Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)
konzentriert, aber Finn sagt: »Alles in Ordnung?«
»Alles bestens«, sagt James.
»Ja, bestens«, wiederhole ich. Finn wirft mir einen fragenden Blick zu, den ich ignoriere.
Eine halbe Stunde vergeht, bevor Agent Armison wieder in der Tür auftaucht. Er sagt, dass der leitende Agent angekommen sei, und führt uns zu einem Pausenraum am Ende des Flurs, wo wir ungestört mit ihm sprechen können. Als wir eintreten, erhebt sich ein überraschend junger Mann – er wirkt nicht älter als vierzig – in einem grauen Anzug, um uns zu begrüßen.
James mustert ihn. »Sie sind der Leiter der Ermittlungen zu dem Anschlag auf meinen Bruder?«
»Der bin ich.« Der Mann streckt James seine Hand hin. »Chris Richter. Ich habe gehört, dass Sie mit mir sprechen wollen. Schneller konnte ich nicht kommen.«
James schüttelt seine Hand nicht. »Zu welcher Behörde gehören Sie? Jedenfalls nicht zum FBI .«
Ich weiß nicht, woran er das erkennen will, aber er sagt es mit Bestimmtheit. Sein Onkel war früher Direktor der CIA , er bemerkt vermutlich Dinge, die mir gar nicht auffallen.
Richter lächelt. »Sehr scharfsinnig. Angesichts der Arbeit Ihres Bruders im Geheimdienstausschuss hielt man es für angebracht, mit der Koordinierung der Ermittlungen jemanden zu betrauen, der auf einer höheren Sicherheitsstufe steht.«
»Für wen arbeiten Sie? CIA ? NSA ?«
»Für den DNI .« Ich weiß nicht, was das ist, aber James und Vivianne nicken beide, als würde das all ihre Fragen beantworten. Richter wendet sich Vivianne zu. »Sie müssen Miss Chase sein. Es tut mir leid, dass wir uns unter diesen schrecklichen Umständen kennenlernen.«
Vivianne schüttelt seine Hand. »Mr. Richter.«
»Und das sind …?«
»Meine Freunde«, sagt James.
»Vielleicht wollen sie draußen warten, während wir uns unterhalten?«
»Mir wäre es lieber, wenn sie bleiben.«
Richter lächelt. »Wie Sie wünschen, Mr. Shaw. Also, wie kann ich Ihnen helfen?«
Wir setzen uns auf die Plastikstühle an dem kleinen Esstisch im Pausenraum – Chris Richter auf der einen Seite und wir vier auf der anderen.
»Sie glauben also, dass der Anschlag auf Nate mit seiner Arbeit im Geheimdienstausschuss zu tun hat?«, fragt James.
»Wir gehen dieser Möglichkeit nach.«
Ich sehe mir diesen Richter genauer an. Wenn ich etwas von meiner Mutter gelernt habe, dann wie man mit einem einzigen Blick einen Menschen taxiert. Dass sein Anzug teuer ist, ist mir in dem Augenblick aufgefallen, als er aufgestanden ist, um uns zu begrüßen. Aber aus der Nähe kann ich mir ein besseres Bild machen. Nicht nur, dass der Anzug nicht von der Stange ist wie die Klamotten der meisten Regierungsangestellten – er ist maßgeschneidert und daher kostspielig, selbst für einen Mann in seiner Position. Richters Haarschnitt ist exakt und relativ frisch, und seine Hände sind quadratisch und kräftig, aber nicht schwielig. Er trägt keinen Schmuck, keinen Ehering und nicht einmal eine Uhr. Er hält sich gerade, und sein Lächeln ist warm und aufrichtig.
Ich kann ihn vom ersten Moment an nicht leiden.
»Ich bin froh, dass Sie sich mit mir treffen wollten«, sagt Richter. »Es gibt mir die Gelegenheit, Ihnen selbst zu sagen, dass der Zwischenfall von letzter Nacht hier im Krankenhaus nicht mit dem Anschlag auf Ihren Bruder zusammenhängt.«
Vivianne seufzt erleichtert und streicht James mit der Hand über die Schulter, doch er runzelt die Stirn. »Wie sind Sie zu diesem Ergebnis gekommen?«
Richter beugt sich vor. »Ich sollte Ihnen das wirklich nicht sagen, aber ich weiß, wie frustrierend es ist, nicht eingeweiht zu sein, wenn man selbst im Zentrum der Ereignisse steht. Von den Überwachungskameras haben wir Bilder der Personen, die letzte Nacht auf Sie geschossen haben …«
Genau wie Finn gesagt hat. Dann konnten sie ja selbst sehen, dass ich mir nichts ausgedacht habe. »Personen?«, frage ich. »Also waren sie zu zweit?«
Richter schenkt mir zum ersten Mal seine Aufmerksamkeit, und in seinem Blick liegt ein Hauch von Berechnung, der mich nervös macht. Vielleicht sieht er, wie ähnlich ich dem Mädchen bin, das auf James geschossen hat.
»Das ist richtig«, sagt Richter. »Zwei Jungen, beide ungefähr zwölf oder dreizehn.«
»Was?« Ich schüttle den Kopf. »Das stimmt nicht …«
»Unsere Techniker arbeiten im Moment noch an der Qualität der Bilder«, fährt Richter fort, als hätte ich überhaupt nichts gesagt, »aber es scheint ziemlich klar zu sein, dass das ein Fall
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