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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Materie und Energie sich durch ein definiertes Kontinuum bewegen, wie zum Beispiel ein Fliegenschwarm im Zentrum eines leeren Raumes... Vielmehr faltet sich der Raum selbst auf – das heißt von uns aus gesehen: er wird komprimiert und schrumpft zusammen. Wie ein Ballon, aus dem die Luft entweicht.
    Ich konnte seinen Vortrag nachvollziehen – aber er erfüllte mich mit Ehrfurcht und Angst, denn ich konnte mir nicht vorstellen, wie Körper oder Geist einen solchen Schrumpfungsprozeß überstehen sollten!
    Das universale Licht wurde intensiver, und es kletterte mit rasender Geschwindigkeit die Spektralskala empor, bis zu einem grellen Violett. In diesem Meer aus Wasserstoff wirbelten Klumpen und Gase umher, wie Flammen in einem Hoch-ofen; die durch ihre Trossen miteinander verbundenen Zeitschiffe hoben sich nur als schwache Silhouetten vor diesem unsteten Glühen ab. Schließlich war der
    Himmel so hell, daß er weiß wurde – so als blickte man direkt in die Sonne.
    Es gab einen lautlosen Knall – ich glaubte, das Aufeinanderschlagen von Zim—
    beln gehört zu haben –, das Licht flutete auf mich zu, wie eine expandierende Flüssigkeit – und ich wurde mit einer Art weißer Blindheit geschlagen. Ich war in glei-
    ßendes Licht getaucht, ein Licht, das meine ganze Existenz zu durchdringen
    schien. Ich konnte weder diese gesprenkelten Klumpen ausmachen noch die Zeitschiffe sehen – nicht einmal mein eigenes!
    Ich rief nach Nebogipfel. Ich sehe nichts mehr. Das Licht...
    Seine Stimme drang leise und ruhig durch diese Lichtkaskaden. Wir sind in die Epoche der Ersten Expansion eingetreten... Der Weltraum ist jetzt überall so heiß wie die Oberfläche einer Sonne und mit elektrisch geladener Materie angefüllt.
    Das Universum ist nicht mehr transparent, so wie es in unserer Zeit sein wird...
    Jetzt wurde mir auch klar, weshalb die Schiffe sich untereinander verkabelt hatten, denn mit Sicherheit konnte kein elektrisches Signal dieses Inferno durchdringen. Die Helligkeit nahm weiter zu, bis ich mir sicher war, daß sie weit jenseits dessen lag, was normale menschliche Augen verkraften konnten – ganz davon abgesehen, daß wohl überhaupt kein Mensch auch nur einen Augenblick in diesem
    glühenden kosmischen Ofen hätte überleben können!
    Ich fühlte mich, als ob ich allein in dieser riesigen Leere hängen würde. Wenn die Konstrukteure wirklich hier waren, dann entzog sich das jedenfalls meiner Wahrnehmung. Mein Zeitgefühl wurde schwächer und versagte dann ganz; ich
    konnte nicht sagen, ob ich die Ereignisse nun in Zeiträumen von Jahrhunderten oder Sekunden verfolgte oder ob ich die Evolution von Sternen oder Atomen beobachtete. Vor dem Eintritt in diese Lichtsuppe hatte ich mir zumindest noch einen Rest von Orientierungssinn bewahren können – ich war in der Lage gewesen, zwischen Auf und Ab und Nah und Fern zu unterscheiden... Die Welt um mich herum war wie ein großer Raum strukturiert gewesen, in dem ich eingeschlossen war.
    Aber jetzt, in dieser Epoche der Ersten Expansion, war mir dieses Gefühl völlig abhanden gekommen. Ich war ein Bewußtseinsfleck in diesem großen Fluß, der
    seiner Quelle entgegenströmte, und ich konnte mich nur auf Gedeih und Verderb mit diesem Strom treiben lassen.
    Die Strahlung wurde heißer – und unerträglich intensiv. Ich sah, daß die Materie des Universums, die Materie, aus der eines Tages die Sterne, die Planeten und mein eigener Körper entstehen würden, nur noch ein dünner Schleier war, ein
    Fremdkörper in diesem siedenden Mahlstrom aus Licht und Sternen. Schließlich –
    ich schien imstande, es zu sehen – zerfielen sogar die Kerne der Atome unter dem Druck dieses unerträglichen Lichts. Das All füllte sich mit noch elementareren Partikeln, die sich in einem komplexen, mikroskopischen Chaos ständig neu um mich herum gruppierten.
    Wir nähern uns der Grenze, flüsterte Nebogipfel. Dem Beginn der Zeit selbst...
    und dennoch mußt du dir vor Augen führen, daß wir nicht allein sind: daß unsere Geschichte – dieses junge, glühende Universum – nur eine von unendlich vielen ist, deren Entwicklung an dieser Grenze ihren Anfang genommen hat; und während wir zurückreisen, streben alle Mitglieder dieser Multiplizität diesem Augenblick, dieser Grenze zu, wie Zugvögel...
    Aber noch immer dauerte diese Kontraktion an – noch immer stieg die Temperatur an, noch immer nahm die Materie-und Energiedichte zu; und nun wurden
    sogar diese ersten Fragmente von

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