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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Aber Sie dürfen nicht aufgeben, Mann – wir haben doch gerade erst mit der Suche begonnen.«
    Seine Augen standen weiß in einem Gesicht, das so schwarz war wie das eines
    Schornsteinfegers. »Nein«, sagte er. »Sie haben recht. Wir dürfen nicht aufgeben.
    Wir werden das Beste daraus machen; was bleibt uns auch anderes übrig? Aber...«
    »Ja?«
    »Oh – nichts«, winkte er ab; und dann richtete er seine Uniform, bereit zum
    Weitermarsch.
    Er brauchte seinen Satz auch gar nicht zu beenden, um mir seine Bedeutung zu vermitteln! Wenn die ganze Expedition bis auf uns zwei und den Morlock ausgelöscht war, dann wußte Stubbins, daß wir bis an unser Lebensende in unseren
    Hütten am Strand sitzen würden. Danach würde die Flut unsere Knochen bedek—
    ken, und wir könnten noch von Glück sagen, als Fossilien zu enden, die ein neugieriger Hausbesitzer fünfzig Millionen Jahre später in Hampstead oder Kew beim Umgraben seines Gartens ausbuddeln würde.
    Es war eine düstere, unbefriedigende Aussicht; und was – würde Stubbins sicher wissen wollen – war wohl das Beste, das man aus dieser Situation machen konnte?
    In düsterem Schweigen ließen wir die verkohlte Leiche der jungen Frau zurück und gingen weiter.
    Wir hatten keine Möglichkeit, im Wald die Zeit zu bestimmen, und der Tag war lang in diesem grauenhaften Trümmerfeld; selbst die Sonne schien ihren täglichen Umlauf am Himmel eingestellt zu haben, und die Schatten der Baumstümpfe
    schienen sich weder zu verkürzen noch über den Erdboden zu wandern. Aber in
    Wirklichkeit war es erst eine Stunde später, als wir ein splitterndes, krachendes Geräusch hörten, das aus dem Waldesinneren auf uns zukam.
    Zuerst konnten wir die Quelle nicht ausmachen – Stubbins' vor Furcht geweitete Augen stachen so weiß wie Elfenbein aus dem Zwielicht – und wir warteten mit angehaltenem Atem.
    Eine Gestalt näherte sich uns, schälte sich aus den verkohlten Schatten, stolperte und prallte gegen die Baumstümpfe; es war eine kleine, schmale Gestalt, ganz klar in Not – aber dennoch unverkennbar menschlich.
    Mit einem Kloß im Hals eilte ich vorwärts, wobei ich nicht mehr auf den verkru-steten, geschwärzten Bewuchs unter den Füßen achtete. Stubbins hielt sich neben mir.
    Es war eine Frau, deren Gesicht und Oberkörper indessen so verbrannt und
    schwarz waren, daß ich sie nicht identifizieren konnte. Mit einem gurgelnden, erleichtert klingenden Seufzer fiel sie in unsere Arme.
    Stubbins lehnte die Frau mit dem Rücken an einen gesplitterten Baumstumpf und begleitete seine Bemühungen mit unbeholfenen, beruhigenden Worten: »Machen
    Sie sich keine Sorgen – es wird alles wieder gut, ich werde mich um Sie kümmern...« und dergleichen versicherte er mit würgender Stimme. Sie trug noch immer die Überreste eines Twillhemdes und einer Khakihose, aber das Ganze war
    geschwärzt und zerrissen; und ihre Arme waren böse verbrannt, vor allem an der Unterseite der Unterarme. Ihr Gesicht sah ebenfalls schlimm aus – sie mußte in die Richtung der Explosion geschaut haben – aber wie ich jetzt sah, befanden sich noch Abschnitte unversehrten Fleisches um Mund und Augen. Ich vermutete, daß sie bei der Explosion die Arme vor das Gesicht gehalten und dadurch die Unterarme ruiniert, aber wenigstens das Gesicht einigermaßen geschützt hatte.
    Nun schlug sie die Augen auf: sie waren stahlblau. Ihr Mund öffnete sich, und ein insektengleiches Flüstern drang hervor. Ich beugte mich zu ihr hinunter, wobei ich den Ekel und Abscheu angesichts der geschwärzten Ruinen ihrer Nase und
    Ohren unterdrückte.
    »Wasser. Um Gottes willen – Wasser ...«
    Es war Hilary Bond.

Bonds Bericht
    Stubbins und ich blieben für einige Stunden bei Hilary und flößten ihr Wasser aus unseren Nußschalen ein. In regelmäßigen Intervallen begab sich Stubbins auf kurze kreisförmige Wanderungen durch den Wald und rief laut, um die Aufmerksamkeit weiterer Überlebender zu erregen. Wir versuchten, Hilarys Wunden mit Stubbins'
    Verbandspäckchen zu behandeln; aber der Inhalt dieses Päckchens – das für Quet-schungen, Schnittverletzungen und ähnliche kleinere Verwundungen gedacht war –
    reichte bei weitem nicht aus, um Verbrennungen solchen Ausmaßes und einer derartigen Schwere wie bei Hilary zu behandeln.
    Hilary war zwar geschwächt, aber bei Bewußtsein, und sie war imstande, mir einen zusammenhängenden Bericht von ihren Eindrücken während des Bombenangriffes zu geben.
    Nachdem sie mich am

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