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Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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konnte sich vorstellen, wie Judith nackt tanzte – kein Aufsprühkleid mehr, um ihre Scham zu bedecken –, während ein sabbernder Pyromane einen außersinnlichen Brand erzeugte und tobende Stimmen den Umsturz der Hohen Regierung forderten. Vor einer Generation hatten Pyromanen sogar mehrere Führer Stufe Eins durch Attentate getötet. Die Sekte bestand immer noch.
    Aber in der Hauptsache waren die Sekten harmloser – abstoßend, ja, aber nicht verbrecherisch. Wie diese hier, wo Wiedergekäutes auf irgendeine Weise zu einem Gefühl zwischenpersönlicher Harmonie führte. Cashdan leierte irgendeine Digestivlitanei herunter. Galuber stopfte immer noch elastischen Teig in den Mund. Wieviel konnte dieser dicke Bauch aufnehmen? Jennifer beobachtete ihren Mann voll Stolz. Der Freudel schlang weiter. Sein Gesicht war verwandelt, die Augen sahen praktisch nichts. Jennifer leuchtete. Ihr nackter Körper wirkte noch riesiger, während sie sich in der Bedeutung ihres Mannes sonnte.
    Sie sangen jetzt alle. Sogar Judith. Leise, ernsthafte Laute der Spiritualität ertönten.
    Sie stieß ihn an.
    »Du auch«, flüsterte sie.
    »Ich kenne den Text nicht.«
    »Dann summ einfach mit.«
    Er zuckte die Achseln. Galuber hatte fast den ganzen Teig in sich hineingeschlungen. Sein Magen mußte schmerzhaft geweitet sein. Das Zeug war wie Gummi. Das Brechmittel darin wirkte auf der Grundlage kritischer Masse; sobald man genug von dem Stoff im Bauch hatte, wurde der Peristaltikreflex ausgelöst, und das geheiligte Erbrechen begann.
    Judith neben Quellen flehte, in die Reiche des Einsseins aufgenommen zu werden. Nirwana durch Kotzen, dachte Quellen kalt. Wie konnte das sein? Was mache ich hier? Der Gesang hallte von den Glaswänden wieder und betäubte ihn. In subtilem Wechselgesang kreisten Lautströme durch das Zimmer. Er konnte nicht verhindern, daß er im Rhythmus mitschwankte.
    Seine Lippen bewegten sich. Er wäre eingefallen, wenn er den Text gekannt hätte. Er ertappte sich dabei, daß er wortlos summte. Cashdan, der immer noch die Leitung hatte, wurde lauter. Seine Stimme war ein schöner, starker, schwarzer Baß von großer Ausdruckskraft.
    Galuber saß regungslos in der Mitte der Vertiefung. Seine Augen waren geschlossen, die Hände auf dem Bauch gefaltet. Sein Gesicht war gerötet. Er allein war inmitten dieser schwankenden, singenden Gemeinde regungslos. Quellen zwang sich dazu, abseits zu bleiben und zu beobachten. Er sah das rhythmische Schaukeln von Jennifer Galubers anstößig großen Brüsten. Er sah, wie Judiths feingeschnittenes Gesicht aus einer inneren Ekstase heraus erstrahlte. Ein geschlechtsloser junger Mann mit glatten, kastanienbraunen Haaren zuckte, als halte er ein Starkstromkabel in der Hand. Im ganzen Zimmer begann sich die rätselhafte Leidenschaft des Gemeinschaftserbrechens durchzusetzen.
    Dr. Galuber begann sich zu übergeben.
    Der Freudel erbrach sich mit stiller Würde. Seine dicken Lippen öffneten sich, und Teigklumpen stürzten in die Schüssel. Sein rotes Gesicht war schweißbedeckt; jede Art von rückläufiger Peristaltik erforderte Anstrengung, selbst wenn die Medulla wie hier durch die Droge im Teig betäubt war. Trotzdem erfüllte Galuber seine Funktion im Ritus vornehm. Die Schüssel war voll.
    Sie wurde herumgereicht.
    Hände griffen nach feuchtem Teig. Nimm und iß, nimm und iß; das ist der Leib, die wahre Substanz der Gruppe. Nimm teil am Einssein. Brose Cashdan aß. Jennifer Galuber aß. Judith ließ sich friedvoll ihren Anteil geben. Quellen entdeckte in seiner Hand eine feuchte, teigige Masse.
    Nimm. Iß.
    Sei objektiv. Das ist Einssein. Seine Hand hob sich zitternd zum Mund. Er spürte Judiths warmen Schenkel an dem seinen. Nimm und iß. Nimm und iß. Galuber lag ausgestreckt in der Vertiefung, außer sich vor Ekstase.
    Quellen aß.
    Er kaute eifrig und gestattete sich kein Zögern. Die besondere Eigenschaft der unverdaulichen Substanz bestand darin, daß sie bei Berührung mit Speichel nach Eingang in den Verdauungskanal verdaut werden konnte. Einmal schlucken genügte nicht; Galuber hatte sie für ihre Aufnahme nur vorbereitet. Quellen schluckte. Seltsamerweise wurde ihm nicht übel. Er hatte schon Ameisen, rohe Schnecken, Seepferdchen und andere exotische Delikatessen gegessen und dabei keine Aussicht auf ein spirituelles Erlebnis gehabt. Warum hier zögern?
    Die anderen Kommunikanten weinten vor Freude. Auf Judiths Aufsprühkleid glänzten Tränen. Quellen stand dem Universum noch

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