Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
verriegeln.
    Als Fletcher sich diese Rolle, die er nach Lady Patricia spielen sollte, durch den Kopf gehen ließ, empfand er eine ungewohnte geistige Leere. Angst? Das war etwas, dem er normalerweise nicht nachgab, sondern überwand, indem er seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtete.
    Die Ablenkung kam von hinter ihm, als Abdul Jones etwas murmelte. Aber da der Mann aus der Zukunft keinerlei Eindruck auf ihn gemacht hatte, drehte er sich nicht einmal um. Vielleicht war das ein Beweis, daß er sich absolut nicht in einen anderen hineindenken konnte. Er hatte den New Yorker als ein Nichts abgetan, und wie viele bedeutende Männer der Geschichte hätte er daneben stehen und zusehen können, wie er gefoltert oder gevierteilt wurde, ohne auch nur eine Sekunde etwas wie Mitleid zu empfinden. Die Angehörigen der oberen Klassen waren den Ansicht, daß die der unteren überhaupt keiner Empfindung fähig waren.
    »Ich denke«, sagte Fletcher überlegend, »wir sollten erst einmal feststellen, wohin es sich begeben hat. Dann kann ich vielleicht das Haus auf der gegenüberliegenden Seite verlassen und, ohne von dem Tier bemerkt zu werden, die Stallungen erreichen. Dort werde ich die Tür öffnen, das alte Pferd in den leeren Teil bringen, es töten und dann …« Ja, was dann? Lady Patricia wollte, daß er das Ungeheuer in den Stall »führte«, wie sie es nannte. Er aber hoffte, es würde in seinem Hunger vom Blutgeruch angelockt, selbst dorthin finden, und er könnte dann die Tür hinter ihm schließen.
    Gerade, als er seinen Entschluß gefaßt hatte und sich umdrehte, sagte Abdul Jones: »Ich glaube, ich sollte hinüber zum Stall fliegen, die Tür öffnen, das Pferd dorthin schaffen und dann mein (bedeutungsloses Wort) benutzen, um das Ungeheuer hineinzutreiben.«
    Eine kurze Weile, nachdem diese Worte klar und unmißverständlich ausgesprochen waren, wandten sowohl der Piratenkapitän als auch Lady Patricia von Schloß Hemistan sich gleichzeitig dem etwa vierzigjährigen Mann mit dem langen, glatten Gesicht zu. Nach einigen Fragen, die sie ihm stellten, erklärte er, daß sein »Fluganzug« normalerweise durch die Energie einer Solarstation im permanenten Orbit um New York gespeist wurde. Aber natürlich hatte er auch ein batteriebetriebenes Notsystem für einen Flug von etwa vier Stunden.
    »Heißt das, daß Sie diesen – Fluganzug gegenwärtig tragen?« fragte Lady Patricia. Ihr Gesicht wirkte angespannt. Sie drehte sich zu Fletcher um, als wollte sie etwas zu ihm sagen.
    Schließlich murmelte Abdul Jones, und es klang fast entschuldigend: »Das Drahtnetz, das das Fliegen ermöglicht, ist in den Stoff eingewebt. Aber ich sollte wohl jetzt tun, was ich vorschlug. Unterhalten können wir uns später …«

 
26.
     
    Logischerweise gibt es nichts, was ein Mann zu einer Frau sagen kann, die er ertränkt hat. Allerdings lebte in diesem Fall die Frau noch, obgleich sie auf eine Weise gerettet worden war, die man keineswegs dem guten Willen des Mannes zuschreiben konnte. Und nun müßte sie eigentlich von Haß und Abscheu ihm gegenüber erfüllt sein. Aber Fletcher stellte fest, daß es nicht ganz so war, zumindest hatte es nicht den Anschein. Genau wie »zuvor«.
    Doch das Thema des Mordes durch Ertränken würde früher oder später einmal zur Sprache gebracht werden müssen, aber offenbar nicht gerade in diesem Augenblick.
    Patricia saß am Kopf einer mit feinstem Kristall, edlem Porzellan und glänzendem Silberbesteck auf weißem Damast gedeckten Tafel, und lächelte ihre beiden Gäste an. »Heinrich der Zweite sagte, jeder Mensch habe das Recht, gehört zu werden.«
    Aha, dachte Fletcher, das bezieht sich auf mich. Doch im Augenblick beschäftigte ihn vielmehr die »Erinnerung« an etwas, das vor ungefähr zwanzig Stunden passiert war. Manche Leute hatten ähnliche Erinnerungen sofort ignoriert. Interessant, wenn auch erstaunlich, daß der menschliche Abschaum an Bord der Orinda, einschließlich Mr. Shradd, zugelassen hatte, daß die Erinnerung von mehr als fünfzig Menschen einfach ins Nichts versinken konnte. Kein einziger hatte die Erlebnisse seines künftigen Lebens als wirklich anerkannt.
    Für Fletcher war es nicht so einfach. Er hielt hartnäckig an der Überzeugung fest, daß es so eindringliche Träume, für die er seine Erlebnisse flüchtig gehalten hatte, einfach nicht geben konnte.
    Als Nodo den L-Strahl auslöste, hatte zufällig eine weitere Zeitverschiebung stattgefunden.
    Wie kann der Mensch des

Weitere Kostenlose Bücher