Zellen fahren gerne Fahrrad
sich Nahrung zu beschaffen, um so sein Überleben und das seiner Familie zu sichern. Und dazu war voller Körpereinsatz gefordert.
Unsere Gene sind also seit Ewigkeiten auf Nahrungsmangelausgleich gepolt und arbeiten in gleicher Weise weiter, obwohl sich die Lebensbedingungen für uns mittlerweile dramatisch verändert haben. Es scheint, als wäre der Neandertaler am Lagerfeuer eingeschlafen und am nächsten Morgen bei McDonald’s aufgewacht. Nur ein Wimpernschlag in unserer langen Geschichte scheint vergangen zu sein. Urplötzlich ist die Umwelt das Gegenteil von dem, was sie einmal war. Aus Mangel ist Überfluss ge-worden, und wir stehen staunend davor, ohne zu wissen, was das eigentlich für uns und unsere Gesundheit zu bedeuten hat.
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Quelle: International Association for the Study of Obesity
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Auch Bewegung ist zur Luxusoption geworden. Manche nehmen diese Möglichkeit wahr, weil es ihnen vernünftig erscheint oder auch ein natürliches Bedürfnis ist, andere verspüren überhaupt keinen Drang dazu und lassen es einfach. Das ist fatal für die Gesundheit.
Unser Organismus ist von Natur aus nicht darauf geeicht, mehrere kalorienhaltige Mahlzeiten pro Tag an sieben Tagen in der Woche zu verarbeiten. Überschüssige Energie wird so unablässig in Form von Fettzellen gespeichert, die besonders in der Bauchregion lokalisiert sind.
Erst in den letzten Jahren hat die Medizin erkannt, dass die Fettzellen dort nicht nur eine Speicherfunktion haben, sondern dass die Fettzellen im Bauchraum über die Produktion von bestimmten Hormonen aktiv in Stoffwechselprozesse des Körpers eingreifen. Fettzellen in der Bauchregion schütten Hormone und Entzündungsfaktoren aus, sogenannte Adipokine und Interleukine, die über das Gefäßsystem im ganzen Körper verteilt werden.
Die Notbremse ziehen
Die ersten Zellen, die mit diesen Faktoren in Kontakt kommen, sind die E-Zellen. Sie werden direkt in ihrer Funktion beeinträchtigt, wodurch ihre Filterfunktion und weitere wichtige Versorgungsaufgaben gestört werden. Die unerfreuliche Konsequenz: Die Zellen der Organe beginnen schneller zu altern (vgl. Abb.).
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So ist nicht verwunderlich, dass stark Übergewichtige im Durchschnitt biologisch ein bis zwei Jahrzehnte vorgealterte Gefäße und Organe aufweisen können als gleichaltrige Normalgewichtige.
Dieses spiegelt sich auch an Krankheitszahlen wider: Übergewichtige haben ein deutlich höheres Risiko, an Herzinfarkt oder Schlaganfall, Darm-und Brustkrebs sowie Demenz zu erkranken.
Sogar schon bei Kindern und Jugendlichen zeigen sich massive Folgen des modernen Junkfoodlebens. So weisen manche übergewichtige, körperlich inaktive Kinder bereits deutliche körperliche Veränderungen auf, die sie biologisch zu 30-Jährigen werden lassen. Die Gefäßwände sind verdickt und deutlich versteift, die Funktion der E-Zelle ist bereits beeinträchtigt. Zum Glück handelt es sich dabei um reversible Veränderungen, die innerhalb von Wochen bis Monaten regenerieren können, wenn die Kinder sich täglich körperlich mehr bewegen, ihre Ernährung umstellen und dadurch Gewicht verlieren.
Alterungsfaktor Cholesterin
Ist in diesem Buch von Stoffwechselerkrankungen die Rede, ist generell der Fett- bzw. Zuckerstoffwechsel gemeint.
Biologisch gesehen versteht man unter dem Begriff »Stoffwechsel« alle Prozesse im Körper, die mit der Versorgung der Zellen mit Nährstoffen und deren Abbau zu tun haben.
Die zentrale Funktion des Stoffwechsels – der auch als Metabolismus bezeichnet wird – ist die Energiegewinnung durch die Verbrennung von Kohlenhydraten (Zucker) und Fettsäuren (Fettanteilen). Von einer Stoffwechselkrankheit spricht man, wenn es zu einem gestörten Abbau und einer krankhaften
Anhäufung und Speicherung von Stoffwechselprodukten gekommen ist. Dies trifft vor allem für den Diabetes, die Zuckerkrankheit zu. In diesem Fall werden Zucker übermäßig aufgenommen, aber nur unzureichend abgebaut. Erhöhte Blutzuckerspiegel sind die Folge, die besonders die E-Zellen, die direkt mit Blut in Kontakt kommen, bei ihrer Arbeit stören und langfristig schädigen.
Cholesterin im Fokus
Eine Hauptrolle beim Fettstoffwechsel spielt das Cholesterin.
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz, die der Körper vor allem als Baumaterial für Zellwände oder Funktionseinheiten wie Hormone benötigt.
Es wird zum größten Teil im Körper selbst produziert, der Rest an Cholesterin wird über die Nahrung
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