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Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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auf eine Reichweite von nur fünf Jahrhunderten beschränkt?«
    »Durchaus nicht. Wir verbessern uns laufend. Wir hatten ziemlich lange Zeit eine kontrollierte Reichweite von fünf Jahrhunderten, aber eine unkontrollierte, die sich viel weiter erstreckt.«
    »Ja«, sagte Brogg. »Die Schweine und Hunde, die ins 12. Jahrhundert zurückbefördert wurden, und dergleichen.«
    »Davon wissen Sie?«
    »Ich bin sehr gründlich gewesen. Wie groß ist Ihre kontrollierte Reichweite jetzt?«
    »Unterschiedlich«, erwiderte Lanoy achselzuckend. »Wir können innerhalb von zweitausend Jahren fast überallhin, aber der eingebaute Fehler wird um so größer, je weiter es geht. Wir haben es inzwischen auf dreißig Jahre hin oder her verfeinert, aber das ist ein großer Spielraum. Bei der größten Reichweite, meine ich. 1492 oder 1776 könnten wir ganz genau treffen, glaube ich fest.« Er lächelte. »Mit welcher Methode ist bei Quellen etwas auszurichten?«
    »Das hat seinen Preis«, sagte Brogg. »Was kostet eine Fahrkarte zu Hadrian?«
    »Die Methode für Quellen.«
    »Sie nehmen kein Bargeld?«
    »Nicht von Ihnen.«
    Brogg nickte.
    »Verhandeln wir«, sagte er. »Ich glaube, wir können uns einigen.«
    Bis zum Sonnenuntergang war Helaine Pomrath davon überzeugt, daß ihr Mann ein Springer geworden war.
    Es war beinahe Telepathie. Er war zum Abendessen nicht heimgekommen, aber in den letzten Wochen hatte er sich oft verspätet. Diesmal war es trotzdem anders. Helaine war sich seiner Abwesenheit deutlich bewußt. Sie hatte ihr Leben mit ihm so lange geteilt, daß sie an sein Hiersein gewöhnt war, selbst wenn er körperlich nicht bei ihr sein mochte. Nun fühlte sie sich in Gesellschaft seiner Abwesenheit.
    Das Zimmer wirkte kleiner und dunkler. Die Augen der Kinder waren groß. Helaine sprach beruhigend auf sie ein. Sie gab sich Mühe, nicht an Beth Wisnack und ihre düstere Prophezeiung zu denken, Norm werde bald Springer werden. Helaine fragte nach der Zeit, und die Ohrenuhr teilte mit, es sei halb-neunzehn. Sie gab den Kindern ihr Abendessen, aß selbst aber nichts.
    Viertel nach Neunzehn rief sie ihren Bruder in seiner Wohnung an.
    »Ich störe dich ungern, Joe, aber es geht um Norm. Er ist zum Abendessen nicht heimgekommen, und ich mache mir Sorgen.«
    Am anderen Ende blieb es lange still. Helaine beobachtete Quellens Gesicht, aber der Ausdruck verwunderte sie. Seine Lippen waren fest zusammengepreßt.
    »Joe? Warum antwortest du nicht? Hör doch, ich weiß, ich bin dumm und mache mir ohne Anlaß Sorgen, aber ich kann mir nicht helfen. Ich habe das starke Gefühl, daß etwas Schreckliches geschehen ist.«
    »Es tut mir leid, Helaine. Ich habe getan, was ich konnte.«
    »Wovon redest du?«
    »Es hat eine Festnahme gegeben. Wir haben den Kerl, der das Springerunternehmen betreibt. Aber es blieb einfach nicht genug Zeit, Norm zu erreichen. Er ist durchgeschlüpft.«
    Sie spürte, wie die Kälte an den Beinen heraufkroch und in ihr Inneres drang, wie ihre Organe der Reihe nach zu vibrierenden Eisklumpen wurden.
    »Joe, ich verstehe dich nicht. Weißt du etwas von Norm?«
    »Wir haben ihn überwacht. Er machte sich heute früh auf die Suche nach Lanoy. Das ist der Kerl.«
    »Den ihr verhaftet habt?«
    »Ja. Lanoy betreibt das mit den Springern. Betrieb es. Er ist in Gewahrsam. Ich werde ihn morgen früh vernehmen. Norm ging zu ihm. Es war weit draußen – die Fahrt hat den ganzen Vormittag gedauert. Wir haben uns auf Lanoy eingepeilt, wohlgemerkt, aber es gab einfach keine Möglichkeit, rechtzeitig an Norm heranzukommen. Ich habe eine Bandaufzeichnung von der ganzen Sache, wie sie über das Ohr kam.«
    »Er ist – fort?«
    »Fort«, sagte Quellen. »Sein Ziel war 2050. Lanoy war nicht sicher, ob sie dieses Jahr genau treffen können, aber er sagte, die Aussichten dafür seien günstig. Ich möchte dir sagen, Helaine, daß Norm bis zum Absprung hin an dich gedacht hat. Du kannst dir die Bänder selbst anhören. Er sagte, er liebe dich und die Kinder. Er wollte es so einrichten, daß du und die Kinder ihm nach 2050 folgen könnt. Lanoy erklärte seine Bereitschaft dazu. Das ist alles aufgezeichnet.«
    »Fort. Er ist einfach gesprungen.«
    »Er war in sehr schlechter Verfassung, Helaine. Was er heute vormittag alles gesagt hat – er hatte praktisch den Verstand verloren.«
    »Ich weiß. Er war schon seit Tagen so. Ich habe versucht, ihn zu einem Freudel zu bringen, aber –«
    »Kann ich irgend etwas tun, Helaine? Soll ich

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