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Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zu schlechter Immunreaktion bei Organverpflanzungen, zu abnormer Hirnentwicklung – ach, in vieler Beziehung ein großes Problem.«
    »Ist das heilbar?« fragte Quellen.
    »Nicht im Sinne einer Vollremission. Aber man kann es in Schach halten. Erbliche Schäden am Galaktosemetabolismus können durch Enzymsynthese beherrscht werden. Trotzdem muß sie eine Spezialdiät einhalten und bestimmte Substanzen meiden, darunter diejenige, die heute abend bei der Zeremonie eine Hauptrolle spielt. Deshalb mußten wir unser eigenes vorbereitetes Material mitbringen. Für den Gastgeber lästig.«
    »Durchaus nicht, durchaus nicht«, dröhnte Brose Cashdan unerwartet. »Nebensache! Wir freuen uns sehr, daß Sie kommen konnten, Mrs. Galuber!«
    Quellen, verwirrt durch Galubers Strom von klinischem Jargon, war erleichtert, als Cashdan verkündete, die Zeremonie werde gleich beginnen. Der Freudel hat mir sein ganzes Gefasel aufgetischt, um seine geistige Überlegenheit zu bekunden, dachte Quellen gereizt. Statt den Jargon seines eigenen Berufs von sich zu geben, der leicht zu parieren war, wenn man sich mit Cocktailparty-Freudelismus auskannte, hatte Galuber es vorgezogen, Quellen mit einem Schwall unergründlicher Fremdwörter medizinischer Art zu überschütten. Quellen verfluchte im stillen Jennifer Galubers Enzymdefizit, ihre wollüstigen Blicke, ihre Galaktolipide-Stauung und ihre wippenden Brüste. Er entfernte sich und folgte Judith durch den Raum zu der mit einem Teppich ausgelegten Vertiefung in der Mitte, wo die Zeremonie stattfinden sollte.
    Judith sagte warnend: »Joe, bitte, zieh dich nicht zurück, wie du es das letztemal getan hast. Du mußt lernen, dich von Stammesreaktionen zu befreien. Betrachte die Dinge objektiv. Was macht es, ein wenig Speichel zu vermischen?«
    »Nichts«, sagte er. »Nehme ich an.«
    »Und Verdauungssäfte – sie können dir nicht schaden. Das dient alles der geistigen Kommunion. Du darfst die Dinge nicht auf veraltete Art betrachten.«
    »Bringst du so den Nerv auf, nackt zu einer Gesellschaft zu gehen?« fragte er. »Indem du die Dinge auf nicht-veraltete Art betrachtest?«
    »Ich bin nicht nackt«, sagte sie spröde.
    »Nein. Du trägst einen Farbüberzug.«
    »Er verbirgt, was zu verbergen uns die Gesellschaft gebietet.«
    »Er läßt deine sekundären Geschlechtsmerkmale frei«, betonte Quellen. »Das ist ziemlich nackt.«
    »Aber nicht die primären. Sieh selbst. Ich bin dort völlig bedeckt, halte mich also durchaus in der Norm. Warum siehst du mich nicht an? Du kannst manchmal so absurd sein, Joe.«
    Da sie darauf bestand, starrte er auf ihre Taille. Seine Augen glitten bis zu ihren Oberschenkeln hinunter. Er mußte es zugeben, dort war sie züchtig bekleidet. Sie sah nackt aus, war es aber nicht. Raffiniert, dachte er. Aufreizend. Er fragte sich, wie sie das Aufsprühkleid wieder wegbekam. Vielleicht würde sie ihm auch das zeigen, bis die Nacht um war. Ihr schmaler Körper übte einen überaus starken Reiz auf ihn aus. Im Gegensatz zu Helaine, deren Schlankheit die Folge von Verfall und allgemeiner Hagerkeit war, besaß Judiths Körper in seiner biegsamen, schlanken Eleganz Vollkommenheit. Quellen wäre nur zu gern sofort mit ihr weggegangen.
    Aber erst mußte die Zeremonie erduldet werden.
    Die Mitglieder dieser Kommunionsgruppe versammelten sich am Rand der Vertiefung. Brose Cashdan brachte als Gastgeber eine funkelnde Metallschüssel, in der eine teigige Masse von der ungefähren Größe eines Menschenkopfes lag. Das war die Substanz des Liebesmahles, wie Quellen wußte: ein unverdauliches Algenprodukt mit Brechreiz erregenden Eigenschaften. Ohne Zweifel auf Mrs. Galubers Galaktosedefizit abgestellt.
    Cashdan sagte: »Doktor Galuber hat sich freundlicherweise bereit erklärt, heute abend unser erster Zelebrant zu sein.«
    Die Beleuchtung dämpfte sich. Galuber nahm von Cashdan die schimmernde Schüssel entgegen und stellte sie auf seine Knie. Dann riß er feierlich ein faustgroßes Stück des Teigs ab und stopfte es sich in den Mund. Er begann zu kauen.
    Es gab viele Sekten. Es war nicht Quellens Art, irgendwo einzutreten, aber selbst er war hier und da in ihre Zeremonien hineingezogen worden, in der Hauptsache auf Judiths Drängen hin. Sie kam auf ihrer Suche nach spiritueller Erfüllung überall hin – von Freudel zu Freudel, von Sekte zu Sekte. Quellen vermutete, daß sie auch bei den verbotenen Sekten gewesen war, vielleicht sogar bei der geächteten Flammen-Bess-Religion. Er

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