Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Eindruck der Depression. Unsere kleine Gesellschaft – und insbesondere Moses in seinem auffälligen Kostüm – wurde zum Gegenstand vieler Blicke, aber niemand kam uns zu nahe oder sprach uns an. Es gab hier viele Soldaten, in ähnlich dunklen Uniformen, wie sie die Besatzung des 'Nauts trug, aber zum größten Teil waren die Männer in Anzüge gekleidet, die – wenn auch ziemlich schlicht und schlecht geschnitten – selbst im Jahre 1891 nicht ungewöhnlich gewirkt hätten. Die Frauen trugen dünne Röcke und Blusen, ganz schlicht und funktionell, und das einzige, was mich schockierte, war, daß die Röcke zumeist sehr kurz geschnitten waren, so daß sie höchstens vier Zoll unter die Knie reichten. So kam es, daß ich auf wenigen Yards mehr weibliche Waden und Knöchel zu sehen bekam als in meinem ganzen
    bisherigen Leben! (Vor dem Hintergrund der allgemeinen Situation war dieser
    letztere Punkt nicht von so großem Interesse für mich; aber für Moses war er offensichtlich um einiges faszinierender, und ich fand, daß die Art und Weise, wie er hinstarrte, einem Gentleman nicht angemessen war.)
    Ohne Ausnahme trugen die Fußgänger diese merkwürdigen Metallepauletten,
    und alle hatten selbst in dieser sommerlichen Hitze die schweren Stofftaschen mit den Gasmasken bei sich.
    Ich bemerkte, daß unsere Soldaten ihre Holster geöffnet hatten und – nicht uns, sondern die um uns wogende Menschenmenge beobachteten.
    Wir bogen in östlicher Richtung ab und folgten der Queen's Gate Terrace. Dies war eine Gegend von London, die mir vertraut war. Es war eine breite, elegante Straße, die von großen Terrassen gesäumt war; und ich sah, daß die Häuser durch die Zeit kaum gelitten hatten. Die Fassaden wiesen noch immer die Imitationen griechisch-römischer Verzierungen auf, die mir schon damals aufgefallen waren –
    Säulen mit eingemeißelten Blumenmustern und dergleichen –, und die Gehwege
    wurden von denselben schwarz angestrichenen Geländern begrenzt.
    Bond ließ uns vor einem dieser Häuser anhalten, auf halber Höhe der Straße. Sie erklomm die Treppe zur Haustür und klopfte mit einer behandschuhten Hand dagegen; ein Soldat – ein Gefreiter im Kampfanzug – öffnete. »All diese Häuser sind vor einiger Zeit vom Luftfahrtministerium beschlagnahmt worden. Sie werden
    alles bekommen, was Sie benötigen – wenden Sie sich einfach an die Gefreiten –
    und Filby wird auch hierbleiben.«
    Moses und ich tauschten Blicke. »Aber was sollen wir denn überhaupt tun?«
    wollte ich wissen.
    »Nur Geduld«, erwiderte sie. »Machen Sie sich frisch und schlafen Sie etwas.
    Der Himmel mag wissen, was Ihre innere Uhr jetzt anzeigt! Ich habe Instruktionen vom Luftfahrtministerium; man ist sehr an einem Treffen mit Ihnen interessiert«, eröffnete sie mir. »Ein Wissenschaftler des Ministeriums wird Ihre Sache bearbei-ten. Er wird Sie morgen aufsuchen.
    Nun denn. Alles Gute – vielleicht sehen wir uns bald wieder.« Dann verabreichte sie mir und Moses einen männlichen Händedruck und zitierte den Soldaten Oldfield herbei; dann marschierten sie wieder die Mews hinunter, zwei junge aufrechte und tapfere Krieger – und keinen Deut robuster als dieses kriegsversehrte Wrack, das ich zuvor in der Kensington High Street gesehen hatte.
    Das Haus auf der Queens Gate Terrace
    Filby führte uns im Haus herum. Die Zimmer waren groß, sauber und hell, obwohl die Vorhänge zugezogen waren. Das Haus war gemütlich, aber schlicht möbliert, in einem Stil, der auch ins Jahr 1891 gepaßt hätte. Die wesentlichen Unterschiede bestanden im verbreiteten Einsatz neuer elektrischer Geräte, insbesondere von Leuchten und anderen Geräten wie einem großen Herd, Kühlschränken, Ventilato-ren und Heizungen.
    Ich ging zum Eßzimmerfenster und zog den schweren Vorhang zurück. Das Fenster war doppelverglast und am Rand mit Gummi und Leder abgedichtet – auch die Türrahmen wiesen Dichtungen auf – und draußen, an diesem englischen Junia-bend, herrschte die Dunkelheit der Kuppel, unterbrochen vom entfernten Flackern der Lichtstrahlen unter dem Dach. Und unter dem Fenster fand ich eine Kiste, die durch eine Einlegearbeit getarnt war und eine Reihe Gasmasken enthielt.
    Mit den zugezogenen Vorhängen und dem eingeschalteten Licht war es immerhin für eine Weile möglich, die düstere Welt hinter diesen Wänden zu vergessen!
    Es gab auch ein Raucherzimmer, das mit einem ordentlichen Bestand an Büchern und Zeitungen aufwartete; der kleinlaut

Weitere Kostenlose Bücher