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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sich wie Teller auf einer polierten Tischplatte. Als diese riesige Zentralwüste verschwunden war, wurde das Klima differenzierter; und ich konnte erkennen, daß eine Reihe flacher Meere das Land säumte.
    Nebogipfel sagte: Um diese Zeit gleiten die Amphibien zurück ins Meer, und ihre Prototypen-Gliedmaßen entwickeln sich zurück. Aber auf dem Land existieren noch Insekten und andere Wirbellose: Tausendfüßler, Milben, Spinnen und Skor-pione...
    Kein sonderlich gastfreundlicher Ort, erwiderte ich.
    Es gibt auch gigantische Libellen und andere zoologische Wunder – diese Welt hat durchaus ihre Reize.
    Nun begann das Land seinen grünen Farbton zu verlieren – eine Art knochiges
    Braun brach durch die zurückweichende Flut des Lebens – und ich vermutete, daß wir das Auftauchen der ersten landgestützten Blattpflanzen hinter uns ließen. Bald hatte sich die Erdoberfläche in eine konturenlose Maske aus Braun und einem leh-migen Blau verwandelt. Ich wußte, daß es in den Meeren schon Leben gab, aber es wurde auch dort primitiver, wobei ganze Stämme in der Gruft der Geschichte verschwanden: zuerst die Fische, dann die Mollusken, dann die Schwämme und
    Quallen und Würmer... Zuletzt sah ich, daß nur noch eine kümmerliche grüne Al-genart – die sich abmühte, das stechende Sonnenlicht in Sauerstoff umzuwandeln –
    in den Tiefen der Meere existierte. Das Land war öde und steinig, und die Atmosphäre war stickig geworden, wobei giftige Gase gelbe und braune Flecken verursachten. Große Feuer brachen simultan überall auf der Erde aus. Dicke Wolken wallten in die Atmosphäre, verhüllten die Erdkugel, und die Meere wichen wie austrocknende Pfützen zurück.
    Aber die Wolken hatten nicht lange Bestand. Die Atmosphäre wurde dünn, dann
    zerfaserte sie und löste sich schließlich völlig auf. Die exponierte Erdkruste glühte in einem gleichförmig düsteren Rot, außer an den Stellen, wo sich große orange-farbene Narben wie Münder öffneten und schlossen. Es gab keine Meere, keinen Unterschied zwischen den Ozeanen und dem Land: nur diese endlose, zerklüftete Kruste, über welche die Zeitschiffe aufmerksam und elegant dahinzogen.
    Und dann wurde das Glühen der Erdkruste heller – unerträglich hell – und mit einer Explosion glühender Fragmente erzitterte die junge Erde entlang ihrer Achse und platzte auseinander!
    Es war, als ob einige dieser Fragmente durch mich hindurchgeflogen wären. Der glühende Felsen rammte sich einen Weg durch mein Bewußtsein und verschwand
    im All.
    Und dann war es aus! Jetzt gab es nur noch die Sonne... und eine formlose und brodelnde Scheibe aus Trümmern und Gas, die um das leuchtende Zentralgestirn rotierte.
    Eine Wellenbewegung schien durch unseren Pulk aus Zeitschiffen zu verlaufen, als ob der Abgesang der Erde einen physikalischen Schock durch diese lockere Armada gejagt hätte.
    Das ist ein merkwürdiges Zeitalter, Nebogipfel, bemerkte ich.
    Sieh dich um...
    Das tat ich und sah, daß einige Sterne am Himmel standen – vielleicht ein Dutzend – deren Helligkeit zunahm. Die Sterne hatten sich zu einer über den Himmel verstreuten Konstellation gruppiert, standen aber so weit entfernt, daß sie nur als Punkte zu erkennen waren. Gasschwaden schienen sich zu einer Wolke zu verdichten, verteilten sich am Himmel und hüllten diese Sternenkollektion ein.
    Das sind die echten Begleiter der Sonne, sagte Nebogipfel. Ihre Kinder, wenn du so willst: die Sterne, die sich die Materiewolke der Sonne geteilt haben. Einst hatten sie einen Cluster gebildet, der so hell und dicht wie die Plejaden war... aber die Gravitation wird sie nicht zusammenhalten, und noch vor der Entstehung des Lebens werden sie auseinanderdriften... Einer der jungen Sterne, direkt über meinem Kopf, flackerte. Er expandierte und wurde bald so groß, daß er eine Scheibenform annahm ... bis er schließlich erlosch und das Glühen in diesem Sektor der Wolke erstarb.
    Dann durchlief ein anderer Stern, der Position des ersten fast diametral entgegengesetzt, denselben Zyklus: das Flackern, gefolgt von einer Expansion zu einer strahlend roten Scheibe, und dann – Erlöschen.
    Man muß dabei bedenken, daß sich dieses grandiose Drama vor dem Hintergrund
    absoluter Lautlosigkeit abspielte.
    Wir erleben die Geburt von Sternen, sagte ich, aber im umgekehrten Ablauf...
    Ja. Die Sternenembryos erhellen die Gaswolke, aus der sie entstehen – solche Nebel sind ein schöner Anblick – aber nach der stellaren Zündung

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