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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Wiedergeburt. Die Erinnerung an das Vergangene löste es ab, und die Verantwortung für alle Erinnerung.
    Ein Schlafwandler kann sehen. Er stolpert nicht blind dahin. Schlafwandeln ist ein Phänomen des Geistes, das der Hypnose ähnelt. Der Betroffene kann wahrhaftig mit offenen Augen und wachen Sinnen dahinmarschieren. Das Problem ist nur, daß er sich nach dem Erwachen an nichts erinnert, was während seines Schlafwandelns geschehen ist. Er weiß, daß er sich an einem bestimmten Ort zum Schlafen niedergelegt hat, und plötzlich erwacht er ganz woanders. Nicht, daß ihm etwas geschehen wäre, aber allein die Erkenntnis, daß er schlafgewandelt ist, versetzt ihn gewöhnlich in Schock.
    Es war eine sehr späte Stunde für die Königin, noch unterwegs zu sein. Aber Anna hatte darauf bestanden mitzukommen. Inzwischen war Mitternacht vorbei, und die Königin lehnt halb eingenickt in einem Kissenberg, während Robert Harley es sich, etwas wacher als sie, in der anderen Ecke bequem gemacht hatte. Hufgedröhn war ringsum zu hören, denn die Garde der Königin ritt vor, neben und hinter der Equipage.
    Und gerade ihr begegnete der schlafwandelnde Nathan Fletcher. Automatisch trat er von der Straße, um den prunkvoll ausstaffierten Pferden Platz zu machen.
    Aber so einfach war das nicht. Einer der wachsamen Offiziere bemerkte ihn. Und natürlich erregte eine einsame Person unterwegs zu dieser Stunde sofort sein Mißtrauen. Er lenkte sein Pferd zu Fletcher und stellte ihm scharfe Fragen.
    Normalerweise hätte das den Schlafwandler abrupt wecken müssen. Aber das Instrument, das Abdul an Fletcher benutzt hatte, zwang dem Gehirn seine Befehle mit großem Nachdruck auf. Deshalb blieb Fletcher in seinem Schlafzustand und beantwortete die Fragen wahrheitsgetreu, als wüßte er genau, was er tat, und er benahm sich auch so offen wie ein Hypnotisierter in tiefer Trance. Sein Blick schien den berittenen Offizier aufzunehmen und danach den ganzen Trupp der Garde. Es war mondhell, und so erkannte er auch in seinem Zustand die Uniformen. Im gleichen Augenblick erreichte die Equipage seine Höhe und war dabei, an ihm vorüberzufahren.
    Harley, der aus dem Fenster schaute, erkannte ihn natürlich, und so dauerte es nicht lange, bis Fletcher der Königin und dem zukünftigen Earl von Oxford gegenübersaß. Er war völlig entspannt und sich der achtzehnstündigen Zeitverschiebung bewußt. Und so schlug er einen dementsprechenden Plan vor. Er sagte: »Wenn wir London rechtzeitig erreichten oder benachrichtigten, damit die Flotte eine sofortige Suche in Angriff nimmt, könnte sie das Boot in ein sicheres Versteck bringen.« Dann fügte er nach kurzem Überlegen hinzu: »Die Lantellaner sollen sich den Antrieb ruhig holen, er muß ohnehin repariert werden. Wir können dann nur hoffen, daß es dem Jungen später gelingt, ihn wieder an sich zu bringen.«
    Während er sich auf diese vernünftige Weise unterhielt, starrte Harley ihn erstaunt an. »Ich verstehe nicht, Baron«, sagte er, »was Sie zu dieser Stunde auf der Landstraße machten.«
    »Ich entkam mit Abdul Jones’ Hilfe«, erklärte Fletcher.
    Sie fuhren weiter nach Burg Hemistan. Eine zweite Kutsche wurde angespannt, und Patricia machte sich für eine lange Reise bereit. Man weckte Abdul. Schließlich stiegen Patricia, Fletcher und ein Offizier in die zweite Equipage, und Abdul zu der Königin und Harley.
    Der Minister war dagegen, daß die Königin mitkam. »Eure Majestät«, protestierte er heftig, »wir dürfen Sie nicht in Gefahr bringen.«
    »Robert«, erwiderte die Frau, die wahrscheinlich Englands bemerkenswerteste Königin war, »die Situation ist einfach zu aufregend. Sie können mich ja morgen früh hierher zurückbringen lassen. Aber zuerst möchte ich dieses wundervolle Boot sehen.« Sie war es auch, die darauf bestand – nachdem sie Prinz Georg in London hatte signalisieren lassen und der Empfang bestätigt worden war –, daß Abdul in ihrer Kutsche mitfahren sollte. »Ich habe so viele Fragen über die Zukunft«, sagte sie.
    Diese Worte hoben Abdul Jones’ Ego noch höher, als es ohnedies schon war. Er fand, daß die Ehre ihm durchaus zustand. Ich bin aus einer späteren Zeit, dachte er, und diesen Menschen weit überlegen.
    Anna war direkt. Sie benötigte nur einen Blick und ein paar Worte, um zu erkennen, daß dies ein einfacher Bürger der unteren Mittelklasse war. Aber sie unterhielt sich mit seinesgleichen nicht zum erstenmal. Und so fragte sie ihn über das

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