Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)
ich.
»Schon gut. Ich bin sicher, dass ich es eines Tages verdienen werde.«
»Wir müssen ins Krankenhaus fahren. James wird …« Mir schnürt sich die Kehle zu und ich kann den Satz nicht beenden. »Er darf jetzt nicht allein sein.«
»Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«, fragt Finn. »Was, wenn wir im Weg sind oder …«
»Ist dir das nicht lustig genug?«, zische ich. »James braucht uns, und wir fahren. Du warst derjenige, der so verzweifelt sein Freund sein wollte. Jetzt ist es zu spät für einen Rückzieher.«
»Ja, okay.« Finn hebt kapitulierend die Hände. »Lass uns deinen Schuh suchen gehen, und dann rufen wir ein Taxi.«
Es sammelt sich bereits eine kleine Menge vor dem Krankenhaus. Jemand gibt Kerzen aus. Wie schaffen die das so schnell? Ist jemand in die Drogerie gelaufen und hat das Kerzenregal leergeräumt? Bei diesem Anblick fange ich fast wieder an zu weinen, aber ich beiße die Zähne so fest zusammen, dass es wehtut, und konzentriere mich stattdessen darauf.
Ich nehme Kurs auf die Empfangstheke hinter der Glasschiebetür, Finn folgt mir auf den Fersen. Eine Krankenschwester ist mit Notfallpatienten beschäftigt, die husten oder blutende Wunden haben oder schreiende Babys festhalten. Eine zweite gibt geschäftig Daten in einen Computer ein. Ich bahne mir den Weg an den kranken Leuten vorbei zur Theke.
»Ich brauche Hilfe«, sage ich.
»Sie müssen sich hinten anstellen, Miss«, sagt die Krankenschwester, die sich neben mir um die Patienten kümmert, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
»Hey, Entschuldigung!« Ich wedle mit der Hand vor der zweiten Schwester am Computer herum. »Es ist wichtig. Ich suche nach James Shaw, dem Bruder des Kongressabgeordneten. Ich muss wissen, wo sie ihn hingebracht haben.«
»Wir geben keinerlei Informationen über den Abgeordneten heraus«, sagt die Schwester. »Und Sie stellen sich jetzt hinten an.«
»Hören Sie, Sie verstehen nicht. Ich kenne Nate Shaw, okay? Und sein Bruder will mich sicher …«
Finn schiebt mich grob beiseite. Ich sehe rot, aber bevor ich ihm den Kopf abreißen kann, beginnt er mit sanfter, ruhiger Stimme zu der Schwester zu sprechen. »Schwester Shapiro? Ich muss mich für meine Freundin entschuldigen. Sie ist nicht absichtlich unhöflich, sie macht sich nur Sorgen. Verstehen Sie, wir sind Freunde von James Shaw, und wir waren heute Abend mit ihm zusammen im Mandarin. Er ist nur ein Junge, nicht älter als wir, und Sie wissen sicher, was mit seinen Eltern passiert ist. Mir ist klar, dass Sie nur versuchen, Ihren Job zu machen, und dann platzen wir hier herein und stellen Forderungen. Aber gibt es denn gar nichts, was Sie tun können?«
Erstaunlicherweise wird das Gesicht der Schwester weicher. Sie nimmt den Hörer vom Telefon auf ihrem Schreibtisch ab. »Einen kleinen Moment.«
Finn dreht sich zu mir und sieht, dass mir vor Verblüffung der Mund offen steht. »Was? Manche Leute finden mich eben charmant.«
»Offensichtlich.«
»Außerdem wären die Leute vielleicht hilfsbereiter, wenn du sie nicht herumkommandierst, als würden sie für dich arbeiten.«
»Na ja, wenn man bedenkt, wie viel Geld meine Familie für die Krankenhäuser dieser Stadt spendet, tun sie das in gewisser Weise aber.«
Finn verdreht die Augen und wendet sich ab. Ich beobachte, wie Schwester Shapiro ruhig mit der Person am anderen Ende der Leitung redet, und versuche herauszufinden, was gesprochen wird. Nach einem Augenblick legt sie die Hand über die Muschel. »Die diensthabende Schwester der Station ist Mr. Shaw und die Special Agents fragen gegangen. Sie brauchen ihre Erlaubnis, wenn Sie hochgehen wollen.«
»Meinen Sie …« Ich drehe mich zu Finn und halte inne, als ich sein Gesicht sehe. Er starrt in den Wartesaal der Notaufnahme, der durch eine Glaswand von uns getrennt ist. Irgendwann in den letzten dreißig Sekunden hat sich seine normale Gesichtsfarbe in einen kranken Grauton verwandelt. Er scheint eine weißhaarige Frau in einem Rollstuhl zu beobachten, die mit einem kleinen Mädchen neben sich Karten spielt. »Alles okay?« Er hört mich nicht, deshalb berühre ich ihn am Arm. »Hallo?«
Er dreht sich zu mir um und blinzelt, als müsste er sich erst wieder daran erinnern, dass ich hier bin. »Ja.«
»Was ist mit dir los?«
Er sieht weg. »Ich hasse Krankenhäuser.«
»Na, dann tut es mir leid, dass ich dich hierher geschleppt habe«, sage ich beißend. »Schließlich ist Nate ja nur angeschossen worden.«
»Das ist nicht
Weitere Kostenlose Bücher