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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Ausgabe mit Wohlgefallen; ich hatte schon immer einen Hang zu gewagten Spekulationen und konnte mir durchaus vorstellen, welche wilden Hypothesen bereits in diesem agilen, undisziplinierten Geist wucherten!
    Er hatte eine Entscheidung getroffen. Er trat von der Tür zurück.
    Ich bedeutete Nebogipfel, mir zu folgen. Die bis auf eine Haarschicht nackten Füße des Morlocks patschten über den Parkettfußboden des Foyers. Mein jüngeres Ich machte erneut große Augen – Nebogipfel erwiderte den Blick interessiert – und sagte: »Es ist... äh... es ist spät. Ich will die Diener nicht aufwecken. Kommt mit ins Eßzimmer; dort ist es wahrscheinlich am wärmsten.« Der Flur war dunkel, mit einem angestrichenen Sockel und einer Reihe Kleiderhaken; die Konturen des
    breiten Schädels unseres Gastgebers wider Willen hoben sich gegen das Licht der einen Kerze ab, als er uns an der Tür zum Raucherzimmer vorbeiführte. Im Eß-
    zimmer glühten die Kohlen noch im Kamin. Unser Gastgeber zündete mit der Ker-ze, die er trug, weitere Lichter an, und dann erstrahlte der Raum in hellem Schein, denn es gab hier ein gutes Dutzend Kerzen: zwei in Messinghaltern auf dem Ka-minsims, die eine klotzige und protzige Tabakdose flankierten, und die restlichen in Wandhaltern.
    Ich sah mich in diesem warmen und behaglichen Raum um – so vertraut, und
    doch so anders wegen der subtilen Neuanordnung der Einrichtung und Dekoration!
    Da stand der kleine Tisch bei der Tür, mit seinem Stapel Zeitungen – sicher angefüllt mit düsteren Analysen von Mr. Disraelis jüngsten Verlautbarungen oder einigen todlangweiligen Berichten über die politische Situation in Osteuropa – und dort, dicht am Kamin, war mein niedriger und bequemer Stuhl. Aber von dem Arrangement kleiner achteckiger Tische und den Glühlampen fehlte jede Spur.
    Unser Gastgeber trat auf den Morlock zu. Er beugte sich vor und stützte die Hän-de auf die Knie. »Was ist das? Es sieht aus wie ein Affe – oder ein mißgebildetes Kind. Ist das Ihre Jacke, die es trägt?«
    Ich regte mich über seinen Ton auf – und war selbst darüber erstaunt. »›Es‹«, korrigierte ich, »ist eigentlich ein ›Er‹. Und er kann selbst sprechen.«
    »Kann es?« Sein Gesicht ruckte zu Nebogipfel herum. »Ich meine, können Sie?
    Gütiger Gott!«
    Er starrte weiter auf das behaarte Gesicht des armen Nebogipfel, und ich stand da auf dem Eßzimmerteppich und versuchte, meine Ungeduld – um nicht zu sagen
    Empörung – wegen dieser Unhöflichkeit zu unterdrücken.
    Dann besann er sich wieder seiner Pflichten als Gastgeber. »Oh«, sagte er, »es tut mir leid. Bitte – nehmen Sie Platz.«
    Der in meiner Jacke versunkene Nebogipfel stand in der Mitte der edlen Ausleg-ware. Er blickte zuerst auf den Boden und sah sich dann im Raum um. Er schien auf irgend etwas zu warten – und noch im selben Moment begriff ich. Der Morlock war derart an die Technologie seiner Zeit gewöhnt, daß er darauf wartete, dem Teppich Möbel entsteigen zu sehen! Im weiteren Verlauf unserer Bekanntschaft sollte sich der Morlock jedoch als ziemlich lernfähig und flexibel erweisen, wenn er wieder einmal so verblüfft war wie ich, falls ich in einer Steinzeithöhle nach einem mit Gas betriebenen Kamin gesucht hätte.
    »Nebogipfel«, instruierte ich ihn, »das ist eine einfachere Zeit. Die Formen sind fest.« Ich deutete auf den Eßtisch und die Stühle. »Du mußt dir einen davon aussuchen.«
    Mein jüngeres Ich lauschte dieser Konversation mit augenfälliger Neugierde.
    Nach einigen weiteren Sekunden des Zögerns suchte sich der Morlock einen der solideren Stühle aus.
    Ich kam vor ihm dort an. »Den bitte nicht«, meinte ich höflich. »Ich glaube nicht, daß du ihn bequem finden würdest – er könnte versuchen, dich zu massieren, aber er ist nicht für dein Gewicht ausgelegt...«
    Mein Gastgeber sah mich konsterniert an.
    Unter meiner Anleitung – ich fühlte mich wie ein hilfloser Vater, als ich mich so um ihn kümmerte – zog Nebogipfel einen schlichten Lehnstuhl heran und kletterte hinauf; dort saß er mit baumelnden Beinen wie ein haariges Kind.
    »Woher wissen Sie von meinen Aktivstühlen?« verhörte mich mein Gastgeber.
    »Ich habe sie nur ein paar Freunden vorgeführt – die Konstruktion ist noch nicht einmal patentiert...«
    Ich antwortete nicht: Ich erwiderte nur seinen Blick, für lange Sekunden. Ich konnte beobachten, wie sich die Antwort auf diese Frage bereits in seinem Gehirn formte.
    Er wandte den

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