Zelot
als
lestai,
sondern als
kakourgoi,
sprich «Übeltäter» (Lk 23 , 32 ).
Kapitel sieben: Die Stimme in der Wüste
Alle vier Evangelisten geben unterschiedliche Berichte über Johannes den Täufer (Mt 3 , 1 – 17 ; Mk 1 , 2 – 15 ; Lk 3 , 1 – 22 ; Joh 1 , 19 – 42 ). Allgemein stimmt man darin überein, dass ein Großteil dieses Materials, darunter auch Johannes’ Kindheitsgeschichte bei Lukas, von unabhängigen «baptistischen Traditionen» abgeleitet ist, die von Johannes’ Anhängern bewahrt wurden. Siehe dazu Charles Scobie,
John the Baptist
(Minneapolis 1964 ), S. 50 f. und Walter Wink,
John the Baptist in the Gospel Tradition
(Eugene, Or. 2001 ), S. 59 f. Allerdings nimmt Wink an, dass nur ein Teil dieses Materials aus Johannes’ eigenen Quellen stammt, es wurden seiner Ansicht nach die Kindheitsgeschichten von Johannes und Jesus parallel zueinander entwickelt. Siehe auch Catherine Murphy,
John the Baptist: Prophet of Purity for a New Age
(Collegeville, Minn. 2003 ).
Obwohl Johannes laut Matthäus die Juden vor dem nahenden «Himmelreich» warnt, handelt es sich dabei lediglich um Matthäus’ Umschreibung für das «Reich Gottes». Tatsächlich verwendet Matthäus in seinem Evangelium durchgängig den Ausdruck «Himmelreich», selbst in den Passagen, die er von Markus übernommen hat. Mit anderen Worten, wir können davon ausgehen, dass «Himmelreich» und «Reich Gottes» dasselbe bedeuten und beide Begriffe teilweise auf die Lehren Johannes des Täufers zurückgehen.
Die Darstellungen von Johannes’ Ende in den Evangelien enthalten zahlreiche Ungenauigkeiten (Mk 6 , 17 – 29 ; Mt 14 , 1 – 12 ; Lk 9 , 7 – 9 ). Erstens bezeichnen die Evangelisten Herodias als Frau des Philippus. Tatsächlich aber war sie Herodes’ Frau, und die Frau des Philippus war Salome. Alle Bemühungen konservativer christlicher Kommentatoren, diese eklatanten Fehler zu vertuschen – etwa indem sie Antipas’ Halbbruder den Namen «Herodes Philippus» geben (ein Name, der nirgendwo in den Aufzeichnungen erwähnt wird) – scheitern kläglich. Weiter scheinen die Evangelisten den Ort von Johannes’ Hinrichtung (die Festung Machærus) mit Antipas’ Hof zu verwechseln, der sich zu der Zeit in Tiberias befunden haben müsste. Schließlich sollte darauf verwiesen werden, dass ein Tanzauftritt einer königlichen Prinzessin vor Antipas’ Gästen angesichts der damals für jüdische Frauen gleich welcher gesellschaftlichen Stellung geltenden Sitten völlig undenkbar gewesen wäre. Natürlich mangelt es nicht an apologetischen Versuchen, die Darstellung von Johannes’ Enthauptung in den Evangelien zu retten und ihre Historizität zu behaupten (so zum Beispiel Geza Vermes,
Who’s Who in the Age of Jesus
, S. 49 ), doch ich für meinen Teil halte es mit Rudolf Bultmann,
History of the Synoptic Tradition
(San Francisco 1968 ), S. 301 f. und Lester L. Grabbe,
Judaism from Cyrus to Hadrian
, Bd. 2 , S. 427 f., die beide die in den Evangelien erzählte Geschichte für viel zu phantastisch und fehlergespickt halten, als dass man sie historisch ernst nehmen könnte.
Was Parallelen zwischen Markus’ Darstellung von Johannes’ Tod und dem Buch Esther angeht, siehe Roger Aus,
Water into Wine and the Beheading of John the Baptist
(Providence 1988 ). Darüber hinaus klingt in dieser Geschichte auch Elijas Konflikt mit Isebel an, der Frau von König Ahab ( 1 Kg 13 ; 19 – 22 ).
Josephus’ Bericht über das Leben Johannes’ des Täufers findet sich in
Jüdische Altertümer
18 . 116 – 19 . König Aretas IV . war der Vater von Antipas’ erster Frau, Phasaelis, von der Antipas sich scheiden ließ, um Herodias zu ehelichen. Ob Antipas nach Spanien ins Exil geschickt wurde, wie Josephus in
Die Geschichte des Jüdischen Krieges
2 . 183 schreibt, oder nach Gallien, wie er in
Jüdische Altertümer
18 . 252 behauptet, bleibt ungewiss.
Ein Katalog der Waschungen und Wasserrituale im jüdischen Schrifttum und Gebrauch findet sich bei R.L. Webb,
John the Baptizer and Prophet: A Socio-Historical Study
(Sheffield 1991 ), S. 95 – 132 . Für mehr zu der Verwendung von Wasser in jüdischen Konvertierungsritualen siehe Shaye J.D. Cohen, «The Rabbinic Conversion Ceremony»,
Journal of Jewish Studies
41 ( 1990 ), S. 177 – 203 . Im Palästina des 1 . Jahrhunderts gab es eine erhebliche Anzahl prominenter Figuren, die die Immersionstaufe praktizierten, deren Berühmtester der unter dem Namen Bannus
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