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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hinsichtlich der submolekularen Fähigkeiten der Konstrukteure stimmten, wären sie vielleicht (so spekulierte Nebogipfel zu meinem Erstaunen) imstande, den Alterungsprozeß meines Körpers
    aufzuhalten oder gar umzukehren!
    Aber es schien, als ob ich dann für immer allein sein würde – denn abgesehen von meiner ungleichen Beziehung zu einem Morlock, der mir ohnehin schon intellektuell überlegen war und ständig in das Informationsmeer eintauchte, würde er sich sicher bald mit Themen befassen, die weit jenseits meiner geistigen Kapazität lagen.
    Ich konnte mich auf ein langes und gemütliches Leben einrichten – aber es war das Leben eines Tieres, das ohne irgendeine Perspektive in diesen paar Räumen eingesperrt war. Es war eine Zukunft, die sich in einen Tunnel verwandelt hatte, geschlossen und endlos...
    Andererseits wußte ich jedoch, daß ein Eingehen auf den Plan des Konstrukteurs die Zerstörung meines Intellekts zur Folge haben könnte.
    Ich vertraute Nebogipfel diese Zweifel an.
    »Ich verstehe deine Befürchtungen und würdige die Offenheit, mit der du deine Schwächen erkennst. Deine Selbsterkenntnis ist seit unserem ersten Zusammentreffen gestiegen...«
    »Verschone mich mit diesen Schmeicheleien, Nebogipfel!«
    »Es muß jetzt keine Entscheidung getroffen werden.«
    »Was meinst du damit?«
    Nebogipfel fuhr mit der Beschreibung des gigantischen technischen Umfangs des Projekts der Konstrukteure fort. Um die Raumschiffe zu betanken, mußten riesige Mengen Plattnerit bereitgestellt werden. »Die Konstrukteure arbeiten in einem großen Zeitrahmen«, sagte der Morlock. »Doch selbst dann ist das Projekt noch ehrgeizig genug. Die Schätzungen der Konstrukteure bezüglich der Vollendung (und diese sind vage, denn die Konstrukteure planen nicht in dem Sinne, wie menschliche Konstrukteure es tun; vielmehr bauen sie nach Termitenart einfach drauflos, kooperativ und schrittweise und absolut engagiert) gehen dahin, daß bis zur Einsatzbereitschaft der Schiffe noch einmal eine Million Jahre verstreichen.«
    »Eine Million Jahre?... Die Konstrukteure müssen in der Tat viel Geduld haben, daß sie Projekte mit solchen Laufzeiten in Angriff nehmen!«
    Meine Gedanken kreisten jetzt nur noch um dieses Projekt, so beeindruckt war ich von dieser Zahl! Ein Projekt zu starten, das ganze Erdzeitalter umspannte und das den Zweck hatte, Schiffe zum Anfang der Zeit zu schicken: ich sagte Nebogipfel, daß mich ein gewisses Gefühl der Ehrfurcht überkam: vielleicht eine Ahnung des Göttlichen.
    Nebogipfel bedachte mich mit einem skeptischen Blick.
    »Sehr schön«, meinte er. »Aber wir müssen uns bemühen, pragmatisch zu sein...« Er sagte, er hätte auf dem Verhandlungswege erreicht, daß man uns die Trümmer unseres improvisierten Zeitfahrzeugs überstellen würde; außerdem
    Werkzeuge, Rohstoffe und eine Ladung frisches Plattnerit...
    Ich begriff sofort, worauf er hinauswollte. »Du meinst, daß wir einfach so in das Zeitfahrzeug hüpfen und eine Million Jahre in die Zukunft reisen, während unsere geduldigen Konstrukteure die Schiffe fertigstellen?«
    »Warum nicht? Wir haben sonst keine Möglichkeit, den Start der Schiffe mitzu-erleben. Die Konstrukteure mögen wohl unsterblich sein, aber wir sind es nicht.«
    »Nun – ich weiß nicht! – es scheint nur... Ich meine, können die Konstrukteure überhaupt so sicher sein, ihr Flottenbauprogramm fristgerecht und gemäß ihren Vorstellungen über einen solch gewaltigen Zeitraum abzuschließen? Zu meiner
    Zeit war nämlich die ganze menschliche Rasse nur ein Zehntel so alt.«
    »Du mußt dabei bedenken«, sagte Nebogipfel, »daß die Konstrukteure eben keine Menschen sind. Sie sind wirklich eine unsterbliche Spezies. In dem kollektiven Meer können sich wohl individuelle Bewußtseinssplitter herausbilden und wieder vergehen, aber die Kontinuität der Informationsgewinnung sowie die Konstanz
    ihrer Zweckbindung ist immer gewährleistet...
    Auf jeden Fall«, meinte er und sah mich dabei an, »was hättest du schon zu verlieren? Wenn wir nun in die Zukunft reisen und herausfinden, daß die Konstrukteure ihr Projekt schließlich doch abgebrochen haben – na und?«
    »Nun, wir könnten zum Beispiel dabei sterben. Was, wenn in einer Million Jahren kein Konstrukteur bereitsteht, der uns begrüßt und sich um unsere Bedürfnisse kümmert?«
    »Na und?« wiederholte der Morlock. »Kannst du jetzt in dein Herz sehen und behaupten, daß du damit zufrieden wärst...« – er

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