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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Wort.
    Es folgten noch drei weitere Räume, in denen sich jedoch niemand befand; im vorletzten aber standen neben dem Lehrerpult ein paar Schneiderpuppen und auf einem Stuhl weiße Pappkartons, die Kleider enthalten mochten.
    Nun gingen wir etwas zügiger die Korridore hinunter, vorbei an nummerierten Türen mit schwarz-weißen Namensschildern wie D. W. McElroy; A. N. Burke und Helen Friedman; N. O. Dempster, Archiv B. Fast jeder, der uns begegnete, sprach einige Worte mit Rube, der für alle Zeit hatte. Die meisten Männer waren leger in Sweater und Sporthemden gekleidet, manche trugen jedoch auch Anzug und Krawatte. Die Frauen und Mädchen, einige davon sehr attraktiv, hatten die übliche Bürokleidung an. Zwei Männer in Overalls zwängten sich an uns vorbei; sie schoben einen schweren Holzkarren, auf dem ein Motor oder ein anderes Maschinenteil lag, das teilweise mit einer Plane abgedeckt war. Dann blieb Rube unvermittelt vor einer Tür stehen, die sich in nichts von den anderen unterschied, nur dass sie lediglich mit einer Nummer bezeichnet war, nicht mit einem Namensschild. Er öffnete sie und ließ mir dabei den Vortritt.
    Der Mann hinter dem kleinen Schreibtisch war auf den Beinen, noch bevor mein Fuß die Schwelle überschritten hatte. Ein kleines ödes Vorzimmer mit Tisch, Stuhl und sonst nichts. Rube sagte: »Morgen, Fred.« Und der Mann sagte: »Morgen, Sir.« Er trug eine grüne Reißverschlussjacke über einem Hemd, dessen Kragen offen stand. Und obwohl er weder ein Abzeichen oder eine Waffe trug, jedenfalls war keine zu sehen, wusste ich, dass er ein Wachmann war; seine Schultern, der Brustkorb, Nacken und die Handgelenke waren die eines trainierten Mannes. Doch im Augenblick bestand seine Tätigkeit darin, eine Ausgabe des Esquire zu lesen.
    In die Wand hinter dem Schreibtisch war eine Stahltür eingelassen. Sie hatte keinen Griff, nur eine Messingleiste mit drei Schlüssellöchern. Rube holte einen Schlüsselbund hervor, wählte einen Schlüssel aus, ging dann um den Tisch herum, steckte den Schlüssel in das oberste Schloss und drehte ihn. Aus seiner Hemdtasche nahm er einen weiteren, einzelnen Schlüssel, steckte ihn in das mittlere Schlüsselloch und drehte ihn ebenfalls herum. Der Wachmann, der bislang neben ihm gestanden war, steckte nun seinen Schlüssel in das unterste Loch, drehte ihn und öffnete die Tür. Rube bat mich mit einer Handbewegung einzutreten. Er folgte, die Tür schloss sich hinter uns. Ich hörte das Klacken der einschnappenden Schlösser, und wir befanden uns in einem Raum, der kaum größer war als ein großer Schrank. Mattes Licht fiel von einer an der Decke in einem Schutzgitter angebrachten Birne. Dann erkannte ich, dass wir uns an dem oberen Ende einer metallenen Wendeltreppe befanden.
    Rube schritt voraus. Wir stiegen ein ziemliches Stück hinab, von fast vollkommener Dunkelheit in einen hellen Lichtschein. Von der letzten Stufe traten wir auf einen Metallgitterboden. Bis auf den Boden war dieser Raum dem, den wir gerade verlassen hatten, sehr ähnlich. Entlang zweier Wände erstreckte sich ein roh gezimmertes Holzregal, auf dem ein Dutzend unförmiger Stiefel aus mehr als zwei Zentimeter dickem, grauem Filz standen. Hässliche Dinger, die bis über die Knöchel reichten und wie Galoschen durch Schnallen zu schließen waren. »Sie passen über Ihre Schuhe«, sagte Rube. »Suchen Sie sich ein Paar aus, das bequem sitzt und nicht von den Füßen rutscht.« Er zeigte auf die Metalltür vor uns. »Wenn wir erst einmal drin sind, müssen wir leise sein, absolut ruhig. Keine lauten oder scharfen Töne, wir können uns aber flüsternd unterhalten. Die meisten Geräusche scheinen nach oben zu steigen.«
    Ich nickte; mein Puls, das wusste ich mit Sicherheit, war nun nicht mehr normal. Was zum Teufel würden wir jetzt erleben? Wir schlossen die Schnallen an den Stiefeln – sie waren plump und zu warm –, dann drückte Rube kräftig gegen die Tür, eine schwere Drehtür ohne Knauf oder Schloss, und wir traten ein; hinter uns schloss sie sich lautlos von allein.
    Wir standen auf einem Laufsteg; es war die schmale Fortführung des Metallgitterbodens auf der anderen Seite der Tür. Nur eine hüfthohe Reling aus gespannten Stahlseilen, die mir sehr dünn zu sein schienen, sicherte uns gegen einen Absturz. Meine Hand griff nach dem obersten Seil, fester als notwendig, aber ich konnte nicht anders. Alles in mir sträubte sich weiterzugehen, denn der Laufsteg unter uns gehörte zu

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