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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Außer dass sich, wie bei vielen anderen, die ich kannte, langsam ein Abgrund vor mir auftat, eine unermessliche Leere, von der ich nicht wusste, wie ich sie ausfüllen sollte, oder gar, womit. Trotzdem sagte ich zu Rube: »Meinen Job aufgeben. Meine Freunde aufgeben. Verschwinden. Woher weiß ich, dass Sie nicht ein weißer Sklavenhändler sind?«
    »Schauen Sie in den Spiegel.«
    Wir verließen den Park und blieben an der Ecke stehen. Dann sagte ich: »Gut, Rube, heute haben wir Freitag. Kann ich darüber nachdenken? Das Wochenende über? Ich glaube nicht, dass ich interessiert an der Sache bin, aber ich werde es Sie wissen lassen. Mehr kann ich im Moment nicht dazu sagen.«
    »Wie sieht es mit Ihrer Einwilligung aus? Ich würde gerne anrufen und Bescheid geben. Von der nächsten Telefonzelle aus, im Plaza« – er zeigte auf das alte Hotel gegenüber an der 59th Street – »um einen Mann hinzuschicken, der heute Nachmittag noch Ihr Apartment durchsucht.«
    Wieder spürte ich, dass ich errötete. »Ich werde alles wieder so vorfinden, wie es vorher war?«
    Er nickte. »Wenn Briefe herumliegen, wird er sie lesen. Wenn etwas versteckt ist, wird er es finden.«
    »In Ordnung, verdammt noch mal! Tun Sie es! Etwas Interessantes wird er sowieso nicht finden!«
    »Ich weiß.« Rube lachte. »Weil er gar nicht suchen wird und weil ich niemanden anrufen werde. Niemand wird Ihr kleines unordentliches Apartment durchsuchen. Oder hat es durchsucht.«
    »Was, zum Teufel, sollte das dann?«
    »Begreifen Sie denn nicht?« Er sah mich einen Moment lang an und grinste dann. »Sie wissen es noch nicht, und Sie würden es mir auch nicht glauben; aber es bedeutet, dass Sie sich bereits entschieden haben.«

2
    Am Samstagmorgen fuhren Katie und ich nach Connecticut. Das klare sonnige Wetter hielt noch immer an; es war der längste Herbst, an den ich mich erinnern konnte. Ein Wetter, das sicher bald umschlagen würde. Wir wollten es ausnutzen, und so fuhren wir in Katies MG los. Ein veraltetes Modell mit Trittbrettern und lang gestreckter Motorhaube. Obwohl New York wirklich nicht der ideale Ort für ein Auto ist, besaß Kate eines, das sie genau in dem engen Durchgang neben ihrem Geschäft parken konnte, wenn sie dabei gesetzeswidrig über den Bordstein fuhr. Um in diesem Durchgang ein- oder aussteigen zu können, musste sie zwar über das hintere Ende des Wagens klettern, aber sie sparte dadurch die Miete für eine Garage.
    Katie hatte einen winzigen Antiquitätenladen an der 3rd Avenue auf der Höhe der Forties. Ihre Adoptiveltern – sie war im Alter von zwei Jahren adoptiert worden – waren vor einiger Zeit im Abstand von sechs Monaten gestorben; ein ältliches Ehepaar, älter, als ihre eigenen Eltern gewesen waren. Damals war sie von Westchester nach New York gezogen und hatte als Stenografin gearbeitet, was ihr jedoch auf Dauer nicht gefiel. Ein Jahr später hatte sie mit den paar tausend Dollar, die sie geerbt hatte, den Laden aufgemacht. Er rentierte sich nicht. Sie hatte Grußpostkarten und eine kleine Leihbücherei hinzugefügt, was dem Laden auch nicht weiterhalf, und wir beide wussten, dass sie den Laden aufgeben musste, wenn der Mietvertrag im Frühjahr ablief.
    Es tat mir leid, für Kate und auch, weil mir der Laden gefiel. Ich liebte es sehr, dort Dinge zu entdecken, die ich noch nie zuvor gesehen hatte: eine Schachtel mit alten Wahlkampfansteckern, die ich unter einem Tisch hervorzog, oder etwas so Ungewöhnliches wie einen Admiralshut, den ich aufsetzen durfte. Und immer, wenn ich Zeit hatte oder auf Kate warten musste, wie an diesem Morgen, setzte ich mich mit einem Stereoskop und einer der großen Schachteln mit alten stereoskopischen Aufnahmen, die meisten waren von New York, in eine Ecke. Seitdem ich denken kann, befällt mich ein eigenartiges, schwer zu beschreibendes Gefühl, wenn ich alte Fotografien sehe. Vielleicht brauche ich es auch nicht zu erklären, vielleicht wissen Sie, was ich meine. Ich meine das Gefühl des Wunderbaren, das sich einstellt, wenn man fremdartig anmutende Kleider und alte Häuser betrachtet, die entschwunden sind und einem dann mit aller Macht bewusst wird, dass sie einst wirklich existiert haben. Dass von diesen Gesichtern und Gegenständen wirklich das Licht in die Linse fiel. Dass diese Leute einst wirklich hier lebten und in die Kamera lächelten. Man hätte in die Szenerie hineinlaufen können, hätte diese Leute berühren und mit ihnen reden können. Man hätte in dieses

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