Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)
Director Richter ist momentan im Einsatz. Trotzdem können wir sicher jemanden aus seinem Büro rufen, um Sie …«
»Ich glaube, Sie verstehen mich nicht.« James wirkt wie aus Granit gemeißelt. »Mein Bruder wurde angeschossen. Auf mich wurde geschossen. Director Nolan isst einmal im Monat bei uns zuhause, Bundesrichter MacMillan war auf der Party zu meinem sechzehnten Geburtstag, und der Stabschef des Weißen Hauses hat sich einmal Badeshorts von mir geborgt, als er in unserem Haus in Martha’s Vineyard übernachtet hat. Wenn ich also sage, dass ich mit der Person sprechen will, die das Kommando hat, dann meine ich genau das. Ich schlage vor, Sie hören auf, mich wie ein Kind zu behandeln, und schaffen diesen Richter hierher, bevor ich zum Telefon greife.«
Ich starre ihn an. Ich hätte diese Seite an James nie vermutet, und auch Finn pfeift leise durch die Zähne. Er weist ihn nicht zurecht, so wie mich, als ich schroff zu der Krankenschwester war, aber vielleicht liegt das daran, dass James gerade richtiggehend einschüchternd wirkt. Wer ist dieser Mensch?
Vivianne richtet sich auf, und plötzlich ist sie wieder eine entschlossene Anwältin und keine trauernde Verlobte mehr. »Ich habe auch einige Fragen«, sagt sie. »Und ich könnte mir vorstellen, Alice Shaw auch. Soll ich sie holen?«
Armisons harter Gesichtsausdruck beginnt zu bröckeln. Selbst er will sich nicht mit Alice anlegen. »Ich muss erst ein paar Anrufe machen«, sagt er knapp.
Als er weg ist, teilt uns der Arzt mit, worauf wir uns in den nächsten Stunden bei Nate einstellen müssen, aber Vivianne ist die Einzige, die wirklich zuhört. James beobachtet mich, und ich tue so, als würde ich es nicht merken, während Finn vom einen zum anderen schaut.
Connecticut. Der Grund, warum Nate meine Aufmerksamkeit auf Connecticut lenken wollte, muss die Untersuchung sein, die er während seines Aufenthalts dort durchführte und die – wenn sie in Nates Zuständigkeit fiel – fast zwingend etwas mit einem Geheimdienst zu tun haben muss. Warum sollte er mich daran erinnern, wenn nicht deshalb, weil er glaubt, dass die Untersuchung mit dem Anschlag auf ihn in Verbindung steht? Warum sollte das seine allererste Botschaft sein, die zu übermitteln er sich so anstrengen musste, wenn sie nicht wichtig ist?
Und warum sollte er James dabei erwähnen, wenn er nicht auch in Gefahr ist?
Es mag verrückt klingen, aber ich spüre, dass es stimmt. Diese beiden Personen – wer immer sie sind – haben auf James geschossen. Sie haben Nate erwischt, und jetzt sind sie hinter James her.
»Marina?«, sagt er leise. »Kann ich auf dem Flur mal mit dir reden?«
Ich nicke. Ich muss James hier herauskriegen. Wenn jemand von der Regierung verantwortlich für all das ist, ist er hier nicht sicher.
Sobald wir im Flur sind, nimmt James meine Hand. »Was hat er zu dir gesagt?«
»Er hat das Alphabet der Zeichensprache benutzt«, sage ich. »C-T. Connecticut.«
Diese Information sagt ihm etwas. Sein Blick beginnt, durch den Flur zu huschen, so wie es immer der Fall ist, wenn er angestrengt über etwas nachdenkt. Er hat mir einmal erklärt, dass unterschiedliche Augenbewegungen die Aktivität unterschiedlicher Gehirnareale signalisieren, aber es sieht aus, als würde er nach Stellen suchen, an die unsichtbare Puzzleteilchen passen.
»Ich glaube, dass alles mit der Untersuchung zu tun hat, an der er in eurem Urlaub gearbeitet hat«, fahre ich fort.
James runzelt die Stirn. »Woher weißt du davon?«
»Er hat es mir erzählt. An dem Abend, an dem ihr heimgekommen seid.« Ich erwähne nicht, was er über James’ merkwürdiges Verhalten gesagt hat. Ich vergrabe meine Finger in seinen Ärmel. »Ich denke, wir sollten gehen. Jetzt.«
»Warum?«
»Ich glaube nicht, dass wir uns mit dem Leiter der Ermittlungen treffen sollten«, sage ich. »Ich habe Angst, dass … dass …«
»Hey, schon gut, Kleines.« James steckt eine lose Strähne hinter meinem Ohr fest. »Ich habe einige Fragen an diesen Richter, und danach kümmern wir uns um alles.«
»Bitte, ich halte das für keine gute Idee.«
»Es wird nichts passieren«, sagt er. »Vertrau mir.«
Welche Wahl habe ich? Ich versuche das schlechte Gefühl in meinem Magen zu ignorieren. »Okay.«
James küsst mich auf die Stirn. »Erzähl noch niemand anderem von Nate, okay? Lass uns wieder reingehen.«
Ich nicke und folge ihm zurück ins Krankenzimmer. Vivianne nimmt kaum Notiz von uns, so sehr ist sie auf Nate
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