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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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im Übrigen achte ich auf meine Ernährung. Und warum dieser ganze Unsinn?« Er antwortete mit erhobenem Zeigefinger. »Weil ich leben und so lange wie möglich dieses Projekt begleiten möchte. Ich hatte ein interessantes Leben, ich bin nicht betrogen worden. Ich habe an zwei Kriegen teilgenommen, in fünf Ländern gelebt, ich hatte zwei Frauen, viele Freunde beiderlei Geschlechts, und vier Jahre lang war ich sogar reich. Keine Kinder, man kann nicht alles haben.« Wieder blickte mich Dr. Danziger mit freundlichen und gleichzeitig neiderfüllten Augen an. »Aber wenn dieses Projekt gelingen sollte, dann wird es das Bemerkenswerteste sein, was der Mensch jemals ersonnen hat, und ich würde alles dafür aufgeben – ich würde eine Diät aus rohen Zwiebeln auf mich nehmen oder Pferdescheiße essen –, nur um ein zusätzliches Jahr oder einen zusätzlichen Monat an Zeit für mich herauszuschlagen. Ganz egal wie vorsichtig ein Mensch lebt, mit achtundsechzig sind die Tage gezählt, während Sie – wie alt sind Sie? Achtundzwanzig?« Ich nickte. »Nun, Sie haben mir vierzig Jahre Zukunft voraus, und wenn ich sie Ihnen stehlen könnte, würde ich es freudig und ohne Reue tun. Ich beneide Sie sogar jetzt schon. Haben Sie jemals jemandem ein Buch geliehen, das Ihnen unglaublich gut gefallen hat, und dabei Neid empfunden, weil der andere es zum ersten Mal lesen würde, eine Erfahrung, die Sie niemals wieder machen konnten?«
    »Ja, Sir. Huckleberry Finn. «
    »Gut. Nun, genauso fühle ich mich jetzt wegen der Stunden, die nun vor Ihnen liegen. Nehmen Sie ihn mit, Rube, es gibt vieles, was Sie ihm zeigen müssen, und wir sind in Eile.« Er schob den Ärmel zurück, um auf die Uhr zu blicken. »Bringen Sie ihn um die Mittagszeit in die Cafeteria.«

3
    Draußen im Korridor kamen Rube und mir Leute entgegen, die geschäftig zwischen den einzelnen Bürozimmern hin und her eilten; meist junge Männer und Frauen, die mir, wenn sie an uns vorbeigingen und Rube zunickten oder mit ihm einige Worte wechselten, neugierige Blicke zuwarfen. Rube beobachtete mich, wie ich feststellte, lächelte ein wenig, und als ich ihn anschaute, sagte er: »Was glauben Sie, was Sie hier erwartet?«
    Ich versuchte eine Antwort zu finden, musste allerdings den Kopf schütteln. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Rube.«
    »Nun, es tut mir leid, so geheimnistuerisch auftreten zu müssen. Aber es ist ausschließlich dem Direktor vorbehalten, Erklärungen abzugeben. Und bevor er das tun kann, müssen Sie es gesehen haben.« Wir bogen um eine Ecke, dann noch eine, um dann schließlich in einen Gang einzubiegen, der beträchtlich schmaler war als der erste. Noch einmal ging es um eine Ecke, dann befanden wir uns in einem engen, sehr langen Gang.
    In die eine der beiden Seitenwände war eine Reihe von getönten Fenstern eingelassen, durch die wir in die, wie Rube sie nannte, Instruktionsräume blicken konnten. Die ersten drei waren leer und wie gewöhnliche Schulzimmer ausgestattet. Sechs oder acht Holzstühle befanden sich darin, mit nur jeweils einer Armlehne, die als Schreibunterlage diente; daneben Tafeln, Bücherregale, Lehrerpulte und Stühle. Im vierten Raum, der wie die anderen eingerichtet war, saßen zwei Männer, einer hinter dem Pult, der andere davor. Wir blieben stehen, um sie zu beobachten. »Wir können hineinsehen, sie aber nicht hinaus«, sagte Rube. »Jeder weiß das; es dient lediglich dazu, die Leute nicht bei der Arbeit zu stören.«
    Der Mann auf dem Schülerstuhl redete ruhig, machte aber regelmäßig Pausen, manchmal rieb er sich nachdenklich das Gesicht. Er war um die vierzig, dünn und hatte einen dunklen Teint; er trug einen marineblauen Sweater und ein weißes Hemd, dessen Kragen offen stand. Der Lehrer hinter dem Pult war jünger und trug eine braune Sportjacke aus Tweed. Neben dem Fenster waren auf einer Stahlplatte zwei Knöpfe angebracht; Rube drückte auf einen dieser Knöpfe, und wir konnten nun aus einem Lautsprecher oberhalb des Fensters die Stimme des Mannes hören.
    Er sprach eine fremde Sprache, nach einigen Sekunden glaubte ich sie erkannt zu haben und wollte schon etwas sagen, doch etwas hielt mich zurück. Ich hatte angenommen, es sei Französisch, eine Sprache, die ich kannte, aber nun war ich mir nicht mehr sicher. Ich hörte aufmerksam zu; einige der Worte waren französisch, davon war ich überzeugt, sie wurden nur etwas anders ausgesprochen. Er sprach sehr flüssig weiter, hin und wieder korrigierte der

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