Zeltplatz Drachenloch
Uhr vorbei. Ihr habt also Georg länger als fünf Stunden hier angebunden stehengelassen ?«
Schweigen.
»Ihr meldet euch morgen in der Zehnuhrpause bei mir. Dann gehen wir miteinander zum Herrn Direktor .«
Als sie mit Georg auf die Straße traten, merkten sie erst, wie blaß er war.
»Ist dir schlecht ?« fragte der Lehrer.
»Nein, danke. Es geht schon .«
»Komm, ich trag’ dir deine Tasche .«
Georg sah Gine dankbar an. Ecke Sperlingstraße -Buchengasse blieb Immerfroh stehen.
»Ich denke, ihr beide geht nun hübsch nach Hause«, sagte er zu Hans und Max. »Du, Hans, sieh zu, daß du mich morgen wieder mit beiden Augen ansehen kannst, und du, Max, laß deine Backe abschwellen, damit du wieder schön bist. Es ist nett von euch, daß ihr beide Gine geholfen habt, ihren Bruder zu finden .«
Auch Gine gab den beiden die Hand. Zu Max sagte sie: »Ich danke dir schön, du hast das fabelhaft gemacht .« Zu Hans: »Dir danke ich auch .«
Georg bedankte sich ebenfalls, dann gingen die Zwillinge mit Immerfroh die Sperlingstraße hinauf zur Rosenallee. »Hast du gehört ?« sagte Max, »ich danke dir schön, du hast das fabelhaft gemacht!«
Hans nickte nur. Er hatte es sehr gut gehört. Max war der Held des Tages. Er, Hans, war Nebensache. Ihm dankte man, weil er gerade dastand und weil man beim Bedanken war.
Die beiden verabschiedeten sich, gähnten zu gleicher Zeit und gingen heim.
»Sag nur, wie siehst du aus ?« rief Frau Brenner entsetzt, als sie Georg sah.
Bevor Georg antworten konnte, rief Gine: »Daran ist nur der Kores schuld; aber ich hab’ ihm zwei gegeben, die er sich merken wird .«
Erst jetzt bemerkte Frau Brenner auch den Lehrer Immerfroh, der etwas weiter weg von der Tür stand.
»Ihr Sohn hat wieder einmal Pech gehabt, Frau Brenner«, sagte der Lehrer. »Wir haben ihn eben aus seinem Gefängnis befreit, und ich bin mitgekommen, um seine Schuldlosigkeit zu bestätigen .«
Frau Brenner bat den Lehrer in die Wohnung. Nun erschien auch Herr Brenner, der die Hände zusammenschlug, als er seinen blassen Sohn sah. Er freute sich, den Lehrer Immerfroh, von dem ihm schon viel erzählt worden war, kennenzulernen, und fragte ihn gleich, ob es nicht am besten wäre, Georg in einen Box- oder Jiu-Jitsu-Kurs zu schicken.
»Was sollen wir wirklich mit unserem Georg tun ?« fragte nun auch Frau Brenner ernst. »So geht das doch nicht weiter !«
»Ich wüßte schon etwas, was ihm sehr gut tun würde .«
»Das wäre ?« fragte Herr Brenner.
»Einen Sommer lang in einem richtigen Zeltlager leben. Das müßte er. In einem Dorf der Buben, in dem jeder seinen Mann stehen muß, wo es auf jeden ankommt.«
»Fein«, rief Gine, »da mache ich mit. Das ist etwas für mich !«
»Gine, ich bitte dich !« sagte Herr Brenner. »Du, ein Mädchen. Du kannst doch nicht unter Buben hausen .«
»Ich wehr’ mich schon, wenn sie mich hauen wollen«, sagte Gine. »Du hättest nur sehen sollen, wie ich heute dem Kores zwei Ohrfeigen gegeben habe .«
Herr Brenner sah zu seiner Frau, dann zu Immerfroh, dann hob er die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen. »Und das ist nun ein Mädchen«, seufzte er.
»Und Sie wollen so ein Zeltlager durchführen ?« fragte Frau Brenner den Lehrer. »Sie wären doch wirklich sehr geeignet dafür .«
»Ich dachte schon daran, aber das alles kostet eben sehr viel Geld. Man braucht Zelte, Wanderausrüstung, Kochgeschirre, Lebensmittel, eine ganze Menge .«
»Das sicher, aber es wäre doch auch eine schöne Aufgabe .«
»Ich würde Ihnen gern, so gut ich kann, helfen. Das wäre vor allem eine Gelegenheit, auch die Kinder ärmerer Eltern aufs Land zu bringen .« Herr Brenner sah zu Georg, der eben den Pudding verspeiste. »Würde dir das Spaß machen, ein Zeltlager, wandern, baden, spielen? Wenn du zurückkommst, bist du ein Herkules und trägst den Florian spazieren .«
»Der Florian ist unser Auto«, erklärte Gine.
»Möglich«, sagte Georg.
IM SECHSTEN UND SIEBTEN KAPITEL
werden einige Fragen gelöst. Die Sechste bittet um Gnade für ihre Peiniger von der Siebten.
Immerfroh schreibt einen wichtigen Brief.
Zum Schluß lesen wir wieder mit Immerfroh den Brief den er als Antwort erhalten hat.
Schon am nächsten Morgen besprach Lehrer Immerfroh mit seinem Kollegen Scherenmann, dem Klassenvorstand der Siebten, die Vorfälle des vergangenen Tages. Scherenmann rückte ununterbrochen die Brille, stampfte manchmal mit dem Fuß auf oder hieb mit der flachen Hand auf den Tisch des
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