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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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das, was auch er gerne gemacht hätte, aber er hatte zwei Kinder auf der Highschool, die später aufs College gehen sollten. Er sagte, wenn ich es eilig hätte, könnte ich sofort nach Beendigung meiner Arbeit gehen, er wolle mit mir nur noch auf gutes Gelingen anstoßen, und ich dankte ihm. Meiner Lüge wegen fühlte ich mich ziemlich miserabel. Ich nahm den Fahrstuhl zur Eingangshalle des Gebäudes und zu den öffentlichen Telefonzellen. Dort wählte ich die Nummer, die Rube mir gegeben hatte.
    Es dauerte lange, bis ich ihn selbst am Apparat hatte. Ich musste mit zwei Leuten reden, zuerst mit einer Frau, dann mit einem Mann, danach wartete ich noch mal zwei volle Minuten, bis sich die Vermittlung einschaltete und mehr Geld verlangte.
    Schließlich hatte ich Rube dran und sagte: »Ich rufe Sie an, um Ihnen mitzuteilen, dass ich, wenn ich mitmache, Katherine erzählen werde, was los ist.«
    Es gab eine längere Pause. Dann sagte er: »Nun, es wird nicht viel geben, was Sie erzählen können, bis wir uns sicher sind, dass Sie tatsächlich ein Kandidat sind. Wenn sich herausstellt, dass Sie nicht dafür geeignet sind, werden wir uns dafür entschuldigen, wenn wir Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet haben; in diesem Fall, vermute ich, werden Sie ihr überhaupt nichts zu sagen haben. Können wir uns darauf einigen?«
    »Ja.«
    »Wenn Sie wirklich an den Punkt kommen sollten, an dem Sie dem Projekt beitreten und erfahren, was wir vorhaben«  – er zögerte – »dann, verdammt noch mal, sagen Sie es ihr eben. Wir haben zwei verheiratete Männer, deren Frauen eingeweiht sind. Wir nehmen ihnen das Versprechen der Geheimhaltung ab und hoffen, dass es funktioniert.«
    »Okay. Was passiert, Rube, wenn sie etwas ausplaudert? Oder wenn ich es tue? Nur so, aus Neugier?«
    »Ein Mann in einem eng anliegenden schwarzen Anzug und mit einer Maske vor dem Gesicht wird aus dem Kamin herausfahren und Sie aus einem geräuschlosen Blasrohr mit einem lähmenden Gift beschießen. Wir werden Sie dann in einen großen Block aus transparentem Plastik bis zum Jahr 2001 einschweißen. Gar nichts wird passieren, Herrgott noch mal! Glauben Sie, die CIA oder sonst wer wird Sie umbringen? Alles, was wir wollen, ist Leute zu finden, von denen wir annehmen, dass wir ihnen vertrauen können. Und Sie sollten auch wissen, dass wir uns Katherine angesehen haben; wir haben sehr diskret Erkundigungen über sie eingezogen. Von Ihnen beiden vertraue ich ihr mehr. Ich nehme an, Sie wollen uns beitreten?«
    Ich verspürte den Impuls zu zögern, ignorierte ihn aber. »Ja.«
    »Okay, sobald es Ihnen möglich ist, kommen Sie etwa um neun Uhr morgens zu uns; hier ist die Adresse.«
    Und so machte ich mich drei Tage später, an einem Donnerstagmorgen kurz nach neun Uhr, auf die Suche nach der Adresse, die Rube mir gegeben hatte. Das schöne Wetter war ersichtlich vorbei, aber ich ging trotzdem zu Fuß, da ich zu aufgeregt für eine Taxifahrt war. Ich wurde zunehmend nervöser; das hier war die Upper West Side, ein Gebiet mit kleinen Fabriken, Werkzeugläden, Buchbindereien, Kramläden. Beide Straßenseiten waren mit Autos zugeparkt, die halb auf dem Bürgersteig standen. Die Bürgersteige waren mit durchnässtem Papierabfall übersät, mit zusammengedrückten Orangensaftpackungen und zerbrochenem Glas. Ich war der einzige Fußgänger. Nachdem ich die Adresse nochmals überprüft hatte, wandte ich mich nach Westen und näherte mich dabei mehr und mehr dem Fluss. Ich kam an Buzz Banister vorbei, einem Hersteller von Neonreklame, der in einem heruntergekommenen weißen Stuckbau untergebracht war; die Fenster waren mit Pappkartons zugestellt. Daneben befand sich Fiore Bros., Wholesale Novelties, ein Vorhängeschloss an der Tür, im Eingang eine zerbrochene Weinflasche. Auf der anderen Straßenseite, hinter einem Stacheldrahtzaun, warteten stumm und verlassen im Regen Hunderte von zu Würfeln zusammengepresste, verrostete Autokarosserien.
    Ich fragte mich allmählich, ob man mich hereingelegt hatte, und Rube Prien war in Wirklichkeit ein … was? Ein Schauspieler vielleicht, angeworben, um mir einen Streich zu spielen? Es schien unwahrscheinlich, doch die Hausnummer, die er mir genannt hatte, wenn sie überhaupt existierte, musste im nächsten Häuserblock liegen. Der gesamte Block vor mir bestand jedoch, wie ich sehen konnte, aus einem einzigen großen, sechs Stockwerke hohen Gebäude, ein rußgeschwärzter Backsteinbau, der von einem verwitterten hölzernen

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