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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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setzte die Arbeit mit dem Stößel und dem Mörser fort.
    Das Fest und was danach geschah
    Eines Tages verkündete Hilary, daß sich der Bombenangriff in einer Woche zum erstenmal jährte und daß anläßlich der Gründung unseres kleinen Dorfes eine Feier stattfinden würde.
    Die Kolonisten griffen dieses Vorhaben begeistert auf, und bald waren die Vorbereitungen schon weit gediehen. Die große Halle wurde mit Lianen und großen Blumengirlanden geschmückt, die aus dem Wald geholt worden waren, und es
    wurden Vorbereitungen getroffen, aus der wertvollen Diatryma-Schar der Kolonie ein Tier zu schlachten und zu braten.
    Ich hingegen suchte Trichter und Röhren zusammen und begann in der Abge—
    schiedenheit meiner alten Hütte mit der Durchführung intensiver geheimer Experimente. Das weckte natürlich die Neugier der Kolonisten, und ich mußte sogar in der alten Behausung schlafen, um das Geheimnis meines improvisierten Apparillos zu bewahren. Ich hatte nämlich befunden, daß es endlich an der Zeit war, meine wissenschaftliche Kompetenz in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen!
    Schließlich dämmerte der Festtag herauf. Wir versammelten uns im strahlenden Morgenlicht vor der Gemeinschaftshalle, und große Aufregung und Spannung lag in der Luft. Wieder einmal waren die Überreste der Uniformen gereinigt und angelegt worden, und der militärische Nachwuchs war in die neuen Kleider gehüllt, die Nebogipfel aus einer Art Baumwolle gefertigt und mit Pflanzenfarben rot und purpur gefärbt hatte. Ich streifte durch die Menschenansammlung und hielt Ausschau nach meinen engeren Freunden... – als plötzlich Zweige knackten und ein tiefes, krächzendes Bellen ertönte.
    Geschrei ertönte. »Pristichampus – es ist ein Pristichampus! Schaut nur...«
    Und wirklich war es das für dieses große, auf dem Land lebende Krokodil charakteristische Bellen gewesen. Die Leute rannten umher, und ich suchte nach einer Waffe, wobei ich mich wegen meiner Sorglosigkeit selbst verfluchte.
    Dann drang eine andere, angenehmere und vertrautere Stimme zu uns herüber.
    »Hi! Habt keine Angst – seht mal!«
    Die Panik legte sich, und vereinzeltes Gelächter kam auf.
    Der Pristichampus – ein stolzes Männchen – stakste auf den freien Platz vor der Halle. Wir traten zurück, um ihm Platz zu machen, und seine behuften Füße hinterließen große Abdrücke im Sand... und auf seinem Rücken, mit breitem Grinsen und im Sonnenlicht flammenden roten Haar, saß Stubbins!
    Ich näherte mich dem Krokodil. Seine schuppige Haut stank nach verwesendem
    Fleisch, und ein kaltes Auge fixierte mich und folgte meinen Bewegungen. Der mit freiem Oberkörper dasitzende Stubbins grinste mich von oben an; in seinen sehni-gen Händen hielt er einen Zügel aus geflochtenen Lianen, der um den Kopf des Pristichampus geschlungen war.
    »Stubbins«, meinte ich, »das ist wirklich eine Leistung.«
    »Nun, ich weiß zwar, daß wir einen Diatryma als Zugtier für einen Pflug einsetzen, aber dieses Tier ist weitaus agiler. Mit ihm könnten wir meilenweit reisen – er ist besser als ein Pferd...«
    »Nur mal langsam«, bremste ich ihn. »Und, Stubbins, wenn du nachher mal bei
    mir vorbeikommst...«
    »Ja?«
    »Ich hätte eine Überraschung für dich.«
    Stubbins zog am Kopf des Pristichampus. Er mußte sich ziemlich anstrengen, aber dann konnte er das Vieh wenden. Die große Kreatur verließ den freien Platz und lief zum Wald zurück, wobei die Muskeln der großen Beine wie Kolben arbeiteten.
    Nebogipfel, dessen Schädel fast völlig unter einem großen, breitkrempigen Hut verschwand, schloß sich mir an.
    »Das ist eine beachtliche Leistung«, bemerkte ich. »Aber – siehst du – er hatte das Monster kaum unter Kontrolle...«
    »Er wird gewinnen«, gab Nebogipfel sich optimistisch. »Die Menschen gewinnen nämlich immer.« Er kam auf mich zu, wobei sein weißes Fell im Licht der
    Morgensonne schimmerte. »Hör mir mal zu.«
    Sein plötzliches, unmotiviertes Flüstern irritierte mich. »Was? Was ist los?«
    »Ich habe meine Konstruktion fertiggestellt.«
    »Welche Konstruktion?«
    »Ich werde morgen verschwinden. Wenn du mich begleiten möchtest, bist du
    willkommen.«
    Und er drehte sich um und schlich lautlos zum Wald davon; mit einemmal war
    sein weißer Rücken in der Dunkelheit der Bäume verschwunden. Ich stand da, ließ mir die Sonne auf den Hals scheinen und starrte dem rätselhaften Morlock nach –
    und es war, als ob der Tag nicht mehr derselbe wäre, denn

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