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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Jones.«
    Abrupt war er wieder sein kühles, ja eisiges Selbst. Wie von selbst verzog sich sein Gesicht zu seinem besonderen Lächeln. »Sind Sie sicher, daß das Ding noch funktioniert?« fragte er spöttisch.
    »Möchten Sie, daß ich es an Ihnen ausprobiere?« konterte sie.
    »Weshalb setzten Sie es nicht gegen das Riesentier ein, das nun in Ihrem Pferdestall eingesperrt ist?« fragte Fletcher.
    »Ich versuchte es«, gestand die hübsche junge Frau. »Es reagierte nicht darauf.«
    »Es ist vermutlich nur auf Menschen programmiert«, meinte Abdul Jones. »Was immer das bedeutet«, murmelte Patricia. »Ich glaube, daß seine Wirkung sich sogar nur auf Männer beschränkt.«
    Merkwürdigerweise hatte Nathan Fletcher das gleiche gedacht. Als er zögernd stehenblieb, in der Absicht, es vielleicht doch darauf ankommen zu lassen, sagte Abdul hinter ihm: »Kapitän, tun Sie nichts Unüberlegtes. Ich werde Miß Hemistan beschützen, wenn es nötig sein sollte.«
    Wortlos drehte Fletcher sich um und trat in das Verlies.

 
27.
     
    Als er wieder auf seiner Pritsche lag, dachte Fletcher trocken: jetzt dürfte die beste Zeit sein, mit dem Versuch, Integrität zu üben, anzufangen und mich reinen Gedanken hinzugeben … Aber während der Minuten, die er damit verbringen wollte, schlichen sich auch andere ein. Und das verursachte bittere Enttäuschung, denn wenn der L-Strahl tatsächlich auf ihn abgefeuert worden war, hatte er kläglich versagt. Aber am meisten ärgerte er sich über sich selbst, über seine dumme Bemerkung. Und natürlich konnte er eine Kritik auch an dem Mädchen, ihres Wankelmuts wegen, nicht unterlassen. Warum hatte sie auf dem Flugboot zu Abdul Jones gesagt, daß sie sich unter meinen Schutz gestellt hatte, wenn es ihr jetzt plötzlich einfällt, mich zurück in dieses Verlies zu werfen und dem Seil des Henkers zu überantworten?
    Abdul Jones, der sich auf der gegenüberliegenden Pritsche ausgestreckt hatte, sagte plötzlich: »Wenn Sie mir das Mädchen überlassen, Kapitän, bringe ich Sie hier heraus.«
    »Hah?«
    »Ich«, erklärte Abdul, »kann mein Lügsmuu modifizieren« – so jedenfalls hörte es sich an – »und die einfachen Schlösser zwischen hier und draußen aufbrennen. Mir ist es egal, was Sie dann machen, wenn Sie erst draußen sind.«
    Der wunde Punkt der Logik des anderen entging Fletchers scharfem Verstand nicht. »Es wäre ein wenig schwierig«, erwiderte er trocken, »Ihnen das Mädchen – wie sagten Sie? – zu überlassen. Erstens gehört sie nicht mir, und außerdem«, ganz plötzlich erinnerte er sich, »dachte ich, daß es in Ihrer Zeit keine Verbrecher mehr gibt.«
    »So meinte ich es auch nicht«, sagte der andere und setzte sich auf. »Was ich vorschlug, war, daß Sie sich heraushalten sollen, wenn ich versuche, Miß Patricia für mich zu gewinnen. Ich versichere Ihnen, daß ich ihr kein Leid zufügen werde.« Er hatte seine Füße jetzt auf dem Boden. »Das beste wäre natürlich«, fuhr er fort, »wenn Sie sich einfach in die Nacht verzögen.« Dann fügte er noch hinzu: »Die Methoden, die ein Mann anwendet, um eine Frau gefügig zu machen, sind keine Verbrechen.«
    Es war wirklich ein schlechter Zeitpunkt für Integrität und reine Gedanken, denn Fletcher glaubte wirklich, daß der Mann aus New York ihn hier herausbekommen konnte.
    Aber ein merkwürdig intensiver Gedanke gegen diesen Vorschlag machte sich in ihm breit. Ich habe dieses Mädchen bereits einmal ertränkt, lautete er. Kann ich es noch einmal tun?
    Erschrocken legte er sich auf die Pritsche zurück und starrte bedauernd hinauf auf die Decke. Es war ein ausgesprochen komplexer Augenblick. Fletcher hatte noch nie davon gehört, daß jemand durch einen starken geistigen Konflikt eine besondere Art von Erschöpfung in sich auslösen konnte.
    Aber er war ja auch so schon erschöpft, und nun vermischten sich die beiden Arten von Erschöpfung. Der folgende Übergang vom Wachzustand in einen tiefen Schlaf war lediglich ein winziger neuraler Schritt.
    Als er nach einer Weile ein leises Schnarchen hörte, stand Abdul Jones auf und beugte sich über die Pritsche des anderen. Es bestand kein Zweifel, der Bursche schlief!
    Kopfschüttelnd betrachtete Jones ihn, dann holte er ein kleines glänzendes Instrument aus einer besonderen Tasche im Innern seiner enganliegenden Jacke. Es war leicht gerundet und sah aus wie der Griff eines silbernen Messers. Es war allerdings keine Klinge daran, dafür hatte es mehrere kleine

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