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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Bezeichnung – aber die läßt sich nicht so einfach wiedergeben.«
    Die Nonlinearitäten, von denen Nebogipfel sprach, wirkten sich noch im Mikro-kosmos aus.
    »Stell dir vor, du führst eine Messung durch – vielleicht um den Spin eines
    Atoms zu erfassen.« Er beschrieb eine ›Nonlineare‹ Interaktion zwischen dem Spin eines Atoms und seinem Magnetfeld. »Das Universum teilt sich natürlich, je nach Ausgang des Experiments. Dann, nach dem Experiment, schleust du das Atom durch das Nonlineare Feld. Danach wirst du feststellen, du kannst es so hinbiegen, daß deine Handlungen in einer Historie von einer Entscheidung abhängen, die in der zweiten Historie getroffen wurde...«
    Er ging bis in die kleinsten Einzelheiten darauf ein und brachte dann noch die Technologie des sogenannten ›Stern-Gerlach-Gerätes‹ ins Spiel, aber ich konnte seinen Ausführungen nicht mehr folgen; mir ging es nur um das Verständnis des wesentlichen Punktes.
    »Also«, unterbrach ich ihn, »ist es doch möglich? Willst du mir damit sagen, daß die Konstrukteure solche Kommunikationsgeräte entwickelt haben, die eine Verständigung zwischen den Historien ermöglichen? Ist unser Tisch ein solches Ge-rät?« Der Gedanke versetzte mich in Aufregung. Dieses ganze Gerede über Billardkugeln und Atomspins war ja ganz nett; wenn ich jedoch über einen Everett-Phonographen mit meinen Ichs in anderen Historien sprechen könnte – vielleicht mit meinem Zuhause im Richmond des Jahres 1891...
    Aber Nebogipfel desillusionierte mich auf der Stelle. »Nein«, sagte er. »Noch nicht. Der Tisch macht den Nonlinearen Effekt zwar nutzbar, aber nur, um... äh...
    einzelne Historien zu beleuchten. Es wird zumindest eine Auswahl, eine Steuerung des Prozesses vorgeführt, aber... die Effekte sind so geringfügig, mußt du wissen«, fuhr er fort. »Und die Nonlinearitäten werden von der Zeitevolution unterdrückt...«
    »Ja«, sagte ich ungeduldig, »aber was meinst du dazu? Will unser Konstrukteur uns, indem er diesen Tisch hierhergestellt hat, sagen, daß dies alles – Nonlinearität und Kommunikation zwischen den Historien –, daß das alles für uns wichtig ist?«
    »Vielleicht«, entgegnete Nebogipfel. »Aber auf jeden Fall ist es wichtig für ihn.«

Die mechanischen Erben der Menschheit
    Nebogipfel versuchte, die Menschheitsgeschichte über einen Zeitraum von fünfzig Millionen Jahren zu rekonstruieren. Er wies mich darauf hin, daß seine Schilderung nur unter Vorbehalt erfolge – ein Gebäude aus Spekulationen, das auf die paar eindeutigen Fakten gegründet war, die er aus dem InformationsMeer gefischt hatte.
    Die Menschen und ihre Nachkommen hatten wahrscheinlich in mehreren Schü-
    ben die Sterne kolonisiert, sagte Nebogipfel. Während unserer Reise in dem Zeitfahrzeug hatten wir den Start einer solchen Schiffsgeneration von der Orbitalstadt miterlebt.
    »Es ist nicht schwer, ein interstellares Raumschiff zu bauen, wenn man Geduld mitbringt. Ich kann mir vorstellen, daß unsere Freunde im Paläozän schon hundert oder zweihundert Jahre nach unserer Abreise ein derartiges Schiff hätten konstruieren können. Man bräuchte natürlich eine Antriebseinheit – eine chemische, Ionen-oder Laserrakete; oder vielleicht auch ein Sonnensegel in der Art, wie wir es gesehen haben. Und es gibt Strategien, die Ressourcen des Sonnensystems zu nutzen, um es zu verlassen. Man könnte zum Beispiel am Jupiter vorbeifliegen und sich durch die Masse dieses Planeten in Richtung Sonne schleudern lassen. Mit zusätzlichem Schub im Perihel könnte man sehr leicht die solare Fluchtgeschwindigkeit erreichen.«
    »Und dann wäre man aus dem Sonnensystem entkommen?«
    »Im Zielgebiet müßte dieser Vorgang durch die Ausnutzung der Gravitationsquellen von Sternen und Planeten dann umgekehrt werden, um sich in dem neuen System niederzulassen. Es könnte zehn-, sogar hunderttausend Jahre dauern, eine solche Reise zu beenden, so groß sind die Abgründe zwischen den Sternen...«
    »Eintausend Jahrhunderte? Aber wer könnte überhaupt so lange überleben? Welches Schiff – allein schon die Frage des Nachschubs...«
    »Du begreifst nicht«, sagte er. »Sie würden keine Menschen losschicken. Das Schiff wäre ein Automat. Eine Maschine, mit manipulativen Fähigkeiten, deren Intelligenz mindestens auf menschlichem Niveau liegt. Die Maschine hätte den Auftrag, die Ressourcen des stellaren Zielgebiets zu erforschen und – unter Nutz-barmachung von Planeten, Kometen, Asteroiden,

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