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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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und gefror in dem Zeitfahrzeug, wurde von der Gravitation niedergedrückt und begleitete die Sonne und die Planeten auf ihrer weiten Wanderung durch das All.
    Und wir stiegen noch immer – ich wußte, daß wir die Atmosphäre bereits verlassen hatten – und die gefrorenen Ebenen mutierten von einer Landschaft zur Oberfläche einer kugelförmigen Welt, die sich weiß und beschaulich – und mausetot –
    unter mir drehte. Über dem schimmernden Leib der Erde standen noch weitere
    Zeitschiffe – ich sah, daß es Hunderte großer, grün glühender, diskusförmiger Schiffe mit einem Durchmesser von etlichen Meilen waren; sie bildeten eine locker formierte Armada, die durch den Weltraum kreuzte, und ihre Lichter wurden von dem zerklüfteten Eis reflektiert, das die Erde bedeckte.
    Ich hörte jemanden meinen Namen rufen: eigentlich war es jedoch kein Hören, sondern ein Bewußtsein, wobei mir der Versuch seiner Beschreibung irgendwie
    zuwider ist. Ich wollte mich umdrehen, aber ich konnte den Blick nicht fokussieren.
    Nebogipfel? Bist du das?
    Ja. Ich bin hier. Ist mit dir alles in Ordnung?
    Nebogipfel... Ich kann dich nicht sehen.
    Ich dich auch nicht. Aber das ist nicht schlimm. Fühlst du meine Hand?
    Ja.
    Jetzt driftete die Erde zur Seite ab, und unser Schiff schloß sich der übrigen Formation an. Bald waren wir von Zeitschiffen umgeben, in einer Konfiguration, welche den interplanetarischen Raum über viele Meilen ausfüllte; es war, als ob man sich inmitten einer Schule großer, glühender Wale befunden hätte. Das Licht des Plattnerits war gleißend, und doch hatte es etwas Irreales, als ob es von einer unsichtbaren Fläche reflektiert würde; und wieder überkam mich auch dieses Gefühl der Unwirklichkeit der Schiffe, als ob sie eigentlich gar nicht in diese Realität, und auch in keine andere gehörten.
    Nebogipfel, was geschieht mit uns? Wohin bringt man uns?
    Du kennst die Antwort, erwiderte er sanft. Wir werden zurück durch die Zeit reisen... zurück an ihre Grenze, in ihr tiefstes, verborgenes Herz...
    Werden wir bald aufbrechen?
    Wir sind schon aufgebrochen, sagte er. Schau hinaus zu den Sternen.
    Ich drehte mich um – oder glaubte zumindest, daß ich das tat – so daß ich den Blick von der Weißen Erde abwandte, und ich sah:
    Am Himmel erschienen die Sterne.

Die Auferstehung der Erde
    Während wir in der Zeit zurückreisten, kehrten die Expeditionsschiffe der Erde in mehreren aufeinanderfolgenden Wellen zu ihrem Ausgangsort zurück, und die
    Veränderungen, die den Welten und Sternen von den Menschen aufgezwungen
    worden waren, wurden wieder rückgängig gemacht. Und während diese Flut der
    Zivilisation und Kultivierung des Kosmos abebbte, zerfielen die sternumhüllenden Sphären eine nach der anderen. Ich schaute mit einem Gefühl des Wunders zu, wie die alten Konstellationen sich wie Kandelaber wieder etablierten. Die Sternbilder des Widders und des Löwen wurden von der Sonne verdeckt, aber ich konnte die helle Wega erkennen. Sirius und Orion strahlten so hell wie in jeder Winternacht; der Polarstern stand senkrecht über mir, und ich konnte das markante Profil des Großen Bären ausmachen. Außerhalb meines Blickfeldes, hinter der Krümmung
    der Erde, standen fremde Sternkonstellationen, die ich von England aus nie gesehen hatte: die Antipoden-Konstellationen waren mir nicht so geläufig, daß ich sie alle hätte identifizieren können, aber ich konnte zumindest das brutale Dolchkreuz des Südens erkennen, die sanft glühenden Flecken der Magellanschen Wolken und die strahlenden Zwillinge, Alpha und Beta Centauri.
    Und nun, da wir tiefer in die Vergangenheit glitten, begannen sich die Sterne am Himmel zu verschieben. Innerhalb weniger Augenblicke schienen die bekannten
    Konstellationen zu verschwimmen, als die Eigenbewegung der Sterne – viel zu
    langsam, als daß sie ein Mensch in seinem kurzen Leben hätte wahrnehmen können – sich meinem kosmischen Blick eröffnete.
    Ich machte Nebogipfel auf dieses Phänomen aufmerksam.
    Ja. Und betrachte die Erde...
    Ich schaute hin. Die Maske der Vergletscherung, die diesen lieben, erschöpften Globus entstellt hatte, verschwand bereits. Ich sah, wie das Weiß in großen Schü-
    ben zu den Polen zurückwich und das darunterliegende Braun und Blau von Land und Meeren freigab.
    Dann war das Eis verschwunden – an seinen Ursprung an den Polen verbannt –
    und die Welt drehte sich langsam unter uns, wobei die vertrauten Kontinente wieder hergestellt

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