornige Brummen eines Insekts.
    Dann hörte ich das stakkatoartige Belfern von Artilleriegeschützen und das Pfeifen von Granaten.
    »Sie schlagen zurück«, sagte ich zu Nebogipfel, elektrisiert von diesem Streiflicht des Krieges. »Begreifst du? Die Flugmaschine hat das Expeditionskorps offensichtlich ausgemacht, aber sie beschießen es mit ihren Geschützen...«
    »Das Meer«, meinte Nebogipfel nur. Mit Fingern, die so schwach waren wie die eines Babies, zupfte er an meinem Ärmel, und diese Geste war so unmittelbar, so flehend, daß ich meine Augen einfach von dem Luftkampf loßreißen mußte. Hinter der groben Maske waren seine Augen nur als Schlitze zu erkennen, und der Mund war eine nach unten gezogene, zitternde Öffnung. »Das ist der einzige Schutz, der nahe genug ist. Es könnte genug sein...«
    »Schutz? Das Gefecht ist mehr als zwei Meilen entfernt. Wie könnten wir dann verletzt werden, wenn wir nur auf diesem leeren Strand stehen?«
    »Aber die Bombe... die Bombe, die der Deutsche hat; hast du sie denn nicht gesehen?...« Sein Haar klebte feucht an dem schmalen Schädel. »Die Bomben dieser Historie sind zwar nicht sehr weit entwickelt – wenig mehr als Brocken reinen Carolinums, die mit unoxidiertem Cydonator-Zündstoff beschichtet und in einem
    hermetisch abgedichteten Membraniummantel eingeschlossen sind... Aber trotzdem sind sie noch effektiv genug.
    Es gibt nichts, was du für die Expedition noch tun könntest! – nichts mehr... Wir müssen warten, bis die Schlacht zu Ende ist.« Er starrte zu mir hoch. »Begreifst du das? Komm!« sagte er und zog mich wieder am Arm. Er hatte die Krücke fallen-lassen und stützte sich an meinem Arm ab.
    Wie ein Kind ließ ich mich von ihm ins Wasser führen.
    Bald waren wir bei einer Tiefe von vier Fuß angelangt. Das Wasser reichte dem Morlock bis zu den Schultern; er forderte mich auf, in die Hocke zu gehen, so daß auch ich mehr oder weniger vom Wasser bedeckt

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