Zelot
(das heutige Golan) und die Gebiete nordöstlich des Sees Gennesaret übertragen. Keiner der drei erhielt den Königstitel: Antipas und Philippos wurden Tetrarchen, «Herrscher eines Viertels», genannt, Archelaos bekam den Namen Ethnarch, «Herrscher eines Volkes»; beide Titel sollten anzeigen, dass es keine einheitliche Königsherrschaft über die Juden mehr gab.
Diese Aufteilung des Königtums erwies sich als ein katastrophaler Fehler Roms, denn der Damm, der Zorn und Verbitterung während der langen, repressiven Regierung des Herodes zurückgehalten hatte, brach jetzt und löste eine Flut von Aufständen und gewaltsamen Protesten aus, die seine unfähigen Söhne, abgestumpft durch ein Leben in Trägheit und Apathie, nicht eindämmen konnten. Die Aufständischen setzten einen Palast des Herodes am Jordan in Brand. Zweimal wurde der Tempel selbst gestürmt: zum ersten Mal am Paschafest, dann noch einmal am Wochenfest. Die Räuberbanden in Galiläa, die Herodes gewaltsam aufgelöst hatte, streiften wieder durchs Land und ermordeten die Handlanger des früheren Königs. In Idumäa, Herodes’ Heimat, meuterten 2000 seiner Soldaten. Selbst Herodes’ Verbündete, darunter sein Cousin Achiabos, schlossen sich der Rebellion an.
Diese Aufstände wurden zweifellos auch durch die messianischen Erwartungen der Juden angeheizt. In Peräa krönte sich ein früherer Sklave des Herodes – ein beeindruckender Riese von Mann namens Simon – selbst zum Messias und sammelte eine Gruppe Banditen um sich, um die Königspaläste in Jericho zu plündern. Die Rebellion endete mit Simons Ergreifung und Hinrichtung. Kurz darauf setzte sich ein weiterer Anwärter auf den Titel des Messias, ein armer Hirtenjunge namens Athronges, eine Krone auf den Kopf und startete einen tollkühnen Angriff auf die römischen Truppen. Auch er wurde festgenommen und hingerichtet.
Chaos und Blutvergießen endeten erst, als Augustus schließlich seine eigenen Truppen nach Judäa schickte, um den Aufstand zu unterdrücken. Der Kaiser ließ Philippos und Antipas im Amt, Archelaos jedoch schickte er ins Exil und unterstellte Jerusalem einem römischen Statthalter. Im Jahr 6 n. Chr. verwandelte er ganz Judäa in eine direkt von Rom aus regierte Provinz. Schluss mit der Semi-Unabhängigkeit. Schluss mit den Klientelkönigen. Schluss mit dem König der Juden. Jerusalem gehörte jetzt ganz und gar Rom.
Der Überlieferung nach starb Herodes der Große im Jahr 4 v. Chr. am Tage vor dem Paschafest im hohen Alter von 70 Jahren, nachdem er 37 Jahre lang über die Juden geherrscht hatte. Josephus schreibt, dass sich an seinem Todestag der Mond verfinsterte, ein Zeichen, das nichts Gutes ahnen ließ und vielleicht das Chaos voraussagte, das jetzt folgen sollte. Es gibt natürlich auch eine andere Überlieferung mit Bezug auf das Ableben Herodes’ des Großen: Irgendwann zwischen seinem Tod im Jahr 4 v. Chr. und der römischen Übernahme Jerusalems im Jahr 6 n. Chr. wurde in einem kleinen Dorf in Galiläa ein Kind geboren, das eines Tages Herodes’ Krönungsmantel als König der Juden für sich beanspruchen sollte.
Kapitel drei
Ihr wisst, woher ich bin
Von alters her liegt Nazaret auf dem zerklüfteten Vorsprung einer zugigen Hügelkuppe in Untergaliläa. Nicht mehr als 100 jüdische Familien leben in diesem winzigen Dorf. Es gibt keine Straßen, keine öffentlichen Gebäude. Es gibt keine Synagoge. Die Dorfbewohner teilen sich einen Brunnen, aus dem sie frisches Wasser holen. Ein einziges Bad, gespeist durch den tröpfelnden Regen, der in unterirdischen Zisternen aufgefangen und gespeichert wird, muss für alle reichen. Es ist ein Dorf mit meist analphabetischen Kleinbauern und Tagelöhnern; ein Ort, der auf keiner Karte verzeichnet ist.
Die Häuser in Nazaret sind einfach gebaut: ein einziger, fensterloser Raum, in zwei Teile geteilt – eine Hälfte für die Familie, die andere für das Vieh –, aus geweißeltem Lehm und Stein errichtet und mit einem Flachdach gedeckt, auf dem sich die Angehörigen des Haushalts versammeln, um zu beten, auf dem sie ihre Wäsche zum Trocknen auslegen, auf dem sie an lauen Abenden ihre Mahlzeiten einnehmen und auf dem sie in den heißen Sommermonaten ihre staubigen Matten ausrollen und schlafen. Die Glücklichen unter den Hausbesitzern haben einen Hof und einen winzigen Flecken Land, wo sie Gemüse anbauen, denn egal, als was sie arbeiten – jeder Nazoräer ist ein Bauer. Die Menschen, die dieses
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