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Zelot

Zelot

Titel: Zelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reza Aslan
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Revolutionäre, die sich ein paar Jahrzehnte später zusammenschlossen, um die Römer aus dem Heiligen Land zu vertreiben.
    Nachdem Herodes der Große im Jahr 4  v. Chr. tot und begraben war, starteten Judas und sein kleines Zelotenheer einen wagemutigen Angriff auf die Stadt Sepphoris. Sie brachen die königliche Waffenkammer der Stadt auf und stahlen die dort gelagerten Waffen und Vorräte. Voll ausgerüstet und verstärkt durch sympathisierende Sepphoräer begannen die Anhänger der Vierten Philosophie dann einen Guerillakrieg in Galiläa, raubten die Häuser der Reichen und Mächtigen aus, setzten Dörfer in Brand und ließen dem jüdischen Adel und jenen, die immer noch ihre Treue zu Rom bekundeten, die Gerechtigkeit Gottes zuteil werden.
    Die Bewegung wuchs und radikalisierte sich im folgenden Jahrzehnt der Gewalt und Instabilität. Als Judäa dann im Jahr 6  n. Chr. offiziell römische Provinz wurde und der syrische Statthalter Quirinius einen Zensus forderte, um die Menschen und den Besitz im neu erworbenen Gebiet zu zählen, zu registrieren und umfassend zu besteuern, nutzten die Anhänger der Vierten Philosophie ihre Chance. Sie nahmen den Zensus zum Anlass für einen letzten Aufruf an die Juden, sich mit ihnen gegen Rom zu wenden und für ihre Freiheit zu kämpfen. Die Steuerschätzung, so argumentierten sie, sei eine Schande. Sie führe allen die Versklavung der Juden vor Augen. Sich freiwillig wie Schafe zählen zu lassen, war nach Judas’ Meinung gleichbedeutend mit einer Gefolgschaftserklärung an Rom. Es war das Eingeständnis, dass die Juden nicht das auserwählte Volk Gottes waren, sondern das persönliche Eigentum des Kaisers.
    Es war nicht der Zensus an sich, der Judas und seine Anhänger so aufbrachte; es war die Vorstellung, irgendeine Steuer oder einen Tribut an Rom zu entrichten. Welches Zeichen könnte deutlicher von der Unterwürfigkeit der Juden künden? Der Tribut war besonders schändlich, weil er den Eindruck vermittelte, dass das Land Rom und nicht Gott gehörte. Tatsächlich wurde die Tributzahlung für die Zeloten zum Test für Frömmigkeit und Gottestreue. Einfach ausgedrückt: Wenn man es für legitim hielt, dem Kaiser Tribut zu zahlen, war man ein Verräter und Apostat. Man verdiente den Tod.
    Der ungeschickt agierende amtierende Hohepriester, ein Handlanger der Römer namens Joasar, der nichts gegen Quirinius’ Zensus einzuwenden hatte und seine jüdischen Glaubensbrüder aufforderte, sich aktiv zu beteiligen, spielte Judas in die Hände. Die Kollaboration des Hohepriesters reichte Judas und seinen Anhängern schon als Beweis dafür, dass der Tempel selbst entweiht worden war und gewaltsam aus den sündigen Händen der Priesteraristokratie gerettet werde müsse. In den Augen der Zeloten um Judas hatte Joasar mit seiner Zustimmung zum Zensus sein Todesurteil unterschrieben. Das Schicksal der jüdischen Nation hing von der Ermordung des Hohepriesters ab. Der Gotteseifer forderte sie. Genau wie Mattatias und seine Söhne «leidenschaftlichen Eifer für das Gesetz» zeigten, indem sie jene Juden töteten, die einem anderen als Gott geopfert hatten ( 1  Makk  2 , 19 – 28 ), genau wie Joschija, der König von Juda, jeden Nichtbeschnittenen in seinem Land im «Eifer für den starken Gott» niedermachte ( 2  Bar  66 , 5 ), so mussten diese Zeloten jetzt den Zorn Gottes von Israel abwenden, indem sie das Land von verräterischen Juden wie dem Hohepriester befreiten.
    Aus der Tatsache, dass die Römer den Hohepriester Joasar aus seinem Amt entfernten, kurz nachdem er die Juden ermutigt hatte, am Zensus teilzunehmen, kann man schließen, dass Judas die Auseinandersetzung gewann. Josephus, der wenig Positives über Judas den Galiläer zu sagen hat (er nennt ihn einen «Sophisten», ein Schimpfwort, das für Josephus einen Unruhestifter bezeichnet, einen Aufwiegler, einen Verführer der Jugend), bemerkt ein wenig kryptisch, Joasar sei von der Auseinandersetzung mit den Zeloten «übermannt» worden.
    Josephus’ Problem mit Judas scheint nicht seine «Sophisterei» oder sein gewaltsames Vorgehen gewesen zu sein, sondern vielmehr das, was er höhnisch Judas’ «königliche Anwandlungen» nennt. Damit meint er, dass Judas beim Kampf gegen die Unterdrückung der Juden und bei der Vorbereitung des Gottesreiches auf Erden wie sein Vater Hiskia vor ihm für sich selbst den Mantel des Messias, den Thron König Davids in Anspruch nahm. Und wie sein Vater vor ihm sollte Judas den Preis

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