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Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Titel: Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cristin Terrill
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wahnsinnig wichtig ist, was du glaubst.«
    Finn lächelt, aber es wirkt unecht. Er sieht aus dem Fenster, und ich kämpfe einen vorübergehenden Anfall von schlechtem Gewissen nieder. Meine schlechte Laune ist nicht seine Schuld, selbst wenn er mit den Sticheleien über James angefangen hat. Es ist nur so einfach, meine Laune an ihm auszulassen.
    Zwischen uns hält James den Kopf gesenkt und fährt sich mit den Fingern über die Stirn. Die Rädchen beginnen sich wegen irgendetwas in seinem Gehirn zu drehen, aber wenn wir ihn jetzt an seine Grübeleien verlieren, wer weiß, wann er dann zurückkehrt? Ich muss ihn unterbrechen, bevor er zu tief versunken ist.
    »Und? Hat Viv etwas über die Schützen gesagt?«, frage ich. »Haben sie sie geschnappt?«
    James sieht hoch zu mir, und er braucht eine Sekunde, um meine Frage zu verstehen. »Keine Ahnung. Sie wollen ihr nichts sagen. Natürlich nicht.«
    »Sie finden sie bestimmt.«
    »Ja.« Er richtet sich wieder auf. »Ja.«
    Als wir am Krankenhaus ankommen, bemerken wir sofort, dass es nicht mehr abgeriegelt ist. Sie scheinen nicht allzu besorgt wegen der Schießerei auf dem Parkplatz zu sein. Auch im zweiten Stock treffen wir nun wieder Leute an. Zwischen Nates Zimmer und dem Rest der Etage befindet sich allerdings ein ganzes Polizeiaufgebot. Vielleicht war der Zwischenfall auf dem Parkplatz wirklich nur ein Zufall, genau wie Agent Armison gesagt hat.
    Als wir den Warteraum betreten, stürzt sich Cousine Alice auf James, streicht sein Haar glatt und macht ein missbilligendes Gesicht angesichts seiner zerknitterten Klamotten – als wäre es unter der Würde eines Shaws, wie ein normaler Mensch auszusehen, der eine harte Nacht hinter sich hat. Einige weitere Angehörige des Shaw-Clans, die ich von den alljährlichen Weihnachtspartys kenne, stehen ebenfalls auf, als wir auftauchen. Aaron Shaw, nachdem er etwas, das sich nach Juristenkauderwelsch anhört, in sein Handy gebellt hat, und Julia Shaw-Latham, von der ich dachte, dass sie noch in einer Entzugsklinik wäre, begrüßen James, aber ignorieren Finn und mich. Nur Onkel Perry kommt und umarmt mich. Er ist nicht wirklich ein Onkel, nur ein Freund der Familie, der früher immer Süßigkeiten für mich aus seiner Jackentasche gezaubert und mir und James die Gebärdensprache beigebracht hat, sodass wir uns quer durch den Raum unterhalten konnten. Unbemerkt von ihnen sackt Vivianne sichtlich erleichtert zusammen, weil sie nun nicht mehr allein mit ihnen ist.
    »Mir geht’s gut, Alice, wirklich«, sagt James und duckt sich weg, als sie versucht, die genähte Wunde an seinem Kopf in Augenschein zu nehmen. »Es ist nichts.«
    »Nichts? Es ist eine Schussverletzung!«
    »Es ist nur ein Kratzer von herumfliegenden Splittern …«
    »Mir hat die Vorstellung nie gefallen, dass du in dieser Stadt wohnst, praktisch allein«, sagt Alice und zieht ihn neben sich auf einen Stuhl. »Nathaniel – Gott sei ihm gnädig – ist zu jung und beschäftigt, um einen Teenager zu betreuen. Du wirst mit zu mir kommen.«
    James’ Augen weiten sich alarmiert. »Ich kann Nate nicht allein lassen. Außerdem muss ich zurück an die Uni …«
    »Für die Uni bist du zu jung. Und im Augenblick ist dein Bruder nicht in der Lage, sich um dich zu kümmern!«
    Vivianne reibt sich müde die Schläfen, als hätte sie Kopfschmerzen, die sie nicht loswird. »Alice, wir haben das doch besprochen …«
    »Ja, aber – nimm es bitte nicht persönlich, Vivianne – das ist eine Familienangelegenheit …«
    »Bitte, streitet euch nicht …«
    Finn und ich setzen uns ans andere Ende des Raums, und ich versuche, mich unsichtbar zu machen. Alice ist um keinen Deut begeisterter von mir als von James, und der ist schließlich ein Heiliger. Finn nimmt sich eine Zeitschrift und beginnt, auf der Rückseite herumzukritzeln, und ich schalte mal wieder mein Handy ein, um die Dutzenden von Textnachrichten, die auf mich warten, durchzugehen. Kaum ist das Handy an, da verkündet es melodisch den Eingang einer neuen SMS .
    TAMSIN : Bist du noch immer bei J?
    Ich simse zurück: Ja, im Krankenhaus.
    TAMSIN : MARINA , DA BIST DU JA ! Wie geht’s euch??
    ICH : Wir warten noch. Nate ist noch immer bewusstlos. Kannst du den anderen sagen, dass es mir gut geht und sie aufhören sollen, mir zu simsen?
    TAMSIN : Ok, aber ich STERBE vor Neugier!
    Mir dreht es fast den Magen um. Tamsin ist ohnehin nicht der mitfühlendste Mensch der Welt, aber ich kann nicht glauben, dass sie das gerade

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