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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Maschinengeräusche laut und sorgten für Vibrationen. Es roch nach Maschinenöl und Petroleum, und außerdem stank es leicht nach Cordit; es war ausgesprochen heiß, und ich spürte, wie mir sofort der Schweiß über den Kragen lief. Die einzige Beleuchtung stammte von zwei elektrischen Lampen – völlig unzureichend, um diesen langen, kompakten Raum auszuleuchten.
    In fließenden Impressionen von Zwielicht und Schatten prägte ich mir das Innere des Forts ein. Ich konnte die Umrisse von acht großen Rädern erkennen – jedes mit einem Durchmesser von neun Fuß – die entlang den Flanken des Forts angeordnet waren und durch die Hülle abgeschirmt wurden. An der Vorderseite des Forts, im Bugsektor, saß ein einzelner Soldat auf einem mit Baumwolle bespannten Stuhl; er war von Hebeln, Skalen und etwas, das wie Periskoplinsen aussah, umgeben. Das mußte der Fahrer sein. Der Heckabschnitt des Forts beherbergte die Motoren und das Getriebe. Dort konnte ich die wuchtigen Formen von Maschinen sehen; in dieser Dunkelheit ähnelten die Motoren mehr den geduckten Konturen großer Tiere als von Menschenhand geschaffenen Werken. Soldaten bewegten sich um die Maschinen, maskiert und mit schweren Handschuhen bewehrt, und wirkten dabei wie Priester, die irgendwelche Metallgötzen anbeteten.
    An der Decke hingen kleine, vollgestopfte und unbequem wirkende Kabinen;
    und in jeder konnte ich die undeutliche Silhouette eines einzelnen Soldaten sehen.
    Jeder Soldat kontrollierte eine Vielzahl Geschütze und optischer Instrumente, deren Funktionsweise ich zum größten Teil nicht kannte und die durch die Wandung des Schiffes stießen. Es mußte zwei Dutzend dieser Geschützbedienungen und
    Ingenieure gegeben haben – sie waren alle maskiert und trugen die charakteristischen Baumwollanzüge und Barette – und mit einer Ausnahme starrten sie alle zu uns herab. Sie können sich wohl vorstellen, welche Aufmerksamkeit der Morlock erregte!
    Dies war ein düsterer, deprimierender Ort: ein mobiler Tempel, der brutalen Gewalt geweiht. Ich konnte nicht umhin, dies mit dem hochentwickelten Ingenieurswesen von Nebogipfels Morlocks zu vergleichen.
    Unser junger Soldat kam zu uns hoch; jetzt, wo das Fort wieder hermetisch abgedichtet war, hatte er die Maske abgelegt – sie baumelte an seinem Hals, wie ein gehäutetes Gesicht – und ich sah, daß er noch ziemlich jung war. Schweißränder bedeckten die Wangen. »Bitte kommen Sie mit«, sagte er. »Der Captain möchte
    Sie an Bord willkommen heißen.«
    Unter seiner Führung bildeten wir eine Linie und begannen uns – unter den neugierigen Blicken der Soldaten – vorsichtig zum Bug des Forts durchzuschlagen.
    Der Boden war offen, und so mußten wir über schmale metallene Laufstege klettern; Nebogipfels nackte Füße patschten fast lautlos über die Metallgitter.
    In der Nähe des Bugs dieses Land-Bootes und ein Stück hinter dem Fahrer befand sich eine Kuppel aus Messing und Eisen, die das Dach durchbrach. Unter der Kuppel stand ein Individuum – maskiert und mit auf dem Rücken verschränkten
    Händen – mit der Attitüde des Kommandanten dieses Forts. Der Captain trug ein Barett und einen Overall mit dem gleichen Schnitt wie der Soldat, der uns begrüßt hatte, mit diesen Metallepauletten und einer Faustfeuerwaffe an der Hüfte; aber dieser kommandierende Offizier trug zudem noch einen ledernen Kreuzgurt, eine Schärpe, eine Schwertschlaufe und andere Rangabzeichen, einschließlich eines Wappens seiner Einheit und Schulterstücke. Seine Uniformbrust wurde auf einer Fläche von etlichen Quadratzoll von Orden verziert.
    Moses blickte sich mit lebhafter Neugier um. Er zeigte auf eine über dem Captain angebrachte Anordnung aus Leitern. »Sieh mal da«, sagte er. »Ich möchte wetten, daß er die Leiter nach unten bugsieren – mit diesen Hebeln an der Leiste neben sich, siehst du? – und dann zu dieser Kuppel dort oben aufsteigen kann. So wäre er imstande, seine ganze Festung zu überblicken und die Maschinisten und Kanoniere besser anzuleiten.« Er schien beeindruckt von dem Einfallsreichtum, der sich in diesem Monster des Krieges niedergeschlagen hatte.
    Der Captain bewegte sich vorwärts, wobei er stark humpelte. Er nahm die Maske ab und gab den Blick auf sein Gesicht frei. Ich sah, daß diese Person ebenfalls noch recht jung war, von guter Gesundheit – obwohl außerordentlich blaß – und von einer Art, die man mit der Marine assoziiert: fix, ruhig, intelligent – absolut kompetent.

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