Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)
geworden; ich spürte es und gab mir Mühe meine Stimme nicht zu erheben. Ich fiel ihm ins Wort und sagte: »Rube, eigentlich mag ich Sie ganz gern. Aber zum Donnerwetter: Wer gab Ihnen oder irgendjemand anderem das Recht, seine Nase in meine persönlichen Angelegenheiten zu stecken?«
»Regen Sie sich nicht auf, Si. Das ist es nicht wert. So viel haben wir gar nicht herumgeschnüffelt – nichts Kompromittierendes, nichts Illegales. Wir sind nicht so wie manch andere Regierungsstelle, die ich Ihnen nennen könnte. Wir glauben nicht an eine Allmacht unserer Befugnisse. Es gab keine Wanzen, keine illegalen Durchsuchungen; wir haben ganz im Sinne der Verfassung gehandelt. Aber bevor wir uns trennen, hätte ich gerne von Ihnen die Erlaubnis, Ihr Apartment zu durchsuchen, bevor Sie heute Abend zurückkommen.«
Ich spürte förmlich, wie sich meine Lippen aufeinanderpressten, und schüttelte den Kopf.
Rube lächelte und fasste mich am Arm. »Ich necke Sie nur ein wenig. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel. Ich biete Ihnen die Möglichkeit, die aufregendste Erfahrung zu machen, die ein Mensch jemals gemacht hat.«
»Und Sie können mir wirklich nicht mehr darüber erzählen? Dann überrascht es mich, dass Sie tatsächlich sieben Leute gefunden haben. Oder auch nur einen Einzigen.«
Rube betrachtete nachdenklich den Rasen vor sich, schien sich zu überlegen, was er sagen könnte, dann schaute er wieder zu mir hoch. »Wir würden gerne mehr über Sie wissen«, sagte er langsam. »Wir würden Sie gerne verschiedenen Tests unterziehen. Andererseits wissen wir bereits unglaublich gut darüber Bescheid, wie Sie sind, wie Sie denken. Wir besitzen zum Beispiel zwei originale Simon-Morley-Bilder von der Art Director’s Show im letzten Frühling, sowie ein Aquarell und einige Zeichnungen, alles ordnungsgemäß gekauft und bezahlt. Wir wissen einiges über Ihren Charakter, und einiges Neue habe ich heute erfahren. Und deshalb glaube ich, Ihnen Folgendes sagen zu können: Ich kann Ihnen versichern, ich denke, ich kann Ihnen wirklich versichern – natürlich angenommen, Sie glauben mir und stellen sich für zwei Jahre zur Verfügung, und angenommen, Sie bestehen die weiteren Tests –, dass Sie mir danken werden. Sie werden mir sagen, dass Ihnen allein der Gedanke, Sie hätten das hier verpasst, Schauer des Entsetzens über den Rücken jagt. Wie viele Menschen haben jemals gelebt, Si? Fünf oder sechs Milliarden vielleicht? Nun, wenn Sie bei uns mitmachen, werden Sie unter all diesen Milliarden zu der winzigen Anzahl Auserwählter gehören, die das größte Abenteuer aller Zeiten erleben. Vielleicht werden Sie aber auch der Einzige sein.«
Ich war beeindruckt. Ich saß da, aß einen Apfel, starrte vor mich hin und dachte nach. Doch dann sah ich ihm fest in die Augen. »Sie haben verdammt noch mal nicht mehr gesagt als am Anfang auch!«
»Sie haben es bemerkt! Einigen ist es überhaupt nicht aufgefallen. Das ist aber wirklich alles, was ich sagen kann, Si!«
»Sie sind viel zu bescheiden. Sie haben Ihre Verkaufsstrategie hervorragend ausgearbeitet. Akzeptieren Sie eine Anzahlung auf die Brooklyn Bridge? Mein Gott, Rube, was soll ich denn jetzt sagen? ›Sicher, ich mache mit; wo muss ich unterschreiben?‹«
Er nickte. »Ich weiß, es ist nicht einfach. Es gibt aber keine andere Möglichkeit, es durchzuziehen. So ist es eben.« Dann sagte er leise: »Aber es ist für Sie leichter als für die meisten anderen. Sie sind unverheiratet, haben keine Kinder. Und Ihr Job langweilt Sie zu Tode, das wissen wir. Und warum? Es kommt nichts dabei heraus, die Arbeit ist es nicht wert, getan zu werden. Sie langweilen sich dabei und sind mit sich selbst unzufrieden, und die Zeit läuft Ihnen davon. In zwei Jahren sind Sie dreißig, und Sie wissen noch immer nicht, was Sie mit Ihrem Leben anfangen sollen.« Rube lehnte sich wieder an den warmen Felsen und starrte auf den Weg und die Leute, die in der sonnigen Herbstmittagsstunde spazieren gingen. Er gab mir die Möglichkeit über das nachzudenken, was er gesagt hatte. Er hatte natürlich recht.
Als ich mich ihm wieder zuwandte, wusste Rube bereits Bescheid. Er sagte: »Also tun Sie es. Ergreifen Sie die Chance. Atmen Sie tief durch, schließen Sie die Augen, halten Sie sich die Nase zu und springen Sie. Oder wollen Sie weiterhin Seife, Kaugummi und Büstenhalter verkaufen oder was auch immer Sie aus Ihrem Bauchladen feilbieten? Sie sind, Herrgott noch mal, ein junger Mann!« Rube
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