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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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formlosen, glitzernden Haufen ausgespien worden war!
    Natürlich widerlegte der Morlock meinen Denkfehler, der diesem Vorurteil zugrunde lag. »Die subatomare Transmutation, zu welcher der Konstrukteur befähigt ist, stellt einen weitaus effizienteren Prozeß dar als dieses primitive Schmelzen, Mischen und Hämmern, das du beschrieben hast – ein Vorgang, bei dem man fast annehmen möchte, daß ihr gerade erst aus euren Höhlen hervorgekrochen seid.«
    »Vielleicht«, meinte ich, »aber trotzdem... Es ist die Unsichtbarkeit dieser ganzen Sache!« Ich hob einen Schraubenschlüssel auf; wie alle anderen von uns spezifi-zierten Werkzeuge hatte ihn der Konstrukteur kurz nach Nebogipfels entsprechender Anforderung abgesondert, und es war ein glattes, nahtloses Teil, ohne Verbindungen, Schrauben oder Gußgrate – ironischerweise sah es aus wie gegossen.
    »Wenn ich dieses Ding in die Hand nehme, glaube ich irgendwie, daß es sich warm anfühlt oder Magensäure daran abtropft oder daß es mit diesen ekligen Eisenfäden bedeckt ist...«
    Nebogipfel schüttelte den Kopf, wobei diese Geste bewußten Spott ausdrücken
    sollte. »Du hast eine so intolerante Einstellung gegenüber Dingen, die nicht so getan werden, wie du es gewohnt bist!«
    Ungeachtet meiner Vorbehalte mußte ich hinnehmen, daß der Konstrukteur uns mit weiteren Ausrüstungsgegenständen und Vorräten versorgte. Ich ging davon
    aus, daß die Reise dreißig Stunden dauern würde, wenn wir uns wieder bis ins Pa-läozän zurückzogen – aber nicht länger als eine halbe Stunde, wenn wir den Kat-zensprung in die Zukunft mit den Schiffen durchführten. Entschlossen, diesmal nicht unvorbereitet zu landen, lagerte ich unter Berücksichtigung unserer unterschiedlichen Bedürfnisse genügend Nahrungsmittel und Wasser im Fahrzeug ein, womit wir einige Tage auskommen konnten; außerdem beantragte ich feste und
    warme Kleidung für uns beide. Dennoch zog ich den schweren Mantel, den mir der Konstrukteur geschneidert hatte, nur mit Widerwillen über die verschlissenen Überreste meines Tropenhemdes; der Mantel war ein Teil aus silbrigem, unidenti-fizierbarem Tuch, das ziemlich dicht gewebt war.
    »Es ist einfach nicht natürlich«, beschwerte ich mich bei Nebogipfel, »etwas zu tragen, das auf diese Art ausgesondert worden ist!«
    »Dein Lamento geht mir langsam auf die Nerven«, rüffelte mich der Morlock.
    »Es ist völlig klar, daß du eine morbide Angst vor der Körperlichkeit und ihren Funktionen hast. Das wird nicht nur durch deine irrationale Reaktion auf die Ferti-gungskapazitäten des Konstrukteurs belegt, sondern auch durch deine frühere Reaktion auf die Morlocks...«
    »Ich weiß gar nicht, was du willst«, gab ich patzig zurück.
    »Du hast mir wiederholt von deinen Begegnungen mit meinen – Cousins – berichtet und dabei mit dem Körper assoziierte Begriffe verwendet: Fäkalanalogien, Finger wie Würmer usw.«
    »Du willst also sagen – einen Moment bitte! –, daß ich wegen meiner Furcht vor den Morlocks und den Produkten des Konstrukteurs auch Furcht vor meiner eigenen Biologie habe?«
    Er stieß mir plötzlich die Finger ins Gesicht; die Blässe des nackten Fleisches seines Handgelenks, die wurmartige Beschaffenheit seiner Finger – all das
    schockte mich natürlich genauso wie früher! –, und ich zuckte zurück.
    Der Morlock war offensichtlich der Ansicht, seinen Standpunkt verdeutlicht zu haben; und ich erinnerte mich an den früheren Zusammenhang zwischen meiner
    Furcht vor den dunklen unterirdischen Stützpunkten der Morlocks und der Angst, die ich als Kind vor den in das Fundament meines Elternhauses eingelassenen Be-lüftungsschächten verspürt hatte.
    Es erübrigt sich zu sagen, daß diese brüske Diagnose von Nebogipfel mir spürbares Unbehagen verursachte: beim Gedanken daran, daß meine Reaktionen auf die Dinge nicht, wie eigentlich erwartet, von meinem Intellekt, sondern von solch komischen, versteckten Facetten meiner Natur bestimmt wurden! »Ich glaube«,
    schloß ich mit all der Würde, die ich aufbringen konnte, »daß manche Dinge am besten unausgesprochen bleiben!« – und beendete die Konversation.
    Das fertiggestellte Zeitfahrzeug war eine ziemlich rustikale Konstruktion: eine oben offene Metallkiste, unlackiert und grob zusammengestückelt. Aber die Instrumente waren hochwertiger als die spärlichen Anzeigen, die Nebogipfel mit den im Paläozän verfügbaren Materialien herstellen hatte können – sie enthielten sogar

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