Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Geschichte entfernen – von derjenigen, die vor der Inbetriebnahme der Zeitmaschine bestanden hatte...«
    Da unterbrach uns Captain Bond. »Ich kann Ihre Aufregung verstehen. Aber ich kann Ihnen auch versichern, daß Sie in keinerlei Hinsicht den geringsten Schaden erleiden werden – im Gegenteil, meine Mission dient Ihrem Schutz. Außerdem«, ergänzte sie nonchalant, »habe ich es auf mich genommen, jemanden mitzubrin-gen, der Ihnen helfen wird, mit uns zu kooperieren. Einen Eingeborenen aus der Epoche, wie Sie sagen würden.«
    Eine weitere Gestalt arbeitete sich aus dem dunklen Heck langsam zu uns vor.
    Sie verfügte auch über die obligatorischen Epauletten, eine Faustfeuerwaffe und die an der Hüfte baumelnde Maske; aber die Uniform – schmutzig und schwarz –
    wies keinerlei militärische Rangabzeichen auf. Diese Person bewegte sich langsam und ziemlich unbeholfen über die schmalen Stege und ließ alle Anzeichen des Alters erkennen; ich bemerkte, daß sich die Uniform über einen Schwabbelbauch
    spannte.
    Die Stimme war schwächlich – sie übertönte kaum den Motorenlärm. »Guter
    Gott, du bist das«, rief er mir zu. »Ich bin wegen der Deutschen bis an die Zähne bewaffnet – aber weißt du, ich hatte nicht mehr mit deinem Erscheinen gerechnet, nach der Dinnerparty letzten Donnerstag –, und schon gar nicht unter solchen Um-ständen!«
    Als er in das Licht trat, war ich reif für den zweiten Schock. Obwohl die Augen trübe waren, die Haltung gebückt und kaum noch eine Spur von Rot in diesem
    grauen Haarwuschel zu sehen war – und obwohl die Stirn des Mannes von einer
    häßlichen Narbe entstellt wurde – handelte es sich hier fraglos um Filby.
    Ich sagte ihm, daß ich ein Verdammter der Zeit wäre.
    Filby kicherte maliziös, als er sich mir näherte. Ich ergriff seine Hand – sie war zerbrechlich und mit Leberflecken übersät – und ich schätzte ihn auf mindestens fünfundsiebzig. »Magst du verdammt sein. Vielleicht sind wir alle verdammt! –
    aber trotzdem ist es gut, dich zu sehen.« Er widmete Moses einige schiefe Blicke: wenig verwunderlich, dachte ich mir!
    »Filby – mein Gott! – Mensch, ich platze bald vor lauter Fragen.«
    »Darauf wette ich. Deswegen haben sie mich ja auch aus dem Altersheim im
    Bournemouth Dome geholt. Ich bin mit der Akklimatisierung beauftragt, wie sie es nennen – um euch Eingeborenen aus der Vergangenheit bei der Anpassung zu helfen – verstehst du?«
    »Aber Filby – es kommt mir erst wie gestern vor – wie kommt es, daß du...«
    »Das?« Er zeichnete seine gebrechliche Statur mit einer abschätzigen, zynischen Geste nach. »Wie es kommt, daß ich so aussehe? Die Zeit, mein Freund. Dieser wundervolle Fluß, auf dessen Wellen du, wie du uns glauben machen wolltest, wie ein Ruderer hin-und herfahren konntest. Nun, die Zeit ist nicht des einfachen Menschen Freund; ich bin auf die rauhe Art durch die Zeit gereist, und das ist das Ergebnis dieser Reise. Seit unserer letzten Sitzung in Richmond und deinem an-deutungsweisen magischen Geschwätz von dem Zeitmaschinenmodell – erinnerst
    du dich? – und deinem Verschwinden in die Zukunft sind für mich siebenundvierzig Jahre vergangen.«
    »Noch ganz der alte Filby«, sagte ich mit Sympathie und ergriff seinen Arm.
    »Selbst du wirst zugeben müssen – spätestens jetzt – daß ich mit der Zeitreise recht hatte!«
    »Ist uns allen auch gut bekommen«, grummelte er.
    »Und nun«, unterbrach uns der Captain, »wenn Sie mich bitte entschuldigen,
    meine Herren, ich habe einen 'Naut zu kommandieren. Wir werden in wenigen Minuten zur Abreise bereit sein.« Sie nickte Filby zu und widmete sich wieder ihrer Besatzung.
    Filby seufzte. »Kommt mit«, meinte er. »Es gibt einen Platz im Heck, wo wir uns hinsetzen können; dort ist es nicht ganz so laut und schmutzig wie hier.«
    Wir schlugen uns zum rückwärtigen Sektor des Forts durch.
    Als wir durch den Mittelgang gingen, konnte ich einen näheren Blick auf die
    Antriebsart des Forts werfen. Unterhalb der zentralen Laufstege sah ich über einem Metallboden eine Anordnung langer Wellen, die frei um eine gemeinsame Achse
    rotierten; und die Wellen waren mit diesen immensen Rädern gekoppelt. Diese
    Elefantenfüße, die wir zuvor gesehen hatten, hingen an Beinstümpfen an den Rä-
    dern. Von den Rädern tropften Schlamm und Bruchstücke des aufgerissenen Stra-
    ßenbelags in den Maschinenraum. Ich sah, daß mittels der Wellen die Räder relativ zum Hauptkörper des

Weitere Kostenlose Bücher