Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)
auf, kriecht hinaus und zieht mich hinter sich her.
»Wir müssen hier weg«, flüstert er. Wir gehen auf dem Straßenpflaster in die Hocke, sodass das Taxi zwischen uns und dem Mann mit der Waffe bleibt. Finn sieht sich hektisch nach einem Fluchtweg um.
»Hast du ihn gesehen?«, frage ich. »Hast du gesehen …?«
Von irgendwoher kommt das Quietschen von Reifen und das Schlagen einer Autotür.
»Marina, lauf!«, ruft eine vertraute Stimme.
Finn reißt mich am Handgelenk hoch und rennt auf die Lücke zwischen zwei Häusern auf der anderen Straßenseite zu. In Erwartung, jeden Moment von einer Kugel getroffen zu werden, werfe ich einen Blick zurück über die Schulter, und was ich sehe, lässt mich wie angewurzelt stehen bleiben.
Der James, der nicht James ist, läuft auf uns zu. Aber bevor er uns erreicht, wird er von einem zweiten Mann angegriffen.
Von Finn.
Derselbe Finn, der an meiner Hand zerrt, wirft den Nicht-James zu Boden.
Da ich stehen bleibe, dreht auch Finn sich um und erstarrt angesichts dessen, was er da sieht.
Die beiden Männer auf dem Boden ringen weiter. Der dunkelhaarige Mann mit James’ Gesicht ist größer und stärker, doch der Blonde, der wie Finn aussieht, ist schnell. Er entwindet dem Dunkelhaarigen die Pistole, sodass sie über das Pflaster davonschlittert. Der Dunkelhaarige schlägt ihm mit locker geballter Faust ins Gesicht, das klatschende Geräusch hallt über die stille Straße. Dann greift er nach etwas an seinem Gürtel – ein schwarzes viereckiges Ding, das perfekt in seine Hand passt und im Licht der Nachmittagssonne metallisch aufblitzt.
»Marina!«, ruft Nicht-Finn, ohne seinen Blick von der Waffe zu wenden. »Lauf weg!«
Der Dunkelhaarige stößt dem Blonden das Ding, das ich für einen Elektroschocker halte, in die Seite, und der Körper des Mannes bäumt sich einmal auf, wie eine Marionette, an deren Fäden gerissen wird. Dann fällt er zurück auf das Pflaster und bleibt mit geschlossenen Augen und offenem Mund liegen.
Der echte Finn erwacht aus der Schockstarre, bevor ich es tue, und reißt an meinem Handgelenk. Wir beide rennen wieder los. Der Dunkelhaarige nimmt die Verfolgung auf, und das Geräusch seiner Schritte dröhnt wie Donner hinter uns.
»Schneller, Marina!«, ruft Finn.
»Ich kann nicht!«
Finn huscht in die Lücke zwischen den Häusern, dabei zieht er mich so schnell hinter sich her, dass meine Füße kaum noch den Boden berühren. Mein Schultergelenk fühlt sich an, als würde es gleich ausreißen. Ich werde es nicht schaffen. Ich weiß es.
»Lauf weiter!«, keuche ich.
»Nein!«
Eine Hand schließt sich um meinen freien Arm. Ich schreie.
»Marina!«, brüllt Finn.
Der Schrei erstirbt auf meinen Lippen, als ich dem Mann, der mich festhält, ins Gesicht schaue. Aus dieser Nähe, mit einem Blick in diese schokoladenbraunen Augen, kann ich es nicht mehr leugnen.
»Es tut mir leid«, sagt James, und ich spüre die Berührung von Metall an meinem Bauch, bevor die Welt umkippt und schwarz wird.
Z WEIUNDDREISSIG
Em
Finn rennt los, um ein zweites Auto zu stehlen, damit er Marina und sein jüngeres Ich einholen kann, und überlässt mir den Chevy. Er bockt unter mir, als ich das Gas durchtrete und dann die Bremse. James und Richter haben einen riesigen Vorsprung, und meine Chancen, sie zu finden, sind minimal. Meine einzige Hoffnung ist, dass sie auf der 14. Straße geblieben sind – die Hauptroute nach Virginia –, weil sie Washington verlassen wollen.
Ich fahre gefährlich schnell, jage den Wagen, wenn es der Verkehr zulässt, mit achtzig Sachen durch das überfüllte Stadtzentrum, schlängele mich um langsamere Autos herum und überfahre rote Ampeln. Meine Hände beben auf dem Lenkrad, und ich bin überzeugt, dass ich jede Sekunde mit etwas oder jemandem zusammenstoßen werde.
Mein Blick huscht über die anderen Autos, während ich fahre, weil ich nach Richters silberfarbener Limousine suche. Ich entdecke einen silberfarbenen Lexus an einer Ampel vor mir. Richter fuhr doch einen Lexus, oder? Ich drängle mich über vier Spuren immer näher an den Wagen heran, doch dann erhasche ich einen Blick auf blondes Haar und eine riesige Sonnenbrille im Seitenspiegel.
Ich werde sie niemals finden.
Ich bleibe auf der 14. Straße, die mich aus Washington hinausbringt, Richtung Pentagon. Überall um mich herum sind silberne Autos. Es muss mehr silberne Autos auf der Welt geben als in jeder anderen Farbe. Ich rase an ihnen vorbei und werfe einen Blick
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