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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Welt total verändert, sogar im geologischen – kosmischen Maßstab. Ich frage mich, ob du wirklich begreifst...«
    »Was?«
    »Ich frage mich, ob du auch wirklich die Bedeutung von einer Million Jahre erkennst – oder von zehn Millionen – oder von fünfzig.«
    »Nun, das müßte ich eigentlich. Ich habe ja solche Distanzen mit dir zurückgelegt, auf dem Weg ins Paläozän und zurück.«
    »Aber damals waren wir durch eine Historie gereist, in der es keine Intelligenzen gab. Schau – ich habe dir von der interstellaren Wanderung erzählt. Wenn intelligentes Leben die Gelegenheit hat, in solchen Maßstäben zu wirken...«
    »Ich habe ja gesehen, was aus der Erde geworden ist.«
    »Mehr als das – mehr als ein einzelner Planet! Das geduldige, termitengleiche Bohren der Intelligenz kann sogar die Struktur des Universums aushöhlen«, flü-
    sterte er, »wenn sie nur genügend Zeit hat. Sogar wir hatten nur eine halbe Million Jahre seit den afrikanischen Savannen, und wir haben eine Sonne eingefangen ...
    Schau zum Himmel«, forderte er mich auf. »Wo sind die Sterne? Es steht kaum ein Stern am Himmel. Erinnere dich, daß wir uns im Jahre 1891 oder in seiner Nä-
    he befinden: hier kann es im Gegensatz zum Himmel über deinem Richmond keine kosmologische Erklärung für das Erlöschen der Sterne geben.
    Mit meinen an die Dunkelheit adaptierten Augen kann ich etwas besser sehen als du. Und ich sage dir, daß es dort oben eine Konfiguration dunkelroter Steckna-deln gibt: es ist Infrarot-Strahlung – Wärme –, die aus dem dunklen Innern von Schalen kommt.
    Am ganzen Himmel – in der ganzen Galaxis – haben die Menschen und die
    Nachkommen von Menschen die Sterne eingeschlossen...«
    Dann überkam es mich fast mit körperlicher Wucht. »Sie ist wahr«, bestätigte ich. »Sie ist wahr... deine Hypothese von der Galaktischen Eroberung. Wir haben den sichtbaren Beweis, hier am Himmel! Die Sterne müssen – fast alle – mit
    künstlichen Hüllen ummantelt worden sein, wie eure Morlock-Sphäre.« Ich starrte zum leeren Himmel empor. »Lieber Gott, Nebogipfel! Die Menschen – und ihre
    Maschinen – haben den Himmel selbst verändert!«
    »Diese Entwicklung war einfach unvermeidlich, nachdem der erste Konstrukteur gestartet war – verstehst du? Eine optimistische, fortgeschrittene Gesellschaft wird bis an die malthusianischen Grenzen gehen.«
    Von Ehrfurcht gepackt starrte ich in diesen verdunkelten Himmel. Es war nicht so sehr der veränderte Himmel an sich, der mich so erstaunte, als vielmehr die Vorstellung, daß all das – alles, bis in den hintersten Winkel der Galaxis – deswegen zustandegekommen war, weil ich mit der Zeitmaschine die Geschichte zertrümmert hatte!
    »Ich sehe, daß die Menschen die Erde verlassen haben«, sagte ich. »Die klimatische Instabilität hat uns hier erledigt. Aber irgendwo...« – ich machte eine ausladende Geste – »irgendwo dort draußen müssen Männer und Frauen in diesen verstreuten Gebäuden sein!«
    »Nein«, dementierte er. »Bedenke, daß die Konstrukteure alles sehen; sie wissen alles. Und auch ich habe keine Hinweise auf Menschen wie dich erkannt. Oh, hier und da kann man vielleicht biologische, vom Menschen abstammende Kreaturen
    finden – die sich aber auf ihre Art so sehr von deiner menschlichen Gestalt unterscheiden wie ich. Oder würdest du mich als Menschen bezeichnen? Und außerdem sind die biologischen Formen überwiegend degeneriert...«
    »Es gibt keine echten Menschen mehr?«
    »Die Nachkommen der Menschheit leben überall. Aber du wirst nirgendwo ein Wesen finden, das enger mit dir verwandt ist als – sagen wir – ein Wal oder ein Elefant...«
    Ich zitierte aus dem, was ich noch von Charles Darwin wußte: »›Wenn man sich an der Vergangenheit orientiert, können wir mit Sicherheit annehmen, daß es keine lebende Spezies gibt, die sich in der entfernten Zukunft nicht verändert haben wird
    ...‹«
    »Darwin hatte recht«, stellte Nebogipfel ruhig fest.
    Diese Mitteilung – daß man der einzige seiner Art in der Galaxis ist! – ist schwer zu verdauen, und ich verfiel in Schweigen und schaute zu den ausgeblendeten
    Sternen hoch. War jeder dieser großen Globen so dicht besiedelt wie Nebogipfels Sphäre? Meine lebhafte Phantasie begann diese gigantischen Gebäudewelten mit den Abkömmlingen richtiger Menschen zu bevölkern – mit Fischmenschen, Vo-gelmenschen, Menschen aus Feuer und Eis – und ich fragte mich, welches Märchen überliefert werden

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