Zelot
schwer.
Zweitausend Jahre später hat der von Paulus geschaffene Christus den historischen Jesus gänzlich verdrängt. Die Erinnerung an den revolutionären Eiferer, der durch Galiläa zog und eine Armee von Anhängern um sich scharte, um das Königreich Gottes auf Erden zu errichten, an den charismatischen Prediger, der sich gegen die Autorität der Jerusalemer Tempelpriester wehrte, den radikalen jüdischen Nationalisten, der die römische Besatzungsmacht herausforderte und verlor, ist beinahe vollständig verblasst. Das ist schade. Denn wenn es etwas gibt, was eine umfassende Studie über den historischen Jesus im besten Fall ergeben sollte, dann dies: Jesus von Nazaret – Jesus der
Mensch
– ist ebenso fesselnd, charismatisch und bewundernswert wie Jesus der Christus. Er ist, kurz gesagt, jemand, an den es sich zu glauben lohnt.
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Danksagung
Dieses Buch ist das Ergebnis von zwei Jahrzehnten Forschungsarbeit zum Neuen Testament und den Ursprüngen der christlichen Bewegung, die ich an der Santa Clara University, der Harvard University und der University of California in Santa Barbara betrieben habe. Obwohl ich natürlich all meinen Professoren zu großem Dank verpflichtet bin, möchte ich doch meine extrem geduldige Griechischprofessorin Helen Moritz und meine kluge Ratgeberin, die inzwischen verstorbene Catherine Bell, beide von der Santa Clara University, besonders hervorheben. Gleiches gilt für Harvey Cox und Jon Levinson in Harvard sowie Mark Juergensmeyer von der UCSB . Daneben danke ich meinem Herausgeber Will Murphy für die bedingungslose Unterstützung, die ich von ihm erfahren habe, sowie dem gesamten Team bei Random House. Besonderer Dank gebührt Elyse Cheney, der besten Literaturagentin der Welt, und Ian Werrett, der nicht nur sämtliche hebräischen und aramäischen Passagen in diesem Buch übersetzt, sondern auch zahlreiche Entwürfe des Manuskripts gelesen und wertvolle Ratschläge erteilt hat. Am meisten aber danke ich wie immer meiner geliebten Frau und besten Freundin Jessica Jackley, deren Liebe und Hingabe mich zu dem Mann gemacht haben, der ich immer gerne werden wollte.
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Anmerkungen
Einführung
Einen großen Teil meiner Erkenntnisse verdanke ich John P. Meiers umfassendem Werk
A Marginal Jew. Rethinking the Historical Jesus
( 4 Bde., New Haven 1991 – 2009 ). Zum ersten Mal begegnete ich Father Meier während meines Studiums des Neuen Testaments an der Santa Clara University. Seine konsequente Sichtweise des historischen Jesus, von der damals nur der erste Band vorlag, legte den Keim zu diesem Buch. Father Meiers Darstellung beantwortet die Frage, warum uns so wenige historische Informationen über einen Mann überliefert sind, der den Lauf der Menschheitsgeschichte so grundlegend veränderte. Seine These, dass wir so wenig über Jesus wissen, weil man ihn zu Lebzeiten nur für einen unbedeutenden jüdischen Bauern aus den Wäldern Galiläas hielt, bildet die theoretische Basis für das vorliegende Buch.
Freilich argumentiere ich darüber hinaus, dass wir nicht zuletzt deshalb so wenig über den historischen Jesus wissen, weil seine messianische Mission – so bedeutend sie sich im Nachhinein auch erwiesen haben mochte – im Palästina des 1 . Jahrhunderts keineswegs ungewöhnlich war. Aus diesem Grund verweise ich auch auf das Zitat des Philosophen Kelsos, «Ich bin der Gott oder Gottes Knecht oder ein göttliches pneuma [Geist] …», das in Rudolf Ottos Standardwerk
Reich Gottes und Menschensohn. Ein religionsgeschichtlicher Versuch
( 2 . Aufl., München 1940 ), S. 1 zitiert wird.
Eine kurze Anmerkung zu Palästina im 1 . Jahrhundert, von dem im ganzen Buch die Rede ist: Palästina war zu Jesu Lebzeiten zwar die inoffizielle römische Bezeichnung für das Territorium, das sich heute über Israel, Palästina, Jordanien, Syrien und den Libanon erstreckt, aber erst nachdem die Römer den Bar-Kochba-Aufstand um die Mitte des 2 . Jahrhunderts zerschlagen hatten, wurde die Region offiziell als
Syria Palaestina
bezeichnet. Dennoch ist die Bezeichnung Palästina des 1 . Jahrhunderts in akademischen Diskussionen über die Zeit Jesu so gebräuchlich, dass ich keinen Grund sehe, sie hier nicht zu verwenden.
Nähere Angaben zu den messianischen Zeitgenossen von Jesus – zu den sogenannten falschen Messiassen – finden sich in den Studien Richard A. Horsleys, insbesondere in «Popular Messianic Movements Around the Time of
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