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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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– und wir saßen da, unterhielten uns ein bißchen oder blätterten die Zeitungen durch, wobei wir es nach Möglichkeit vermieden, uns in die Augen zu sehen.
    Ich nahm ein kurzes Bad – es kam warmes Wasser aus dem Hahn, und zwar ganz
    ordentlich –, und dann, nach einem schnellen Brandy und einer Zigarre, zogen wir uns zurück.
    Nur Nebogipfel blieb auf, denn die Morlocks haben andere Schlafgewohnheiten
    als wir, und er bat um einen Block Papier und ein paar Stifte (er mußte im Gebrauch des Spitzers und Radiergummis unterwiesen werden).
    Ich lag da, in diesem warmen und engen Bett, wobei die Fenster meines Zimmers versiegelt waren und die Luft zunehmend stickiger wurde. Hinter den Wänden
    brach sich der Lärm dieses in ein Heerlager verwandelten Londons an der Wöl—
    bung der Kuppel, und durch Ritzen in den Vorhängen sah ich bis tief in die Nacht das Flimmern der Nachrichtenlampen des Ministeriums.
    Ich hörte Nebogipfel im Raucherzimmer herumtapsen; so merkwürdig es auch
    klingen mag, das Geräusch der auf dem Boden patschenden kleinen Morlockfüße
    und das unbeholfene Kratzen seiner Bleistifte auf dem Papier hatten etwas Tröstliches für mich.
    Schließlich schlief ich ein.
    Auf dem Nachttisch stand eine kleine Uhr, die mir sagte, daß es sieben Uhr morgens war, als ich aufwachte; natürlich war es draußen trotzdem dunkel wie die finsterste Nacht.
    Ich stieg aus dem Bett, kramte frische Unterwäsche, ein Hemd und eine Krawatte hervor und zog diesen verschlissenen leichten Anzug an, der schon so manches Abenteuer überstanden hatte. Trotz der frühen Stunde war die Luft stickig; ich fühlte mich wie zerschlagen.
    Ich zog die Vorhänge zurück. Ich sah, daß die Projektion von Filbys Schwatz-Maschine noch immer flackernd unter dem Dach stand; außerdem glaubte ich
    Bruchstücke irgendeiner lebhaften Musik gehört zu haben, die wie ein Marsch
    klang und ohne Zweifel den müden Arbeitern auf ihrem Weg zu einem neuen Ar—
    beitstag im Dienste der Kriegsanstrengungen Beine machen sollte.
    Ich ging die Treppe zum Eßzimmer hinunter. Ich war allein mit Puttick, dem sol-datischen Hausdiener, der mir ein Frühstück aus Toast, Würstchen (deren Fleischfüllung durch irgendeine unidentifizierbare Substanz ersetzt worden war) und –
    was laut Puttick selten genug aufgetischt wurde – ein kurz gebratenes Rührei.
    Als ich fertig war, nahm ich mir noch einen Toast und verzog mich ins Raucherzimmer. Dort fand ich Moses und Nebogipfel, die an dem großen Schreibtisch über Büchern und Papierstapeln brüteten; der Tisch war mit Tassen kalten Tees vollgestellt.
    »Wo steckt Filby?« fragte ich. »Weiß nicht«, sagte Moses. Mein jüngeres Ich
    trug einen Bademantel; er war unrasiert und ungekämmt.
    Ich setzte mich an den Schreibtisch. »Verdammt, Moses, du siehst aus, als ob du nicht geschlafen hättest.«
    Er grinste und fuhr mit einer Hand durch die Haartolle über seiner Stirn.
    »Stimmt, habe ich auch nicht. Ich konnte einfach nicht einschlafen – ich habe in letzter Zeit einfach zuviel erlebt, weißt du, und in meinem Kopf dreht sich alles...
    Ich wußte, daß Nebogipfel noch auf war, deshalb bin ich runtergekommen.« Er
    schaute mich aus roten und dunkel geränderten Augen an. »Wir hatten eine faszinierende Nacht – faszinierend! Nebogipfel hat mich in die Mysterien der Quantenmechanik eingeweiht.«
    »In was?«
    »Ja«, bestätigte Nebogipfel. »Und Moses hat mir seinerseits beigebracht, englische Texte zu lesen.«
    »Er lernt verdammt schnell«, sagte Moses. »Er brauchte kaum mehr als das Alphabet und eine kurze Einführung in die Phonetik, und dann legte er los.«
    Ich blätterte durch das Chaos auf dem Tisch. Da lagen etliche Zettel, die mit merkwürdigen, kryptischen Symbolen beschriftet waren: Nebogipfels Handschrift, wie ich vermutete. Als ich einen dieser Zettel hochhielt, sah ich, wie verkrampft er den Bleistift geführt hatte; an einigen Stellen war das Papier eingeritzt. Nun, der arme Kerl hatte vorher noch nie mit derart primitiven Utensilien wie Füllfederhal-tern oder Bleistiften zu tun gehabt; ich fragte mich, wie ich denn wohl mit einer Steinschloßflinte meiner Vorfahren zurechtgekommen wäre, die nicht so weit entfernt waren wie Nebogipfel von 1938!
    »Es überrascht mich, daß du den Phonographen nicht eingeschaltet hast«, sagte ich zu Moses. »Interessierst du dich denn nicht für die Details der Welt, in der wir uns befinden?«
    »Aber das meiste davon ist entweder Musik oder

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