Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
brauchte sie nicht länger zu fürchten, daß er gehen würde. Sie kehrte ins Leben zurück. Sie fühlte sich jünger.
    Ich zeige es Norm Pomrath schon, dachte Helaine. Es wird ihm noch leid tun, daß er fortgegangen ist.
13
    Es war Morgen. Quellen hatte bewußt zugelassen, daß der festgenommene Lanoy die Nacht im Gewahrsamstank verbringen mußte, damit er Gelegenheit fand, über seine Verbrechen nachzudenken. Lanoy war von allen Sinnesempfindungen abgetrennt. Er schwamm in einem Bad aus warmer Nährflüssigkeit, alles Zufließende war unterbunden, so daß er nichts wahrnahm als seine eigene unerfreuliche Lage. Eine solche Behandlung wirkte oft sehr nachdrücklich auch auf die härtesten Leute. Und nach Broggs Worten war Lanoy der härteste Brocken seit langem.
    Quellen hatte die Neuigkeit zu Hause erfahren, am späten Abend, nicht lange vor Helaines Anruf. Er hatte Anweisungen gegeben, wie mit Lanoy zu verfahren sei, war aber nicht selbst ins Amt gefahren, um sich den Mann anzusehen. Leeward hatte ihn abgeliefert, während Brogg am Sprungort zurückgeblieben war.
    Für Quellen war es eine bedrückende Nacht gewesen. Er wußte natürlich, daß Norm Pomrath sich in die Vergangenheit abgesetzt hatte. Er hatte, angeschlossen an die Echtzeit-Schaltung, hilflos zugehört, als Pomrath und Lanoy das Ganze besprochen hatten und zu einer Einigung gekommen waren. Pomrath hatte an Ort und Stelle bezahlt – womit die Familienersparnisse praktisch aufgebraucht waren – und war auf die Platte getreten, um ins Jahr 2050 gestoßen zu werden. An diesem Punkt hatte die Übermittlung durch das Ohr aufgehört. Das Ohr war ein empfindliches Gerät, aber über einen Zeitabgrund hinweg konnte es nicht senden.
    Helaines steinernes Gesicht hatte ihn noch mehr bedrückt. Sie gab ihm die Schuld an den Ereignissen, wie Quellen wußte, und sie würde ihm nie wirklich verzeihen. Er hatte also seine Schwester verloren, seine einzige Verwandte. Und auch Judith war für ihn verloren. Seit dem Fiasko bei der Gemeinschaftserbrech-Kommunion hatte sie sich geweigert, Anrufe von ihm anzunehmen. Er wußte, daß er sie nie wiedersehen würde. Die schlanke, nackte Gestalt im Aufsprühkleid drehte sich wollüstig in Quellens Träumen und weckte ihn oft.
    Der einzige Trost in einer durchweg düsteren Lage war die Tatsache, daß Lanoy gefunden und festgenommen worden war. Das hieß, daß der Druck auf das Amt bald nachlassen würde. Da der Springerring zerschlagen war, konnte das Leben wieder seinen normalen Lauf nehmen, und Quellen würde wieder in der Lage sein, einen Großteil seiner Zeit in Afrika zu verbringen. Es sei denn, Brogg hatte ihn wirklich verraten. Quellen hatte nicht mehr daran gedacht. Kolls unfreundlicher Tonfall gestern – bedeutete er, daß seine eigene Verhaftung bevorstand, sobald der Fall Lanoy abgewickelt war?
    Quellen erhielt die Antwort darauf kurz vor Mitternacht, als Koll anrief. Für Koll war immer Dienst.
    »Ich habe mich eben im Amt erkundigt«, sagte Koll. »Ich höre, daß Sie den Halunken gefaßt haben.«
    »Ja. Er wurde gegen Achtzehn oder Neunzehn gebracht. Brogg und Leeward hatten ihn aufgespürt. Sie haben ihn in den Gewahrsamstank gesteckt. Ich verhöre ihn am Morgen.«
    »Gut gemacht«, sagte Koll, und Quellen sah um die Lippen des kleinen Mannes den Anflug eines echten Lächelns. »Das paßt gut zu der Personalbesprechung, die Spanner und ich heute nachmittag hatten. Ich habe eben einen Beförderungsantrag für Sie gestellt. Es erscheint ungerecht, den KrimSek in einer Wohnung Stufe Sieben hausen zu lassen, wenn ihm mindestens Sechs zusteht, finden Sie nicht? Sie werden sich Spanner und mir in Ihrem höheren Rang bald anschließen. Das wird Ihre Stellung im Amt selbst natürlich nicht beeinflussen, aber ich dachte, es würde Ihnen Freude machen.«
    Quellen war erfreut. Und erleichtert. Er weiß also doch nichts von Afrika. Das war nur mein Schuldbewußtsein, dem ich die Ängste zu verdanken hatte. Dann kam eine neue Sorge. Wie sollte er das illegale Stat in eine neue Unterkunft schaffen, ohne entdeckt zu werden? Es war schon schwer genug gewesen, die Maschine hier einbauen zu lassen. Vielleicht lockte Koll ihn nur tiefer in eine Falle. Quellen preßte die Hände an die Schläfen und fröstelte, wartete auf den Morgen – und auf Lanoy.
    »Sie geben zu, Menschen in die Vergangenheit geschickt zu haben?« fragte Quellen scharf.
    »Gewiß«, sagte der kleine Mann keck. Quellen starrte ihn an und spürte ein

Weitere Kostenlose Bücher