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Zelot

Zelot

Titel: Zelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reza Aslan
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die Rebellion der Juden zu einem schnellen und abschließenden Ende zu bringen. Der Kaiser konnte nicht wissen, dass die Rebellion eigentlich sowieso kurz vor dem Zusammenbruch stand.
    Nachdem Manaim ermordet und die Sikarier aus Jerusalem vertrieben worden waren, bereiteten sich die Rebellen auf den römischen Angriff vor, mit dem sie sicher rechneten. Die Stadtmauern wurden verstärkt, Schwerter und Pfeile gesammelt, Rüstungen geschmiedet, Katapulte und Wurfgeschosse rund um die Stadt verteilt. Jungen wurden eilig im Nahkampf ausgebildet. Die ganze Stadt war in Panik, die Rebellen bemannten ihre Positionen und warteten darauf, dass die Römer zurückkehren und Jerusalem wieder für sich beanspruchen würden.
    Aber die Römer kamen nicht. Sicher wussten die Rebellen, was um sie herum geschah. Jeden Tag strömten Scharen verletzter und blutüberströmter Flüchtlinge nach Jerusalem hinein; die Stadt platzte aus allen Nähten. Doch die römischen Vergeltungsmaßnahmen konzentrierten sich bisher auf das Land und wichtige Rebellenhochburgen wie Tiberias, Gamala und Gischala. Je länger die Aufständischen darauf warteten, dass die Römer nach Jerusalem kamen, desto brüchiger und instabiler wurde die Führung der Stadt.
    Schon früh war eine Art Übergangsregierung gebildet worden. Sie bestand vor allem aus Angehörigen der Priesteraristokratie, die sich den Rebellen, wenn auch meist widerwillig, angeschlossen hatten. Diese sogenannte «gemäßigte» Partei wollte sich mit Rom einigen, falls das noch möglich war. Sie wollte bedingungslos kapitulieren, um Gnade bitten und sich wieder unter die römische Herrschaft stellen. Die Gemäßigten genossen viel Unterstützung in Jerusalem, vor allem unter den reicheren Juden, die einen Weg suchten, ihren Status und ihren Besitz zu wahren, von ihrem Leben ganz zu schweigen.
    Doch eine noch größere und lautstärkere Partei in Jerusalem war überzeugt, dass Gott die Juden in den Krieg gegen Rom geführt hatte und dass Gott sie auch zum Sieg führen werde. Im Moment mochten die Lage düster und der Feind unbesiegbar erscheinen. Aber das gehörte zum göttlichen Plan. Warnten nicht die Propheten vor den letzten Tagen: «Plötzlich werden besäte Felder ohne Frucht erscheinen, und volle Scheuern werden plötzlich leer gefunden» ( 4  Esr  6 , 22 )? Wenn jedoch die Juden nur treu zum Herrn stünden, dann würden sie Jerusalem schon sehr bald in seiner ganzen Herrlichkeit sehen. Die Trompeten würden erschallen, und alle, die sie hörten, würden von Furcht ergriffen werden. Die Berge würden sich senken und die Erde werde sich öffnen, um Gottes Feinde zu verschlingen. Die Voraussetzung dafür war nur Treue zu Gott. Treue und Glaubenseifer.
    An der Spitze dieses Lagers stand eine Koalition aus Kleinbauern, einfachen Priestern, Räuberbanden und gerade erst angekommenen Flüchtlingen, die eine entschieden revolutionäre Gruppierung, die Partei der Zeloten, bildeten. Die armen, frommen und antiaristokratischen Mitglieder der Zelotenpartei wollten der ursprünglichen Zielsetzung der Revolte treu bleiben: Sie wollten das Heilige Land säubern und Gottes Herrschaft auf Erden errichten. Gewaltsam widersetzten sie sich der Übergangsregierung und deren Plan, die Stadt den Römern zu übergeben. Das war Blasphemie. Es war Verrat. Und die Zelotenpartei wusste, welche Strafe auf beides stand.
    Die Zeloten übernahmen den inneren Hof des Tempels, zu dem nur die Priester Zutritt hatten, und entfesselten von dort aus eine Terrorwelle gegen all jene, die in ihren Augen nicht hinreichend loyal gegenüber dem Aufstand waren: gegen den reichen Adel und die Juden der Oberschicht; die alten herodianischen Adligen und die frühere Führung des Tempels; die Oberpriester und alle, die sich dem gemäßigten Lager angeschlossen hatten. Die Anführer der Zelotenpartei stellten ein eigenes Schattenkabinett auf und zogen Lose, um den nächsten Hohepriester zu bestimmen. Das Los fiel auf einen ungebildeten Kleinbauern vom Lande namens Phanni, Sohn des Samuel. Er wurde in die protzigen Roben des Hohepriesters gesteckt und vor den Zugang zum Allerheiligsten gestellt. Man erklärte ihm, wie er die Opfer zu vollziehen hatte, während die Reste des Priesteradels von Weitem zusahen und die Entweihung ihrer heiligen Blutlinie beweinten.
    Das Blutvergießen und die internen Auseinandersetzungen zwischen den rivalisierenden Gruppen hielten an. Zudem strömten immer mehr Flüchtlinge in die Stadt, was die Querelen,

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