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Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Titel: Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cristin Terrill
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sich in seinen Kopf zurück, um die Antwort zu finden. Anders als die Männer im Raum haben Finn und ich dieses Verhalten so oft gesehen, dass es uns nicht mehr beunruhigt.
    Der Bürgermeister tritt auf ihn zu. »Junge, bist du …«
    Ich halte ihn am Ärmel fest. »Bitte, lassen Sie ihn. Das macht er manchmal einfach. Es ist besser, wenn Sie ihn nicht stören.«
    Was auch immer gerade in James’ Kopf vor sich geht, es ist etwas, das er hinter sich bringen muss. Wenn er daran gehindert oder abgelenkt wird, spuckt er Gift und Galle. James verliert nicht oft die Beherrschung, aber wenn, dann ist es erschreckend.
    Der Bürgermeister tätschelt meine Hand. »Ich bin froh, dass du für ihn da bist, Marina«, sagt er und lässt James in Ruhe.
    James murmelt: »Nate war im Geheimdienst, also vielleicht … Aber der Vizepräsident war auch da! Es hätte nicht passieren dürfen. Es hätte einfach nicht …«
    Er geht noch immer umher und führt Selbstgespräche, als Vivianne in den Raum gelaufen kommt. Ihr Haar ist nachlässig zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihr Mantel falsch zugeknöpft. Ich stehe ihr am nächsten, und sie packt mich mit einem Klammergriff wie eine Ertrinkende.
    »Oh Marina«, sagt sie mit bebender Stimme. Über meine Schulter hinweg erblickt sie James und fährt zurück. »Oh nein. Wie lange ist er schon so?«
    »Nicht lange. Zwanzig Minuten.«
    »Gut.« Ihre Fingernägel graben sich in meine Schultern. »Marina, was soll ich bloß machen?«
    Ich weiß nicht, was ich ihr antworten soll. Es gibt keine Antwort.
    »Kann ich Ihnen etwas holen?«, fragt Finn. »Wasser oder Kaffee?«
    »Ein Kräutertee wäre toll, danke.«
    Finn geht ihr einen Tee aus dem Automaten besorgen. Vivianne sinkt auf einen Stuhl nieder, ohne mich loszulassen, und zieht mich neben sich. Sie und Nate wollen diesen Sommer heiraten. Sie sind seit dem Studium mal zusammen, mal nicht, Seelenverwandte, deren Timing einfach nicht gut war. Sie arbeitete in New York in einer einflussreichen Kanzlei für Zivilrecht und versuchte, ihre Studienkredite abzustottern, und er war hier und zog seinen kleinen Bruder groß. Er brauchte Jahre, sie dazu zu überreden, ihren Job zu kündigen und nach Washington zu kommen, um für eine der gemeinnützigen Organisationen zu arbeiten, die sie liebt. Diese Unternehmen zahlen nämlich nur einen Hungerlohn, und Vivianne wollte nicht, dass Nate sie finanziell unterstützt. Aber schließlich hatte er sie so weit und überzeugte sie, ihn zu heiraten.
    Was sie jetzt vielleicht niemals tun wird.
    »Haben sie euch schon etwas gesagt?«, fragt sie.
    Ich schüttle den Kopf. »Nur, dass er im OP ist.«
    »Viv?«
    Sie und ich sehen auf. James hat aufgehört herumzulaufen und Vivianne endlich wahrgenommen. Sie steht auf und schließt ihn in die Arme.
    Die nächsten Stunden verschwimmen ineinander. Nate wird bis tief in die Nacht operiert, und wir können nichts tun außer warten. Bürgermeister McCreedy wird weggerufen, und sobald er geht, verabschieden sich allmählich auch Senator Gaines und die anderen unter gemurmelten Entschuldigungen. Nach einer Weile sind nur noch wir vier und der Polizist an der Tür übrig.
    Vivianne hält einen fast ununterbrochenen Monolog aufrecht. »Ich habe eure Cousine Alice angerufen, sie fliegt von Westchester hierher. Sie sagte, dass Nancy noch jemanden sucht, der auf die Kinder aufpasst – ihr wisst ja, Benjamin ist gerade erst zwei geworden, und offenbar hat das Kindermädchen Urlaub –, aber dann machen sie und John sich auf den Weg. William ist in Shanghai, aber ich bin sicher, er wird kommen, sobald er kann …«
    Unterdessen gibt James keinen Laut von sich, er starrt nur auf den Boden, eine dünne Falte furcht seine Stirn. Als hätte der abgetretene braune Teppich ihn beleidigt.
    Ich entschuldige mich, verlasse den Warteraum und ziehe mein Handy aus der Clutch, die Sophie aus Moms Schrank stibitzt hat. Ich habe Luz eine SMS geschrieben, als wir hier ankamen, damit sie weiß, wo wir stecken – ich hätte es nicht ertragen, ihre Stimme zu hören, weil ich wusste, dass ich dann wie ein Baby in Tränen ausgebrochen wäre. Danach schaltete ich das Handy aus, da ständig SMS von Freunden und Leuten kamen, die ich kaum kenne. Ich schalte es nun wieder ein, um nachzusehen, ob ich Nachrichten auf der Mailbox habe. Nur zwei, beide von Tamsin. Ich spiele unschlüssig mit dem Handy herum. Seit Stunden denke ich daran, diesen Anruf zu tätigen, aber selbst jetzt, da mein Finger

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