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Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Titel: Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cristin Terrill
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Gesichtsausdruck verändert sich nicht. »Sag mir einfach, was du mit den Aufzeichnungen gemacht hast.«
    Ich spucke ihm vor die Füße.
    Er seufzt und klopft an die Tür meiner Zelle, um die Wache zu rufen. Ich sehe, wie er schlucken muss, bevor er sagt: »Bringen Sie sie zum Reden.«
    Der Wachposten nickt und schlägt mich mit dem Handrücken, so ruhig, als hätte man ihm aufgetragen, sein Bett zu machen. Er schlägt mich wieder und wieder.
    »James!«, schluchze ich, als er zur Tür geht.
    Er zögert, aber dann schließt er die Zellentür hinter sich, ohne mich anzusehen, und lässt mich allein mit der Wache. Ich schwöre mir in diesem Augenblick, dass ich seinen Namen nie wieder aussprechen werde. James ist fort. Jetzt gibt es nur noch den Doktor.
    Ich komme keuchend zu mir zurück. Ich liege auf der Veranda der Abbotts und winde mich vor Schmerzen, die von erinnerten Schlägen stammen. Neben mir liegt die Waffe. Wie lange war ich weg? Ich richte mich hastig auf die Knie auf und sehe ins Schlafzimmer.
    Marina und James sind fort.

V IERZEHN
    Marina
    Das schleifende Geräusch von Holz auf Holz weckt mich. Ich blinzle verwirrt, da ich weder die verblasste blaue Farbe der Wände noch das Zeug – Bauteile eines Computers? – erkenne, das sich auf dem Schreibtisch in der Ecke türmt.
    Oder den Arm um meine Hüfte.
    Mein Kopf wird schwer, als mir alles wieder einfällt. Nate. Das Blut. Das Krankenhaus. Jeder Gedanke drückt mich nieder, bis ich kaum noch den Kopf in die Richtung des Geräuschs drehen kann, das mich geweckt hat.
    Finn steht vor einer Kommode am Fußende des Bettes und starrt auf James und mich herab, wie wir uns auf seinem Bett zusammengekuschelt haben.
    »Ich wollte nur frische Klamotten holen«, sagt er.
    »Finn …«
    »Ich bin dann in der Küche.«
    Er geht und schließt die Tür hinter sich. Meine Brust schmerzt, wenn ich einatme, als hätte der Ausdruck in seinen Augen mir wehgetan, auch wenn ich nicht weiß, warum. Ich schlüpfe unter James’ Arm hervor und folge Finn in die Küche, wo er Eier über einer Bratpfanne aufschlägt.
    »Hast ihn dir also endlich gekrallt, was?«, fragt er und wackelt vielsagend mit den Augenbrauen.
    »Was?«, sage ich. Ich bin durcheinander, weil er plötzlich so anders ist.
    »Respekt für seine Leistung.« Er verrührt die Eier so heftig mit einem Löffel, dass etwas von der Masse über den Pfannenrand auf die Herdplatte spritzt, wo es verbrutzelt und schwarz wird. »Er hat sich tapfer gewehrt, aber ich schätze, deine weiblichen Reize – oder heißt es Waffen, ich weiß das nie – also, deine weiblichen Qualitäten haben ihn am Ende zur Strecke gebracht. Deine Freundinnen werden so stolz auf dich sein. Hast du’s ihnen schon gesimst?«
    »Du Arschloch«, flüstere ich. »Sein Bruder wurde gestern Abend angeschossen .«
    Er ignoriert mich. »Wie werdet ihr eure Kinder nennen, was meinst du? Ich bin mir sicher, dass du schon ein paar Namen ausgesucht hast.«
    Ich versetze ihm einen Stoß. »Halt die Klappe.«
    Er hält den mit Ei verschmierten Löffel hoch, wie um sich zu ergeben, und lacht. »Ganz ruhig, M. Entspann dich.«
    James betritt die Küche, zerzaust und zerknittert, sein Haar steht in alle Himmelsrichtungen ab. Normalerweise würde ich diesen Anblick unerträglich süß finden und meinem geistigen Fotoalbum von James hinzufügen, aber Finns Sticheleien haben mich getroffen, aus Gründen, die mir nicht einmal ganz klar sind. Vielleicht, weil sie mich und meine Freundinnen so … berechnend klingen lassen? Oder wegen der schleichenden Ungewissheit, ob James einfach irgendjemanden brauchte und ich eben gerade da war?
    Wenn er mich nur anschauen würde, aber sein Blick ist fest auf einen Fleck auf dem Linoleumboden geheftet.
    »Ich muss zurück ins Krankenhaus«, sagt er. »Wir sind schon fast fünf Stunden weg. Vivianne muss kurz vorm Durchdrehen sein mit Cousine Alice.«
    »Du solltest erst was essen«, sagt Finn.
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Schade.«
    Ich würde ihn am liebsten schütteln. Schau mich an! Aber er tut es nicht, und mir wird übel. Hat Finn Recht? Bin ich wirklich so dumm, schon fast über Babynamen nachzudenken, während das, was passiert ist, James gar nichts bedeutet? Weiter hinten im Haus öffnet sich eine Tür, und ein Peng-schlurf-peng-Geräusch dringt an unsere Ohren. Finn drückt mir den Löffel in die Hand. Ich starre einen Augenblick darauf und schiebe dann die Eimasse unsicher in der Pfanne herum.
    »Mom«, ruft Finn.

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